Erste Fälle nahe Franken: Lebensbedrohliche Krankheit ausgebrochen - Appell an Bevölkerung

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In Thüringen wurden zum ersten Mal seit Jahren wieder Masern-Infektionen registriert. In Niedersachsen schießen die Fallzahlen in die Höhe. Jetzt wendet sich ein Gesundheitsamt direkt an die Bevölkerung.

Dieses Jahr wurden erstmals seit 2019 wieder Masernfälle in Thüringen vom Robert Koch-Institut (RKI) erfasst. Laut Tagesschau meldete die Techniker Krankenkasse (TK) unter Berufung auf RKI-Daten, dass bis Ende August sechs Fälle festgestellt wurden.

"Auch wenn sechs gemeldete Masernfälle nicht nach viel klingen, ist es auffällig, dass die Erkrankung nach fünf Jahren wieder in Thüringen aufgetreten ist", betonte Guido Dressel, Leiter der TK-Landesvertretung Thüringen. Bundesweit wurden laut RKI bis Ende August 503 Fälle gemeldet, was rund sechsmal mehr ist als im Vorjahr zur gleichen Zeit (79), hieß es im Bericht. In Bayern waren im August bereits 57 Menschen an Masern erkrankt

Besorgniserregender Anstieg an Masern-Fällen - das sollten Erwachsene jetzt beachten

Die Masernfälle in Thüringen wurden dem MDR zufolge in den Landkreisen Altenburger Land, Gotha, Greiz, Kyffhäuserkreis und Saale-Holzland-Kreis registriert. In Niedersachsen gab es laut dem Landesgesundheitsamt bereits 42 Masernfälle, wobei die meisten im Juli und August auftraten (26 Fälle). Die letzte vergleichbare Fallzahl wurde 2019 verzeichnet. In Hamburg gab es bislang 15 registrierte Fälle, berichtet T-Online. Auch hier ist ein deutlicher Anstieg zu sehen. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2023 gab es nur zwei Infektionen.

Der beste Schutz vor einer Ausbreitung der Masern sind laut Experten ein guter Impfschutz in der Bevölkerung und die schnelle Erkennung von Masern-Erkrankungen. Deshalb rät das Gesundheitsamt des Landkreises Harburg allen erwachsenen Bürgern, ihren Impfstatus zu überprüfen und wenn nötig, Impfungen beim Hausarzt nachzuholen. Die ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts empfiehlt allen nach 1970 Geborenen, sicherzustellen, dass sie zweimal gegen Masern geimpft wurden.

Wenn im Impfpass keine zwei Masernimpfungen vermerkt sind, sollte man sich im Erwachsenenalter erneut impfen lassen, so die Empfehlung. Verwendet werde ein Kombinationsimpfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln. "Masern sind bereits in einem frühen Stadium der Erkrankung sehr ansteckend, ein einzelner Fall kann schnell zu einem größeren Ausbruch führen", erklärt Jürgen Albrecht vom Gesundheitsamt Harburg.

Hirnschäden, Taubheit, Sehstörungen: Verlauf und mögliche Folgen einer Masern-Infektion

"Aus diesem Grund ist eine hohe Durchimpfung der Bevölkerung essenziell. Wir empfehlen daher ausdrücklich, die empfohlenen Impfungen gegen Masern durchführen zu lassen", so Albrecht. Ein Ziel wäre es demnach, eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent mit zwei Masernimpfungen zu erreichen. Dies würde demnach eine Ausbreitungsbarriere schaffen, die auch diejenigen schützt, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können. Auch wenn sie "immer wieder als Kinderkrankheit verharmlost" würden, seien Masern eine "hochansteckende Infektionskrankheit" mit möglichen schweren Komplikationen und - selten - sogar einem tödlichen Verlauf. 

Die Symptome beginnen laut der Behörde meist mit hohem Fieber, Husten und Schnupfen, gefolgt von dem typischen Masernausschlag nach einigen Tagen. Dieser beginnt im Gesicht und hinter den Ohren und breitet sich dann über den ganzen Körper aus, bevor er nach etwa drei bis vier Tagen wieder verschwindet. Auch das Fieber lässt dann nach. Die Komplikationen der Erkrankung sollten den Experten zufolge nicht unterschätzt werden: Statistisch betrachtet erleide einer von 500 Masern-Patienten eine Hirnentzündung, die tödlich verlaufen oder bleibende Hirnschäden verursachen könne.

Masern schwächen zudem vorübergehend die Immunabwehr, was Mittelohr- oder Lungenentzündungen begünstigt, erklärt der Landkreis Harburg. Zusätzlich könnten Masern zu Hörverlusten Sehstörungen und neurologischen Störungen führen. Jugendliche und Erwachsenen erkranken demnach oft besonders schwer. Beobachtungen zeigten, dass Ansteckungen etwa 14 Tage nach Kontakt aufträten, in einigen Fällen jedoch auch erst nach drei Wochen, heißt es. Nahezu jeder Kontakt nicht geimpfter Personen mit Erkrankten führe zur Ansteckung. Die Erkrankten seien bereits fünf Tage vor Auftreten des klassischen Masernausschlags ansteckend, also bevor sie oder ihr Arzt die Erkrankung bemerken.

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Vorschaubild: © Cynthia Goldsmith/Centers for Disease Control and Prevention/dpa