Im Oktober kündigte Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) ein voraussichtlich sechs Milliarden schweres Förderprogramm an, das auch die CCS- und CCU-Technologien einschließt. Die Summe bezieht sich auf 2026. Auf EU-Ebene stehen mehrere Fördertöpfe bereit.
Bekannt ist, dass der Essener Netzbetreiber Open Grid Europe (OGE) an Projekten arbeitet, die in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen angesiedelt sind. Der Verband Gas- und Wasserstoffwirtschaft nennt rund ein Dutzend weitere Unternehmen, die CO2-Infrastruktur bauen wollen. Darunter sind etwa Ontras, Gasunie und Höegh Evi.
Gibt es bereits CO2-Speicherstätten in Deutschland?
Zwar stehen in Deutschland schon CO2-Tanks - etwa für die Lebensmittelindustrie im Hamburger Hafen. Aber Speicherstätten, die die künftige Nachfrage bedienen könnten, gibt es bislang nicht. Vom Bundeswirtschaftsministerium heißt es, der Staat plane und betreibe keine CO2-Speicher. Folglich fällt es der Privatwirtschaft zu, diese zu errichten.
In Norwegen und in mehreren EU-Staaten gibt es dagegen schon Speicherstätten. Im norwegischen Teil der Nordsee presst das Energieunternehmen Equinor, ehemals Statoil, seit 1996 während der Gasproduktion entstehendes CO2 unter den Meeresboden.
Wo können Speicherstätten in Deutschland entstehen?
Beschließt der Bundesrat das Gesetz, wird es Unternehmen nach Genehmigung möglich, CO2 unter dem Meeresboden in Gesteinsschichten und erschöpfte Öl- und Gasfelder zu pressen. Das ist die naheliegendste Variante. Ausgenommen sind küstennahe Meeresflächen und Schutzgebiete. Weil CO2 zur Küste gebracht werden soll, laufen in den Küstenländern Planungen, wie CO2 verschifft werden kann.
Umweltschutzverbände kritisieren eine mögliche Speicherung von CO2 unter dem Meeresboden. Es könne vorkommen, dass CO2 entweiche. Bislang sei nicht über lange Zeit nachgewiesen worden, dass das Verfahren sicher sei.
Die Novelle erlaubte es ebenfalls Bundesländern, unterirdische Speicherflächen auf dem Land festzulegen - wenn sie das wollen. Einzelne Bundesländer, etwa Schleswig-Holstein und Niedersachsen, haben schon mitgeteilt, das nicht zu erlauben.
Wie lange wird der Aufbau der Infrastruktur in Deutschland dauern?
Das Bundeswirtschaftsministerium schätzt, dass der Aufbau von Transport- und Speicherinfrastrukturen etwa sieben bis zehn Jahre dauern kann. Etwa Mitte der 2030er Jahre soll die Infrastruktur folglich vorhanden sein. Wirtschaftsverbände bewerten das als realistisch. OGE teilte mit, kürzere Verbindungen könnten vor den 2030er Jahren in Betrieb genommen werden.
Laut Ministerium muss die Infrastruktur eigentlich bereits Anfang der 2030er Jahre fertig sein, um die Klimaziele zu erreichen. Deutschland strebt Treibhausgasneutralität bis 2045 an.
Was könnte den Ausbau der CO2-Infrastruktur hindern?
Der Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie weist darauf hin, dass die Infrastruktur in sieben bis zehn Jahren nur aufgebaut werden kann, wenn sich das für die Investoren lohnt. In großen Teilen Deutschlands sei fraglich, ob das der Fall ist. «Es wäre daher auch nicht überraschend, wenn CCS nur in bestimmten Regionen erfolgt.» Gut positioniert sei die Rhein-Ruhr-Region.
Ähnlich äußert sich der Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft. «Eine rein privatwirtschaftliche Finanzierung wird nicht ausreichen, um eine flächendeckende Infrastruktur aufzubauen», teilte der Verband mit. Die Infrastruktur werde nicht rechtzeitig stehen, wenn die Politik nicht frühzeitig etwa die Finanzierung kläre.