Entsetzen nach Säuglingsmord in Jüterbog

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Ein Haus und eine Kinderschaukel sind am Sonntag (06.02.12011) in Jüterbog (Teltow-Fläming) zu sehen, wo am Wochende im Garten Reste einer Babyleiche gefunden wurden. Foto: dpa

Kinder spielten in dem Garten. Nachbarn bemerkten nichts. Auch das Jugendamt war ahnungslos. Nun herrscht Entsetzen in Jüterbog: Ein Elternpaar soll vor zwei Jahren sein Neugeborenes getötet und im Garten vergraben haben.

Ein Elternpaar in Brandenburg tötet sein Neugeborenes und vergräbt es im Garten. Das Jugendamt kennt das Paar seit Jahren, bemerkt aber weder von der Schwangerschaft noch von der Tat etwas. Erst zwei Jahre später wird der Fall in Jüterbog bekannt. Die Mutter vertraute sich einer Bekannten an, diese verständigte am Wochenende die Polizei. Die 37-jährige Mutter und ihr 34 Jahre alter Ex-Partner sind in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft Potsdam ermittelt gegen die Eltern wegen Mordes aus niedrigen Beweggründen - die Kreisverwaltung Teltow-Fläming muss sich vielen Fragen stellen.

Mutter war dem Jugendamt bekannt


"Wir wussten nicht, dass sie ein weiteres Kind erwartete", sagte Jugenddezernent Horst Bührendt am Montag der Nachrichtenagentur dpa. Er zeigte sich bestürzt - denn die 37-Jährige ist dem Jugendamt seit Jahren bekannt. Die Behörde sei seit 2004 mit der Mutter in Kontakt und versuche in "hochstrittigen Sorgerechtsverfahren" zu vermitteln.
Die Frau hat drei Kinder im Alter von 3 bis 17 Jahren. Diese sind seit der Verhaftung ihrer Mutter in Obhut des Jugendamtes. Die familiären Verhältnisse sind den Angaben zufolge kompliziert. Details nannte der Dezernent mit Verweis auf den Datenschutz jedoch nicht.   Seinen Angaben zufolge führte das Jugendamt kontinuierlich Beratungsgespräche mit der Mutter - in der Behörde und am Telefon. Auch Hausbesuche habe es gegeben. Die zuständige Mitarbeiterin sei nach der Verhaftung der Frau befragt worden. Sie habe keine Schwangerschaft bemerkt, so der Dezernent. Nach erster Durchsicht der Unterlagen seien keine Versäumnisse festzustellen, sagte Bührendt. "Wir werden den Fall aber noch intensiver prüfen", betonte er.
Unklar blieb zunächst, ob das Kind lebend zur Welt gekommen ist und dann getötet wurde. "Durch die lange Liegezeit gestaltet sich die Obduktion außerordentlich schwierig", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Potsdam. Die Staatsanwaltschaft geht von einem gemeinschaftlichen Tatplan der Eltern aus.
Nach Angaben der Polizei hatte die Frau bei ihrer ersten Aussage den früheren Partner belastet. Demnach sollte der Mann das Neugeborene nach der Geburt an sich genommen und vergraben haben.
Nach Medienberichten soll sich das Paar vor seiner Trennung häufiger so heftig gestritten haben, dass die Polizei einschreiten musste. Schon 2006 hatte die Polizei nach dem Fenstersturz eines Kindes in der Familie ermittelt. Das Verfahren wurde eingestellt. Laut Behörden ergab sich kein Hinweis auf ein Verschulden der Eltern.