Die Arbeitslosigkeit ist wieder gestiegen. Das ist normal für die Jahreszeit. Doch ein Trend fällt auf: Das Arbeitskräftepotenzial im Inland kann die Bedürfnisse der Betriebe nicht mehr befriedigen.
Etwa 113.000 aus der Ukraine, 123.000 aus Indien, 567.000 aus der Türkei. Der deutsche Arbeitsmarkt würde ohne die Arbeitskräfte aus Drittstaaten längst zusammenbrechen.
Im Jahr 2023 waren Menschen von außerhalb der Europäischen Union die größte Gruppe derer, die einen Job in Deutschland annahmen, sagte die Vorstandvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, in Nürnberg. Trotzdem sind immer noch fast 700.000 Stellen unbesetzt.
Allein aus der Ukraine kamen von Juni 2022 bis Juni 2023 insgesamt 53.000 Menschen hinzu, die in Deutschland eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufgenommen haben. Aus Indien waren es im selben Zeitraum 24.000. «Nach unserer Prognose wird das in Zukunft zunehmen», sagte Nahles. Hintergrund sei schlichtweg die Demografie.
Die geburtenstarken Jahrgänge beginnen, in Rente zu gehen. Es fehlen Arbeitskräfte an allen Ecken und Enden. Und für diejenigen, die bereits in Deutschland leben - ob als Einheimische oder Zuwanderer - und derzeit keinen Job haben, wird die Suche schwieriger. Sie sind häufig zu alt oder zu schlecht ausgebildet. Hinzu kommt, dass aus den EU-Beitrittsstaaten wie Rumänien, Bulgarien oder auch Polen immer weniger Menschen nach Deutschland kommen. Die Länder hätten inzwischen selbst demografische Probleme.
Scholz: Beschäftigungspolitik der Ampel-Koalition voller Erfolg
«Deutschland hat den höchsten Beschäftigungsstand in der Geschichte, den wir jemals verzeichnet haben», sagte Bundeskanzler Olaf Scholz bei einer Generalaussprache zum Haushalt im Bundestag in Berlin. Die Beschäftigungspolitik der Ampel-Koalition betrachtet er als vollen Erfolg.
Auch Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) zeigte sich angesichts der hohen Zahl von Beschäftigten und freien Stellen optimistisch. Doch auch er betonte: «Hier ist deutlich zu sehen, wie sehr wir auf Zuwanderung in den Arbeitsmarkt angewiesen sind.» Der Aufwuchs an Beschäftigung zum Vorjahresmonat um 217.000 sei ausschließlich auf Beschäftigte aus dem EU-Ausland und Drittstaaten zurückzuführen.
Zahl der Arbeitslosen saisonüblich gestiegen
Im Januar hat sich auf dem deutschen Arbeitsmarkt nicht allzu viel getan. Die Zahl der Arbeitslosen ist saisonüblich auf 2,805 Millionen gestiegen. Das sind 169.000 mehr als im Dezember 2023 und 189 000 mehr als im Januar vorigen Jahres, wie die Bundesagentur mitteilte. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,4 Punkte auf 6,1 Prozent. Die Bundesagentur griff bei ihrer Januar-Statistik auf Datenmaterial zurück, das bis zum 15. des Monats vorlag.