Passanten drängen sich auf der Einkaufsstraße Via del Corso in Rom (Italien). Länder in ganz Europa haben strengere Maßnahmen ergriffen, um eine neue Welle von Corona-Infektionen mit der ...
Cecilia Fabiano (LaPresse/AP)
In anderen Ländern breitet sich die neue Virus-Variante Omikron bereits jetzt rasend schnell aus. Auch in Deutschland könnte eine Omikron-Welle alle vorherigen Corona-Fallzahlen in den Schatten stellen. Experten haben erste Berechnungen angestellt. Was erwartet uns in Deutschland?
Neue Corona-Variante Omikron in Europa bereits weit verbreitet
Omikron könnte bald vorherrschende Variante in Deutschland sein
Modellrechnung zeigt dramatischen Anstieg der Inzidenz bis Jahresende
"Da kommt keine Welle, sondern eine Wand", schreibt Christian Endt am Freitag (17. Dezember) auf Twitter. Der Datenjournalist der "Zeit" postet zudem eine Grafik, die den möglichen Verlauf der Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland zeigt. Seine Modellrechnung legt nahe, dass Omikron bis Weihnachten die dominierende Corona-Variante sein könnte – und dass die Inzidenz bis Jahresende womöglich an der 1000er-Marke kratzt. "Ich stimme mit diesem Thread und Artikel vollkommen überein", antwortete Virologe Christian Drosten, ebenfalls via Twitter. Gegenüber Großbritannien habe man in Deutschland das "Sonderproblem" vieler ungeimpfter und nicht genesener Personen, die älter als 60 Jahre sind. Omikron sei ein optimales Postpandemievirus, jedoch sei Deutschland "wegen der Impflücke noch nicht bereit für die endemische Situation", so Drosten weiter. Auch interessant: Was tun, wenn der Corona-Test plötzlich positiv ist? Wir zeigen dir Schritt für Schritt, was du dann unternehmen musst.
"Beängstigende" Situation bereits um die Weihnachtsfeiertage
Bereits zuvor hatte der Virologe eine düstere Omikron Prognose abgegeben. "Ab Januar werden wir mit Omikron in Deutschland ein Problem habe", sagte Drosten in seinem NDR-Podcast "Corona-Update". Es sei nicht auszuschließen, dass es bereits um die Weihnachtstage eine Situation gebe, die "beängstigend" sei, so der Wissenschaftler. Umso wichtiger daher die Impfungen und umso mehr schockieren Impfpass-Fälschungen im Pflegebereich.
Auch der neue Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erklärte jüngst, dass er von einer "massiven fünften Welle" in Deutschland ausgehe. In anderen europäischen Ländern ist diese fünfte Welle bereits zu beobachten. Großbritannien und Dänemark haben in den vergangenen Tagen mehrfach Tagesrekorde bei der Zahl der Neuinfektionen gemeldet. Omikron macht dort bereits einen größeren Teil der Fälle aus. Nach Angaben des britischen Gesundheitsministers Sajid Javid verdoppeln sich die Infektionen alle zwei bis drei Tage. "Es breitet sich mit phänomenaler Geschwindigkeit aus. So etwas haben wir noch nie beobachtet", äußerte der Politiker vergangene Woche gegenüber Bild.
Kristan Schneider, Professor an der Fakultät für Angewandte Computer- und Biowissenschaften der Hochschule Mittweida in Sachsen, hat ebenfalls Omikron-Berechnungen angestellt. "Wenn wir nachlässig werden, werden wir mit Omikron sicher mehrere Hunderttausend tägliche Neuinfektionen haben", sagt er dem ZDF.
Omikron-Szenarien: Im schlimmsten Fall bis zu 700.000 Neuinfektionen pro Tag
"In einem Worst-Case-Szenario sind in der Spitze bis zu 700.000 Neuinfektionen pro Tag leicht im Rahmen des Möglichen, wenn die Maßnahmen so bleiben wie jetzt", sagt der Wissenschaftler. Zum Vergleich: Der bisherige Spitzenwert an Corona-Fällen (ohne die wahrscheinlich hohe Dunkelziffer) liegt bei rund 75.000 Neuinfektionen pro Tag und stammt von Ende November.
Da momentan noch unklar sei, wie viel ansteckender die Omikron-Variante im Vergleich zu Delta wirklich ist, hat Schneider in seiner Modellrechnung fünf Szenarien beleuchtet: eine 20, 30, 40, 50 und 60 Prozent höhere Ansteckbarkeit von Omikron. Die Spitzenwerte von 50 bis 60 Prozent hält er für realistisch.
Laut Schneiders Berechnungen macht Omikron frühestens am 21. Januar 2022 - wenn die Variante 60 Prozent ansteckender ist - die Mehrheit der Neuinfektionen in Deutschland aus, spätestens am 14. Februar - bei 20 Prozent höherer Ansteckbarkeit. Den Höhepunkt der Omikron-Welle verortet der Mathematiker im Zeitraum von Anfang bis Mitte März – unabhängig davon, wie viel ansteckender die Variante ist.
Schneiders Berechnungen lassen keine direkten Schlüsse auf die künftige Situation in den Intensivstationen zu, wie der Mathematiker betont. Denn: Über die Schwere der Omikron-Krankheitsverläufe gebe es noch zu wenig belastbare Daten. Doch selbst wenn die neue Virusvariante wirklich leichtere Verläufe aufweist, warnt Schneider aufgrund der hohen Fallzahlen vor einem Kollaps und massiven Folgen für das öffentliche Leben in Deutschland.
Super-Spreader-Events vermeiden: Theater, Restaurants und Co. sollten geschlossen werden
Sollten sich wirklich Hunderttausende pro Tag infizieren und in Isolation müssen, würde den Unternehmen, öffentlichen Einrichtungen oder Krankenhäusern schlicht das Personal ausgehen, sagt der Professor gegenüber dem ZDF. Schneider spricht sich für mehr Schutzmaßnahmen aus – auch in der Politik werden die Forderungen kurz vor dem Fest immer lauter. Es wäre vernünftig, Massenveranstaltungen abzusagen und Theater, Kinos oder große Restaurants zu schließen, da es hier sehr leicht zu Super-Spreader-Events kommen könne. "In der initialen Phase der Omikron-Verbreitung kann das verheerende Folgen haben", sagt Schneider.
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