Inflation, Lieferengpässe, Personalmangel: Nicht nur die Kund*innen im Einzelhandel sind gefrustet, sondern auch die Mitarbeitenden - an denen wird der Ärger über hohe Preise oder leere Regale nämlich meist ausgelassen. Dieter Hieber, der 16 Edeka-Märkte in Deutschland betreibt, sieht sein Personal "an der Belastungsgrenze - und zieht Konsequenzen.
Erst die Corona-Pandemie und dann der Ukraine-Krieg: Der Einzelhandel kämpft seit vielen Monaten mit den aktuellen Gegebenheiten. Frustrierte Kund*innen, die aufgrund von fehlenden Produkten oder gestiegenen Preisen ihre Wut am Personal auslassen, sind keine Seltenheit.
Dem Betreiber von 16 Edeka-Filialen in Deutschland, Dieter Hieber, reicht es jetzt. Der Chef zieht für seine Mitarbeitenden die Reißleine.
Öffnungszeiten geändert: Märkte schließen mittwochs jetzt deutlich früher
Die 16 Märkte des selbstständigen Kaufmanns Hieber gehören zu den umsatzstärksten in Deutschland. Zuletzt verzeichneten seine Edeka-Filialen einen Brutto-Jahresumsatz von 254 Millionen Euro. Gegenüber der Lebensmittelzeitung hat sich der Betreiber jetzt geäußert und erklärt, dass er auf einen Teil des Umsatzes gerne verzichtet.
Sein Personal befinde sich "an der Belastungsgrenze", betont Hieber. Wegen Personalengpässen in der Ferienzeit, Krankheitsfällen und der Einarbeitung neuer Mitarbeiter kämen seine Verkäufer*innen nicht mehr hinterher. Viele Krankheitsfälle seien eine Folge dieser großen Belastung bei der Arbeit.
Jetzt zieht Hieber Konsequenzen: Er macht seine Filialen mittwochs bereits um 13 Uhr dicht. Außerdem spricht er sich für eine allgemeine Anpassung der Ladenöffnungszeiten aus: "Überhaupt frage ich mich, ob wir die Öffnungszeiten im Handel nicht grundsätzlich überdenken müssen, wenn wir Personal binden und künftig auch noch finden möchten", sagte er gegenüber der Lebensmittelzeitung.
Bis Mitte September: Mittwochs ist ab 13 Uhr Schluss
Die geänderten Öffnungszeiten gelten in den Hieber-Märkten vorerst bis Mitte September. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass der Kaufmann seine Öffnungszeiten weiter anpassen würde - auch um den Beruf im Einzelhandel wieder attraktiver zu machen. Laut Hieber ist es derzeit nämlich eine echte Herausforderung, Stellen nachzubesetzen.
Aktuell prüft der Edeka-Betreiber sogar, ob er eine 4-Tage-Woche für seine Mitarbeiter umsetzen könnte.
