Die zweite Generation
Ziel der zweiten Generation und ihrer führenden Köpfe Christian Klar und Brigitte Mohnhaupt ist es ab etwa 1975, die Haftbedingungen der Gefangenen in Stuttgart-Stammheim zu verbessern und ihre Freilassung zu erzwingen - etwa mit einer Geiselnahme in der deutschen Botschaft in Stockholm im April 1975. Ihre Forderung lehnt die Bundesregierung ab. Zwei Diplomaten und zwei Geiselnehmer sterben. Meinhof erhängt sich in ihrer Zelle.
Im Jahr des «Deutschen Herbstes» 1977 überzieht die RAF die Bundesrepublik mit einer Serie von rücksichtslosen und brutalen Attentaten, um die Stammheimer Gefangenen freizupressen. Generalbundesanwalt Siegfried Buback wird im April in Karlsruhe erschossen, Dresdner-Bank-Chef Jürgen Ponto im Juli in Oberursel. In Köln verschleppt ein RAF-Kommando im September den Arbeitgeber-Präsidenten Hanns Martin Schleyer. Im Oktober kapern palästinensische Terroristen die Lufthansa-Maschine «Landshut». Trotz der kaltblütigen Erschießung des Flugkapitäns bleibt Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) hart und lässt das Flugzeug von der Grenzschutz-Elitetruppe GSG 9 stürmen. Daraufhin begehen Baader, Ensslin und Raspe Selbstmord. Schleyers Leiche wird im elsässischen Mühlhausen gefunden.
Die dritte Generation
Nach der Festnahme der Rädelsführer Klar und Mohnhaupt 1982 ändert die dritte Generation ihre Strategie und verfolgt vermehrt eine Internationalisierung des Terrorismus. Die Welle der Gewalt setzt sich unter einer namentlich kaum bekannten «Kommando-Ebene» fort. Bis 1990 gibt es mehrere gezielte Mordanschläge.
Im November 1989 etwa stirbt der Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, bei einem Bombenanschlag in Bad Homburg. Im April 1991 wird Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder aus mehr als 60 Metern Entfernung in seinem Düsseldorfer Haus am Schreibtisch erschossen. In beiden Fällen sind Täter und Motiv bis heute unbekannt. Rohwedders Tod ist der letzte Mordanschlag, der der RAF zugeordnet wird. Bis heute sind viele Verbrechen der dritten RAF-Generation nicht aufgeklärt.
Ende und Nachleben
Fast 28 Jahre nach ihrer Gründung erklärt die RAF 1998 in einem letzten Schreiben ihre Auflösung. Mehr als 30 Morde werden ihnen zugeordnet, teils gelten sie als nicht aufgeklärt. Dazu kommen Entführungen, Geiselnahmen und Bombenanschläge. Etliche RAF-Mitglieder wurden zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt, zwei Dutzend wurden getötet oder nahmen sich selbst das Leben.
Als die Bundesrepublik weltweit nach RAF-Terroristen fahndet, ermöglicht die DDR-Staatssicherheit zehn von ihnen ein bürgerliches Leben mit falschen Identitäten im Osten Deutschlands. Erst nach dem Mauerfall 1989 werden einige von ihnen enttarnt. Auch später noch fahnden die Behörden nach weiteren früheren RAF-Terroristen unter anderem wegen Raubüberfällen, die sie für ihren Lebensunterhalt verüben. Nach der Festnahme Daniela Klettes am Montag sind das noch Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub, die der dritten Generation zugeordnet werden.
Frühere Terroristen sind nach Verbüßung ihrer Haftstrafe oder nach Begnadigungen auch wieder aus dem Gefängnis entlassen worden, darunter Birgit Hogefeld, Mohnhaupt und Christian Klar.