Erdbeeren aus dem Supermarkt Pestiziden belastet? Behörde äußert sich - auch Lidl und Aldi reagieren
Autor: Agentur dpa
Deutschland, Dienstag, 13. Juni 2023
Der angebliche Nachweis von Pflanzenschutzmitteln in mehreren Erdbeerproben hat für Aufsehen gesorgt. Nun korrigiert die zuständige Behörde die aufgestellten Behauptungen. Zwei Discounter stoßen mit ihrem Erdbeerangebot aber trotzdem auf Kritik.
Nach dem Nachweis von Pestizid-Rückständen in Erdbeeren durch eine Umweltschutzorganisation gibt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) Entwarnung. Eine gesundheitliche Beeinträchtigung durch den Verzehr dieser Erdbeeren sei nach dem derzeitigen Stand des Wissens nicht zu erwarten, bilanziert das BfR in einer aktuellen Stellungnahme. "In keiner Probe wurde der gesetzlich festgesetzte Rückstandshöchstgehalt (RHG) überschritten oder auch nur annähernd erreicht", heißt es darin.
Zuvor hatte der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) von nachgewiesenen Rückständen von Pflanzenschutzmitteln in mehreren Erdbeerproben berichtet. Große Sorge gelte Mehrfachbelastungen, hieß es, also dem Nachweis mehrerer Pestizide in einer Probe. Dieses Thema werde bislang durch die Risikobewertung nicht ausreichend berücksichtigt, lautet die BUND-Kritik.
Erdbeeren mit Pestiziden belastet? Behörde stellt Behauptung klar
Dazu hält das BfR fest: "Auch das gleichzeitige Vorkommen mehrerer Wirkstoffe ist in Anbetracht der nur minimalen Ausschöpfungen der jeweiligen akuten Referenzdosis nicht als gesundheitlich bedenklich einzuordnen." Aus Sicht der Risikobewertung schlössen die geltenden Zulassungskriterien gesundheitliche Risiken "hinreichend sicher" aus.
Trotz Kritik setzen deutsche Discounter aber weiter auf Erdbeeren aus der Region rund um den von Dürre bedrohten südspanischen Nationalpark Doñana. Sowohl Lidl mit Sitz in Neckarsulm (Landkreis Heilbronn) als auch Aldi Nord verwiesen auf Bemühungen zum Wasserschutz in der Region. Mit Lieferanten vor Ort wolle man weiter zusammenarbeiten. Zuvor hatten die Organisationen Foodwatch und Campact deutsche Supermärkte aufgefordert, keine Erdbeeren aus der Region mehr zu verkaufen und auf den hohen Wasserverbrauch für den Anbau verwiesen.
In dem 1969 gegründeten Nationalpark Doñana, der zusammen mit einer als Naturpark geschützten Fläche und einer Pufferzone etwa halb so groß wie das Saarland ist, geht der Grundwasserspiegel schon seit Jahren zurück, wie Umweltschützer klagen. Dazu tragen demnach auch legale und illegale Brunnen bei, die benutzt werden, um große Wassermengen für Frucht- und Gemüseplantagen abzuzweigen. Über einen Gesetzentwurf, der illegale Bewässerungssysteme legalisieren soll, wird demnächst im andalusischen Parlament abgestimmt.
Um in der Sache Druck auf die Regionalregierung zu machen, forderten Campact und Foodwatch von den großen deutschen Lebensmittelhändlern nun den Verkaufsstopp. Rewe und Edeka äußerten sich auf Anfrage nicht.
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