"Bereiten Sie sich auf Notlagen vor": Bevölkerungsschutz-Chef appelliert an die Bevölkerung

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Das Bundesamt für Katastrophenschutz hat schon immer dazu geraten, Notfallvorräte anzulegen. Dass innerhalb kurzer Zeit aber sowohl der BND-Chef als auch der BBK-Vize öffentlich vor Katastrophen warnen und zum Anlegen von Notfallvorräten raten, zeigt: Die Lage ist ernster als in den vergangenen Jahren. Nun legte der oberste Bevölkerungsschützer noch einmal nach.

Wir leben in unsicheren Zeiten - oder zumindest in unsichereren im Vergleich zu den letzten drei Jahrzehnten: "Wir haben in Deutschland lange von der Friedensdividende profitiert", betonte deshalb unlängst René Funk, Vizepräsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), gegenüber t-online

Tatsächlich hatte auch der Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND), Bruno Kahl, Ende November 2024 im Rahmen einer Podiumsdiskussion der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik vor zunehmenden Gefahren gewarnt - vor allem durch hybride Angriffe Russlands. Funks Forderung deshalb: "Ich appelliere an die Bürgerinnen und Bürger: Bereiten Sie sich auf Notlagen vor." Anfang 2025 legt nun auch BBK-Präsident Tiesler nochmal nach: Seiner Meinung nach müsse man in Deutschland  "in allen Bereichen widerstandsfähiger werden".

Corona, Ukraine-Krieg, Energiekrise: So fragil ist unsere Gesellschaft 

Denn laut Funk seien Notlagen jederzeit möglich - ein Gedanke, der vielen Menschen lange unwahrscheinlich erschien. Vor allem aber auch die Corona-Pandemie und die Invasion Russlands in der Ukraine haben den Menschen hierzulande vor Augen geführt, wie fragil unsere Ordnung zuweilen ist. 

Schon diese beiden Ereignisse zeigen: Katastrophen können menschengemacht oder auch natürlich sein. Zu letzteren gehören neben Epidemien auch Ereignisse wie Erdbeben, Überschwemmungen, Vulkanausbrüche oder auch kosmische Katastrophen wie Superflares, die neuesten Erkenntnissen nach deutlich häufiger sind, als angenommen. Hochwasserlagen, die Corona-Pandemie und andere Katastrophen der vergangenen Jahre haben aus Sicht von Bevölkerungsschützern gezeigt, dass Deutschland bei der Notfallvorsorge Nachholbedarf hat. "Wir müssen in allen Bereichen widerstandsfähiger werden", sagt der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Ralph Tiesler, der Deutschen Presse-Agentur. Dazu gehöre auch, die Bevölkerung stärker für Gefahren zu sensibilisieren und zu zeigen, wie jeder in Notfällen Freunden oder Nachbarn helfen und so Menschenleben retten könne. 

In den letzten Monaten immer stärker in den Fokus gerückt sind jedoch vor allem menschengemachte Katastrophen. "Wir sind bereits jetzt täglich einer Vielzahl von hybriden Angriffen ausgesetzt", sagt Funk. Und BND-Chef Kahl geht davon aus, dass gerade Russland diese Art der Angriffe in den nächsten Monaten und Jahren intensiveren werde. Es sei zwar unwahrscheinlich, dass Russland zeitnah mit Panzerkolonnen Richtung Westen rollen wird, wie es in Zeiten des Kalten Krieges befürchtet wurde.  Durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und hybride Bedrohungen habe sich die Sicherheitslage in Europa aber grundlegend verändert, betont auch Deutschlands oberster Bevölkerungsschützer Tiesler. Er sagt: "Wir müssen neben der militärischen Abschreckung und Verteidigung daher auch den Zivilschutz weiter stärken." 

Russland will Nato austesten: hybride Angriffe befürchtet

Denn auch mit "kleineren" militärischen Provokationen - man denke an den "Angriff" auf einen Hubschrauber der Bundeswehr über der Ostsee vor wenigen Wochen - und Sabotage-Akten wie den mutmaßlichen Angriffen auf Untersee-Datenkabel könne Russland die Verteidigungsbereitschaft und vor allem den Verteidigungswillen des Westens austesten. 

Russland wolle die Beistandsbereitschaft vor einer offensiven Auseinandersetzung testen und einzelne Alliierte von den gemeinsamen politischen Linien und von einer Verteidigung abbringen. Moskau würde damit versuchen, die Nato noch vor einem möglichen Kriegsbeginn zu spalten, warnte der BND-Chef. "Der Kreml geht wahrscheinlich davon aus, dass der Westen in einer von multiplen Konflikten geprägten Welt Schwierigkeiten hat, die richtigen gemeinsamen Antworten zu finden", fügte er hinzu.

Eine Antwort darauf müsste dann auf mehreren Ebenen passieren: politisch, im schlimmsten Fall militärisch. Aber vor allem auch zivilgesellschaftlich:  "Wir müssen nicht nur militärisch verteidigungsfähig sein, sondern auch im Zivil- und Katastrophenschutz", so Funk gegenüber t-online.

Neue Bunker und Schutzräume nötig?

Zum Bevölkerungsschutz gehört auch die Frage, wo Menschen im Ernstfall schnell Schutz finden könnten. "Unsere Antwort ist das Schutzraumkonzept, das wir gerade gemeinsam mit allen Ländern, der Bundeswehr und dem Bundesinnenministerium erarbeiten", sagt Tiesler. Auf den Bau von Luftschutzbunkern setzt die Bundesregierung dabei nicht. Der BBK-Präsident erklärt: "Private Keller und innen liegende Räume können schon mit wenigen Handgriffen einen guten Schutz bieten."

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Zu diesen Handgriffen zählen Zivilschutz-Experten zufolge etwa eine Verstärkung von Kellerfenstern und Türen mit Sandsäcken oder einfachen Holzplatten. Dadurch soll der Schutz vor Druckwellen und herumfliegenden Trümmern verbessert werden. Das Szenario, das hier zugrunde gelegt wird, sind nicht Angriffe auf Wohnhäuser, sondern auf Infrastruktur, die für Truppenbewegungen genutzt wird. 

Außerdem gehe es bei dem Konzept um Schutz im öffentlichen Raum, sagt Tiesler. "Wir sehen hier Tiefgaragen, Keller unter Kaufhäusern, die U-Bahn-Stationen zum Beispiel". Um zu wissen, wo der nächstgelegene Schutzraum ist, bräuchten die Menschen auch die entsprechende Information. Diese sollten sie nach den Vorstellungen des Behördenchefs idealerweise künftig zusammen mit der Warnung direkt auf dem Handy erhalten - "damit die Menschen sofort wissen, wo sie hinmüssen und wie sie dort hinkommen". Diskutiert wird in den Bund-Länder-Runden auch darüber, ob eine zusätzliche Beschilderung oder Markierung notwendig ist, für den Fall, dass das Handynetz ausfällt.

Notfall-Vorräte anlegen - so geht es

Doch was heißt die neue Bedrohungslage für jeden Einzelnen? "Jeder deutsche Haushalt sollte so gerüstet sein, dass er sich drei Tage lang selbstständig versorgen kann." In vielen Szenarien ist ein längerer, flächendeckender Stromausfall Hintergrund einer Katastrophenlage. Denn wir Menschen sind in unserem Alltag auf fast erschreckende Weise von Strom abhängig: Das betrifft nicht nur naheliegende Themen wie Kommunikation (Internet, Mobilfunk, Radio und Fernsehen) und Licht. Sondern eben auch Lebensmittelversorgung (Herd), Wasser oder Benzin (ausfallende Pumpen). 

Der BBK-Vizechef betont deshalb, wie wichtig es ist, sich auf solche hoffentlich nie eintreten Katastrophen vorzubereiten: "Wichtig sind: Lichtquellen, die nicht vom Strom abhängig sind – also etwa batteriebetriebene Lampen, Kerzen oder Streichhölzer. 1,5 Liter Wasser pro Tag und Person – auch für die persönliche Hygiene. Lebensmittel für 72 Stunden. Das können Konserven von Lebensmitteln sein, die nicht gekocht werden müssen, Nüsse, Kekse oder Salzstangen. Und: ein batterie- oder kurbelbetriebenes Radio, um sich weiter informieren zu können", zählt Funk auf.

Das BBK hat für die Bevölkerung auch weitere Informationen zusammengestellt. So gibt es eine umfangreiche Broschüre, die als "Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen" Informationen zusammenträgt. Kompakter finden sich Angaben zu den wichtigsten Dingen, die Menschen zu Hause haben sollten, in einer Checkliste des BBK. Wie man sich darauf vorbereiten kann, in Krisensituationen 10 Tage ohne Hilfe zu überstehen und welche Vorräte man dafür anlegen sollte, haben wir in einem eigenen Artikel zusammengefasst

Das gehört ins Notfallgepäck: Dokumente, Lebensmittel, Schlafsack und mehr

Einige essenzielle Dinge gehören auf jeden Fall in deinen Notfallrucksack*. Unter anderem ist das Erste-Hilfe-Material*, falls sich jemand verletzt, sowie persönliche wichtige Medikamente. Außerdem zählen auch wichtige Dokumente - zum Beispiel Familienurkunden oder der Personalausweis - zur Grundausstattung deines Notfallgepäcks. Diese sollten am besten übersichtlich in einer Dokumententasche* verwahrt werden.

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Auch Lebensmittel solltest du einpacken, die dir mindestens zwei Tage reichen, sowie eine Wasserflasche* und gegebenenfalls Geschirr und Besteck. Der Wasserfilter-Strohhalm von LifeStraw* ermöglicht es dir, direkt aus einem Gewässer zu trinken, denn der eingebaute Filter reinigt das Wasser von bis zu 0,2 Mikrometer kleinen Partikeln - mehr darüber erfährst du in unserem Artikel. Damit du auch draußen immer über aktuelle Geschehnisse informiert bist, empfiehlt sich ein batteriebetriebenes Radio* mit passenden Ersatzbatterien. Bei Amazon findest du zudem eine Vielzahl an Kurbel-Radios*, für die du den benötigten Strom selbst durch Kurbeln erzeugst.

Zusätzlich solltest du auch die Nächte bedenken, die du womöglich draußen verbringst, und aus diesem Grund eine Taschenlampe*, sowie einen Schlafsack und eine Decke einpacken. Ebenfalls wichtig: Wechselkleidung für die nächsten Tage, sowie relevante Hygieneartikel. Auch dein Smartphone mit Kamera oder ein Fotoapparat kann mit in den Notfallrucksack. Tipp: Wie du bei einem Stromausfall auch ganz ohne Energie vom Stromnetz für Licht sorgst, erfährst du in unserem Artikel.

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Vorschaubild: © /Russisches Verteidigungsministerium/AP/Sven Hoppe/dpa