Traditionsmetzgerei stellt auf Halal-Fleisch um - dann folgt das traurige Ende

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Traditionsmetzgerei setzt auf Halal-Fleisch - kurz darauf folgt Massenkündigung
Die Traditionsmetzgerei Kübler wollte mit Halal-Fleisch Wachstum ankurbeln - doch jetzt ist der Betrieb insolvent.
Traditionsmetzgerei setzt auf Halal-Fleisch - kurz darauf folgt Massenkündigung
Collage inFranken.de: William/Kadmy/AdobeStock ; Sören Stache/dpa (alle Symbol)

Eine traditionsreiche Metzgerei aus Süddeutschland steht vor einem traurigen Ende. Nach beeindruckenden 135 Jahren musste sie Insolvenz anmelden. Vor diesem Schritt versuchte das Unternehmen noch, mit einer neuen Halal-Strategie den Fortbestand zu sichern.

Die Metzgerei Kübler aus Waiblingen, ein Traditionsunternehmen mit einer 135-jährigen Geschichte, hatte Anfang April Insolvenz angemeldet. Jetzt ist die Schließung des Betriebs endgültig. Das Unternehmen, das einst überregional für seine Fleisch- und Wurstwaren bekannt war, musste aufgrund finanzieller Schwierigkeiten und einer erfolglosen Sanierung den Betrieb einstellen.

Alle 106 Mitarbeitenden wurden bereits gekündigt, wie die Stuttgarter Nachrichten berichten. Bereits Ende Februar hatte demnach der Direktverkauf im Gewerbegebiet Ameisenbühl geschlossen, im April folgte der Imbiss der Großmetzgerei. Noch zu Beginn des Jahres hatte das Traditionsunternehmen einem Bericht der Stuttgarter Zeitung zufolge versucht, mit einer neuen Strategie den Betrieb wieder auf Wachstumskurs zu bringen. Doch dies half offenbar am Ende nichts. 

Unternehmen dicht: Metzgerei-Chef kann Betrieb mit neuer Halal-Strategie nicht retten 

Demnach wollte der Geschäftsführer des Familienunternehmens, Philipp Kübler, noch stärker auf Halal-Fleisch setzen. Nach siebenjähriger Erfahrung mit den Produkten zeigte er sich damals gegenüber der Stuttgarter Zeitung überzeugt, die speziell auf Muslime ausgerichtete Nische sei "ein Wachstumsmarkt, das hat Zukunft". Dafür wollte Kübler die Herstellung von Schweinefleisch-Produkten stark reduzieren, mehr ins Ausland exportieren und zunehmend türkische Geschäfte mit Fleisch versorgen. 

Eigentlich handelte es sich bei Kübler bis vor einigen Jahren um eine ganz klassische deutsche Metzgerei. Sie wurde nach Firmenangaben 1890 noch unter anderem Namen von Johann Burger in Stuttgart gegründet. 1998 baute die Familie wegen der gestiegenen Nachfrage ein neues Produktionshaus in Waiblingen, startete 2017 sogar noch eine Erweiterung. Doch dann kippte die Situation wohl. Die Insolvenz wurde laut Medienberichten durch verschiedene Faktoren ausgelöst, darunter ein rückläufiger Fleischkonsum, der zunehmende Wettbewerb durch Discounter sowie steigende Energiekosten.

Ein Rückruf von möglicherweise verdorbenen Wurstkonserven soll ebenfalls eine Rolle gespielt haben. Auch mit der Halal-Strategie gelang es offenkundig nicht, den Betrieb zu retten. Das Amtsgericht Stuttgart hat das Regelinsolvenzverfahren eröffnet, und der Geschäftsbetrieb wurde eingestellt. Auch der Verkauf der Immobilie in Waiblingen steht bevor, die Produktion stand bereits seit Monaten still. Trotz aller Bemühungen, das Unternehmen zu retten, war ein Neustart nicht möglich. Die aktuellen Herausforderungen kennen viele Metzgereien. So musste erst im März eine bekannte Fleischerei im Kreis Coburg schließen - wegen Personalmangel und wirtschaftlicher Unsicherheiten. 

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