Antibiotika-Säfte für Kinder ohne deutsche Zulassung: Das müssen Eltern beachten
Autor: Lea Mitulla
Berlin, Freitag, 05. Mai 2023
Antibiotika sind knapp, vor allem Antibiotika-Säfte für Kinder. Medikamente aus dem Ausland, die in Deutschland eigentlich keine Zulassung haben, sollen Abhilfe schaffen. Was Eltern dazu wissen müssen.
"Die Gesundheit unserer Kinder und Jugendlichen ist durch den Medikamentenmangel europaweit gefährdet. Eine schnelle, zuverlässige und dauerhafte Lösung ist dringend erforderlich!", warnten Kinder- und Jugendärzte aus ganz Europa im April in einem offenen Brief. Viel geändert hat sich seither aber nicht. Ein fränkischer Kinderarzt hat bereits eine düstere Prognose aufgestellt.
Noch immer sind kindergerechte Fieber- und Schmerzmedikamente kaum zu bekommen. Auch das Antibiotikum Penizillin gebe es derzeit nicht, erklärte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder und Jugendärzte (BVKJ), Thomas Fischbach der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Er ist einer der Mitunterzeichner des offenen Briefes.
Antibiotika für Kinder fehlen: Das müssen Eltern über die neue Arznei-Regel wissen
Kurz bevor das Schreiben des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte veröffentlicht wurde, hatte das Bundesgesundheitsministerium offiziell bekannt gegeben, dass ein Versorgungsmangel bestehe. In der Bekanntmachung vom 19. April im Bundesanzeiger heißt es, speziell "antibiotikahaltige Säfte für Kinder" seien knapp. Das Problem dabei: "Für diese Arzneimittel steht oftmals keine alternative gleichwertige Arzneimitteltherapie zur Verfügung."
Video:
Daher wurde beschlossen, die Regeln für die betroffenen Medikamente vorerst zu lockern. Viele Bundesländer, zum Beispiel Bayern, haben sich das bereits zunutze gemacht und die Einfuhr von Antibiotika-Säften aus dem Ausland genehmigt, die keine Zulassung für den deutschen Markt haben. In den folgenden Bundesländern dürfen nicht zugelassene Mittel zum Einsatz kommen (Stand: 5. Mai 2023):
- Baden-Württemberg
- Bayern
- Brandenburg
- Bremen
- Niedersachsen
- Nordrhein-Westfalen
- Rheinland-Pfalz
Hessen hat seine Bestimmungen am Donnerstag (4. Mai 2023) ebenfalls gelockert. Apotheken und Großhändler dürfen die Kinderarzneien im Ausland bestellen. Die Kennzeichnung und Packungsbeilage müssen dabei nicht in Deutsch sein - dennoch müssen die Medikamente von den Behörden für den deutschen Markt freigegeben sein.
Antibiotika-Säfte kommen oft bei Krankheiten zum Einsatz, die für Kinder sehr gefährlich sein können, zum Beispiel Lungenentzündungen oder Scharlach. Steht das passende Präparat nicht zur Verfügung, muss nach Angaben des BVKJ zu einem Antibiotikum der zweiten und dritten Wahl gegriffen werden, das aber schlechter wirkt und das Risiko für sich bildende Antibiotika-Resistenzen erhöht. Doch wie steht es um die Qualität der nicht zugelassenen Präparate?