Druckartikel: Alkoholkonsum in Deutschland: Langfristiger Abwärtstrend - aber auch eine bedenkliche Entwicklung

Alkoholkonsum in Deutschland: Langfristiger Abwärtstrend - aber auch eine bedenkliche Entwicklung


Autor: Svenja Hentschel

Deutschland, Freitag, 10. November 2023

Die Bundesregierung hat eine kleine Anfrage der Linksfraktion beantwortet. Demnach sinkt der Alkoholkonsum der Deutschen langfristig. Im Bereich des riskanten Konsums gibt es allerdings beunruhigende Entwicklungen.


Die Deutschen trinken im langfristigen Trend weniger Alkohol. Der Pro-Kopf-Konsum wurde in den letzten Jahrzehnten merklich reduziert. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Bundestagsfraktion der Linken hervor. Die Antwort liegt der Rheinischen Post vor.

"Im internationalen Vergleich zählt Deutschland allerdings weiterhin zu den Hochkonsumländern", so die Regierung in der Antwort auf die Anfrage. Laut Bundesregierung tranken 2021 13 Prozent der Deutschen – also knapp 10,8 Millionen Menschen – in einem riskanten Maß Alkohol. 1995 waren es noch 16,4 Prozent. Ein riskanter Konsum entspricht 24 bis 60 Gramm Alkohol pro Tag bei Männern und 12 bis 40 Gramm bei Frauen.

Riskanter und gefährlicher Alkoholkonsum steigt bei Männern und Frauen

Zuletzt ist allerdings die Zahl der Männer und Frauen mit riskantem und gefährlichem Alkoholkonsum wieder leicht gestiegen. Während der riskante Konsum bei Männern langfristig zurückgeht, ist er bei Frauen leicht angestiegen. Dagegen sind mehr Männer von gefährlichem Konsum betroffen. Beim besonders starken, dem sogenannten Hochkonsum, gab es bei beiden Geschlechtern leichte Zuwächse

Buchtipp: Alkoholsucht bekämpfen - Für ein neues Leben ohne Alkohol!

Zur Einordnung: In einem kleinen Glas Bier (300 ml) sind zwölf Gramm Alkohol enthalten. Dieselbe Menge enthält auch ein doppelter Schnaps (40 ml). Zwei Prozent der Deutschen trinken in gefährlichem Maß (Männer bis 120 Gramm, Frauen bis 80). 0,3 Prozent sind von einem Hochkonsum, der darüber hinaus geht, betroffen. Erst vor Kurzem hat die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) eine neue Empfehlung für den Konsum von Alkohol herausgegeben. Demnach schadet bereits der erste Schluck – unabhängig davon, wie viel man trinkt.

Im langfristigen Vergleich zu 1995 ist aber mit Blick auf die konkreten Getränke ein Abwärtstrend zu beobachten: Insgesamt trinken weniger Menschen Bier, Wein, Sekt und Schnaps. Trotzdem konsumiert noch über die Hälfte der Deutschen regelmäßig Bier (55,2 Prozent) oder Wein und Sekt (50,8 Prozent). Rund ein Drittel (32,8 Prozent) hatte im vergangenen Monat zu Spirituosen gegriffen.

Alkoholkonsum in Deutschland: Abwärtstrend im langfristigen Vergleich

Dabei unterscheidet sich das Trinkverhalten vor allem nach dem Geschlecht, in Teilen auch nach dem Alter der Konsument*innen. So trinken Männer eher Bier, Frauen dagegen Wein oder Sekt. Pro Woche trinken Männer, die Bier trinken, im Mittelwert 2,1 Liter. 1995 waren es noch 3,5 Liter. Frauen kommen auf einen wöchentlichen Bierkonsum von 0,8 Litern im Vergleich zu 1,2 Litern 1995. Wein trinken Frauen im langfristigen Mittel etwa gleich viel: Pro Woche sind es 0,5 Liter, Männer trinken 100 Milliliter weniger.

In fast allen Altersgruppen zeigt sich ebenfalls der abnehmende Trend: Weniger Menschen trinken Alkohol. Bei Wein und Sekt sowie Spirituosen sind dabei auch Altersunterschiede zu erkennen: Ältere Menschen trinken häufiger Wein, jüngere häufiger Hochprozentiges. Bei den 18-24-Jährigen hatten 41,7 Prozent angegeben, im letzten Monat mindestens einmal Schnaps getrunken zu haben. Bei den 60-63-Jährigen waren es 27,1 Prozent. 

Langfristig hat auch sogenanntes episodisches Rauschtrinken, also das Trinken von fünf oder mehr Gläsern Alkohol an mindestens einem Tag, abgenommen. Auf einem hohen Niveau bleibt es dennoch: 2021 hat ein Viertel der 18-59-Jährigen angegeben, in den letzten 30 Tagen gezielt Rauschtrinken betrieben zu haben. Bei den jungen Konsument*innen zwischen 18 und 24 Jahren waren es 38,3 Prozent.

Gesundheitsministerium steckt weniger Geld in Alkoholprävention

Aus der Antwort der Bundesregierung geht außerdem hervor, dass das Bundesgesundheitsministerium immer weniger Mittel für die Alkoholprävention bereitstellt. 2023 waren rund 2,36 Millionen Euro veranschlagt. 2024 sind nur rund 2,19 Millionen vorgesehen – 2021 waren es noch 3,85 Millionen. Der drogenpolitische Sprecher der Linken im Bundestag, Ates Gürpinar, nennt es deswegen auch "fatal, dass die Regierung bei der finanziellen Ausstattung der Suchthilfe massiv kürzt."

Hast du den Verdacht, dass du ein Alkoholproblem haben könntest? Anhand von zwei Fragen kannst du dich überprüfen.

Artikel enthält Affiliate Links