"Koloss von Rügen" kämpft mit Leerstand - an diesem Ostsee-Ort will niemand Urlaub machen
Autor: Stefan Lutter
Ostseebad Binz, Dienstag, 10. Juni 2025
Prora auf Rügen kämpft mit Leerstand und wirtschaftlichen Schwierigkeiten, obwohl die historische Anlage beeindruckend saniert wurde. Die Zukunft des Kolosses von Rügen bleibt ungewiss, da zentrale Projekte unvollendet sind.
Die historische Ferienanlage Prora auf Rügen kämpft mit wirtschaftlichen Herausforderungen und stockenden Entwicklungen. Trotz der malerischen Ostsee-Lage und ambitionierter Projekte steht sie im Spannungsfeld von Vergangenheit und Zukunft. Denn der 4,5 Kilometer lange Gebäudekomplex - auch bekannt als der "Koloss von Rügen" - wurde aufwändig saniert, nachdem er ursprünglich als gigantisches Seebad der Nationalsozialisten errichtet wurde.
Nach der Wende sollte der geschichtsträchtige Ort zu einem Ferienparadies werden, mit Luxuswohnungen, Hotels und touristischer Infrastruktur. Doch die Realität bleibt hinter den Erwartungen zurück: Viele Ferienwohnungen und Gewerbeflächen in dem Ortsteil des bekannten Ostseebades Binz stehen leer. Die Nachfrage nach den hochpreisigen Immobilien ist geringer als prognostiziert.
Ferienanlage Prora bei Binz: Ostsee-Ort kämpft mit Leerstand
Ein zentrales Problem ist dabei die Insolvenz eines der Hauptakteure, der "Wohnen in Prora Vermögensverwaltung", die für die Sanierung eines großen Teils der Anlage verantwortlich war. Diese Insolvenz hat nicht nur die Fertigstellung einiger Projekte verzögert, sondern auch das Vertrauen vieler Käufer erschüttert. Obwohl 90 Prozent der Umbauten abgeschlossen sind und Käufer durch rechtliche Sicherheiten wie die Auflassungsvormerkung geschützt sind, bleibt die Unsicherheit groß. Viele Eigentümer fragen sich, ob eine vollständige Fertigstellung der Wohnungen und Infrastruktur überhaupt gewährleistet ist.
Die Ostsee-Zeitung zitiert einen Leser mit den Worten "Die Preise sind ja auch heftig". Auch die hohen Kosten für Ferienwohnungen in Prora werden teilweise für den Leerstand verantwortlich gemacht.
Ein weiterer Faktor, der zur schwierigen Situation beiträgt, ist die ambivalente Wahrnehmung des Standorts. Prora ist nicht nur ein modernes Ferienziel, sondern auch eine der größten architektonischen Hinterlassenschaften der NS-Zeit. Während die Umgestaltung des Komplexes international Aufmerksamkeit erregt, sehen einige Kritiker die Vermarktung als Ferienparadies kritisch. Die NS-Vergangenheit des Gebäudes und die Frage, wie mit diesem historischen Erbe umgegangen wird, werfen ethische und kulturelle Fragen auf. Dies könnte auch potenzielle Käufer oder Mieter abschrecken.
Neue Investitionen als Lichtblick
Zudem stellen sich infrastrukturelle Probleme. Trotz der umfangreichen Sanierung mangelt es in Teilen von Prora an einer funktionierenden touristischen Infrastruktur, die für eine ganzjährige Auslastung notwendig wäre. Einige Gewerbetreibende klagen über hohe Betriebskosten und fehlendes Besucheraufkommen, insbesondere in der Nebensaison. Dies hat dazu geführt, dass Geschäftsflächen geschlossen bleiben oder nur sporadisch genutzt werden. Die geplante Vision eines pulsierenden Ferienortes scheint in weite Ferne gerückt zu sein.
Direkt zu den Pauschalreisen auf Check24Einen Lichtblick könnten neue Investitionen darstellen: Ein Berliner Investor plant, rund 300 zusätzliche Wohnungen in bislang ungenutzten Teilen des Komplexes zu bauen. Während dies als Chance für die wirtschaftliche Belebung gesehen wird, gibt es auch Bedenken, dass eine weitere Expansion die bestehende Infrastruktur überfordern könnte.