Conti-Machtkampf: Kompromiss in Sicht

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Der Aufsichtsratsvorsitzende der Continental AG, Rolf Koerfer, und der Vorstandsvorsitzende Karl-Thomas Neumann (r) stehen in Hannover vor Beginn der Hauptversammlung des Autozulieferes vor dem ...

Im Machtkampf zwischen Continental und Großaktionär Schaeffler scheint ein Kompromiss in Reichweite zu liegen. "Es könnte sein, dass wir bis Mittwoch eine Paketlösung hinbekommen", erfuhr die Deutsche Presse-Agentur dpa am Montag aus Aufsichtsratskreisen.

Demnach könnte ein Kompromiss darin bestehen, dass Conti-Vorstandschef Karl-Thomas Neumann abberufen wird, aber auch der Aufsichtsratsvorsitzende und Schaeffler-Berater Rolf Koerfer geht. Damit würde Schaeffler von Koerfer abrücken.

Am Mittwoch soll erneut der Conti-Aufsichtsrat zusammenkommen. Eine erneute Kampfabstimmung und ein Eklat wie bei der letzten Sitzung Ende Juli sollten verhindert werden, hieß es. Am Dienstag kommen zunächst die Kapital- und Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat zu Vorbesprechungen zusammen.

Als möglicher Nachfolger Koerfers gilt der Chef des Industriegase- Konzerns Linde, der frühere Auto-Manager Wolfgang Reitzle. Die Aufsichtsräte stimmten sich in Telefonkonferenzen regelmäßig ab, hieß es. Es gebe aber noch viele Unsicherheiten.

Nachfolger Neumanns soll der Schaeffler-Manager Elmar Degenhart werden. Fraglich sei aber die Position des Conti-Finanzvorstands, hieß es. Der Wunsch der Schaeffler-Gruppe, ihren Finanzchef Klaus Rosenfeld zum neuen Conti-Finanzvorstand zu machen, sei umstritten. Auch die Banken und die Politik seien an den Verhandlungen umstritten. Aus dem Umfeld der Konzerne hieß es, der Konflikt werde sich am Montag oder Dienstag „in Wohlgefallen“ auflösen.    

Vor allem die Arbeitnehmervertreter im Conti-Kontrollgremium drängten auf eine Ablösung Koerfers. Koerfer sei aber auch bei Aufsichtsräten der Anteilseignerseite umstritten.

Koerfer steht seit der dramatischen Aufsichtsratssitzung Ende Juli heftig in der Kritik, vor allem wegen der Vorbereitung und Leitung der Sitzung. Schaeffler hatte versucht, Conti-Chef Neumann zu stürzen, war aber am Widerstand der Arbeitnehmerseite gescheitert. Die erforderliche Zweidrittel-Mehrheit für eine Ablösung Neumanns kam nicht zustande.    

Ein Schaeffler-Sprecher in Herzogenaurach sagte: „Wir möchten uns zu Spekulationen im Vorfeld der Aufsichtsratssitzung nicht äußern.“ Ein Sprecher von Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) sagte: „Die Landesregierung hofft, dass es am Mittwoch mehr Übereinstimmung und Einvernehmen gibt als zuletzt. Der Respekt vor den Gremien gebietet, sich öffentlich zurückzuhalten.“    

Altkanzler Gerhard Schröder hatte zuletzt den Druck auf die Beteiligten erhöht, eine Lösung zu finden. Schröder hatte als Garant der Investorenvereinbarung zwischen Conti und Schaeffler zur Wahrung der Conti-Interessen eine rechtliche Prüfung veranlasst, ob Schaeffler mit der versuchten Neumann-Abberufung gegen die Vereinbarung verstoßen hat. Schaeffler hatte in der Investorenvereinbarung unter anderem zugesagt, keine Änderungen in der Zusammensetzung des Conti-Vorstands vorzunehmen oder zu veranlassen.    

Koerfer solle bis Montag alle offenen Fragen beantworten. Kommt der von Schröder eingeschaltete Anwalt zum Ergebnis, dass Schaeffler gegen die Vereinbarung verstoßen hat, könnte Schröder vor Gericht kurzfristig eine einstweilige Verfügung gegen eine Abberufung Neumanns erwirken. Dies aber sei bei einem Kompromiss nicht mehr notwendig, hieß es. Kommt es jedoch zu keiner Einigung, gilt in der Branche als möglich, dass Schröder die Aufsichtsratssitzung am Mittwoch platzen lässt.    

Abseits der Personalien liegen die Zukunftskonzepte beider Unternehmen nicht weit auseinander, wie es in Industriekreisen hieß. Demnach sehen die Konzepte eine Fusion beider Konzerne vor, eine neue Holding wird gegründet. Unter dem Dach dieser Holding stünden dann die vereinten Automotive-Sparten von Schaeffler und Conti, das Conti- Reifengeschäft sowie das Industriegeschäft von Schaeffler.    

Schaeffler hält knapp die Hälfte der Conti-Aktien, weitere 40 Prozent sind bei Banken geparkt. Das Unternehmen war wegen des Erwerbs der Mehrheit an Conti in eine finanzielle Schieflage geraten. Continental und Schaeffler verhandeln seit Monaten über die Zukunft der beiden hoch verschuldeten Konzerne. dpa