Unionsfraktionschef Jens Spahn (CDU) konterte die Kritik: «Was für ein Theater hätten Sie heute hier gemacht, wenn er heute zur Generaldebatte nicht hier gewesen wäre?», fragte er.
Der Kanzler sagte erneut, dass Außen- und Innenpolitik sich nicht voneinander trennen ließen. Sein Engagement in der Außenpolitik diene der Bewahrung des Friedens, der Freiheit und des Wohlstands «auch und vor allem im Inneren». Er betonte, dass die gesamte westliche Wertegemeinschaft «vor ihrer vielleicht größten Bewährungsprobe» stehe. Dies habe unmittelbare Folgen für die deutsche Wirtschaft, die auf globale Märkte ausgerichtet sei und eine offene und regelbasierte Weltordnung brauche.
AfD fordert Abriss der Brandmauer
Eröffnet wurde die Generaldebatte erstmals von Tino Chrupalla als Chef der größten Oppositionsfraktion AfD. Er rief den Kanzler indirekt dazu auf, sich für eine Zusammenarbeit mit der AfD zu öffnen: «Reißen Sie endlich die politischen Mauern ein und arbeiten mit denen zusammen, die es wirklich gut mit Deutschland und seinen Bürgern meinen.» Das Ganze finde in Kommunen, Kreis- und Landtagen längst statt.
Ähnlich äußerte sich AfD-Chefin Alice Weidel, nachdem sie die schwarz-rote Koalition in ihrer Rede erneut scharf kritisiert hatte. Es liege «an Ihnen, sehr geehrte Kollegen von der Union, sich von der Brandmauer zu befreien», sagte sie.
Grünen-Fraktionschefin Haßelmann beschwerte sich, von Merz mit der AfD in eine Ecke gestellt worden zu sein. Damit bezog sie sich offensichtlich auf eine Reaktion des Kanzlers auf Zwischenrufe aus beiden Fraktionen zu seinen Äußerungen zum Klimaschutz. «Dass nun von da und von da dieselben Zwischenrufe kommen, das ist schon ziemlich aufschlussreich», sagte er. Haßelmann bezeichnete das als «bodenlos und krass».
Linke und Grüne erneuern Kritik an Sozialreformen
Linke und Grüne erneuerten in der Debatte ihren Vorwurf, die rot-schwarze Koalition plane Sozialabbau. Linksfraktionschefin Heidi Reichinnek nannte Einschnitte bei der Jugendhilfe, Eingliederungshilfe sowie mögliche Einschränkungen bei Leistungen im Gesundheitssystem als Beispiele. «Wir als Linke werden Ihnen das nicht durchgehen lassen», sagte sie.
Haßelmann warf Merz vor, einen Spalt in der Gesellschaft zu verursachen. «Sie waren es, der von Sozialabbau geredet hat, den dieses Land dringend braucht.» Die Grünen sagten dagegen, Sozialreformen seien dringend notwendig, und die schwarz-rote Koalition lasse sich dabei zu viel Zeit.
Miersch fordert zügige Umsetzung von Vorhaben
Für die SPD forderte Fraktionschef Matthias Miersch mehr Tempo bei den weiteren Vorhaben der Bundesregierung. «Herr Bundeskanzler, da bitte ich Sie wirklich jetzt auch in den nächsten Monaten drauf zu achten: Wir stellen Milliarden für die Infrastruktur, für den gesellschaftlichen Zusammenhalt zur Verfügung. Aber mit einem Haushaltsbeschluss alleine kommt noch nichts bei den Menschen an», sagte er. Konkret forderte Miersch einen zügigen Beschluss des sogenannten Bauturbos, der dafür sorgen soll, dass Mittel für den Wohnungsbau auch tatsächlich abfließen.