Köln: Tödliches Gift in Glukose eher Versehen als Vorsatz - Apotheken dürfen wieder öffnen
Autor: Redaktion
Köln, Freitag, 11. Oktober 2019
Nach dem Tod von Mutter und Tochter nach der Einnahme eines Glukosepräparates in Köln gerieten zwei Mitarbeiter nun in den Fokus. Die Ermittler gehen aber eher von Versehen als von Vorsatz aus. Die Apotheken dürfen wieder eröffnen.
Eine junge Mutter und ihr Neugeborenes sind nach Polizeiangaben an den Folgen der Einnahme eines Mittels aus einer Kölner Apotheke gestorben. Seitdem ermittelt die Polizei. Die Entwicklung im Überblick:
Update, 11.10.2019: Apotheken dürfen wieder eröffnen
Nach dem Tod einer jungen Mutter und ihres Babys wegen vergifteter Glukose aus einer Kölner Apotheke darf deren Betreiber seine insgesamt drei Apotheken wieder öffnen. Die Herstellung eigener Arzneimittel bleibe aber weiterhin untersagt, wie das Gesundheitsministerium in Abstimmung mit der Stadt Köln am Freitag mitteilte. Die Herstellung bleibe untersagt, bis Maßnahmen eingeführt seien, die eine solche Verunreinigung in Zukunft ausschlössen.
Update, 11.10.2019: Ermittlungen deuten auf Versehen hin
Nach dem Tod einer jungen Mutter und ihres Babys wegen vergifteter Glukose aus einer Kölner Apotheke deuten die Ermittlungen auf ein tragisches Versehen hin. "Es gibt keine Anhaltspunkte, die in Richtung Vorsatz führen", sagte der Kölner Staatsanwalt Ulrich Bremer am Freitag. Eher habe ein versehen zu der Verunreinigung der Glukose geführt. Die Staatsanwaltschaft ermittle nun gegen zwei Mitarbeiter des Geschäfts wegen fahrlässiger Tötung. Darüber hatte zunächst die "Rheinische Post" berichtet. "Diese Personen sind näher in den Fokus geraten, mit den Stoffen hantiert zu haben", sagte Bremer.
Die nun beschuldigten Mitarbeiter hätten sehr umfangreiche Aussagen zu ihren Aufgaben und den Abläufen in der Apotheke gemacht, die Tat an sich aber abgestritten, führte der Staatsanwalt aus. Das giftige Betäubungsmittel Lidocainhydrochlorid, das man in der Glukose nachgewiesen hatte, werde in einem sehr ähnlichen Gefäß gelagert wie die Glukose. Es deute einiges daraufhin, dass ein Rest des Betäubungsmittels in einen anderen Glukosebehälter gekippt wurde, da man den Rest ebenfalls für Glukose gehalten hatte, erklärte Bremer. "Das ist ein wahrscheinliches Szenario."
Dieses Szenario würde auch erklären, warum in verschiedenen, in der Apotheke abgefüllten Glukose-Tütchen eine unterschiedliche Konzentration des Betäubungsmittel festgestellt wurde: Die ersten aus dem Gefäß abgefüllten Portionen hätten eine hohe Konzentration gehabt, spätere eine geringere. Nach den Todesfällen hatte die Polizei dazu aufgerufen, Glukose-Präparate aus der Heilig-Geist-Apotheke in Köln-Longerich nicht mehr zu verwenden, sondern bei der Polizei abzugeben.
Die betroffene Apotheke und zwei weitere Pharmazien des gleichen Betreibers waren einige Tage nach den Todesfällen vorläufig geschlossen worden - eine vorsorgliche Sicherheitsmaßnahme des Gesundheitsministeriums und der Bezirksregierung. "Es laufen Gespräche darüber, ob die Einschätzung der Staatsanwaltschaft zu einer Veränderung der Genehmigungssituation führt", sagte eine Sprecherin der Stadt Köln, Inge Schürmann, am Freitag der dpa. Der Betreiber hatte auf Wiedereröffnung der Apotheken geklagt.
Update, 02.10.2019, 11.31 Uhr: Apothekenbetreiber klagt auf Wiedereröffnung
Der Betreiber der geschlossenen Apotheken in Köln klagt auf Wiedereröffnung. Er habe eine einstweilige Verfügung gegen die Stadt beantragt, sagte am Mittwoch eine Sprecherin des Kölner Verwaltungsgerichts. "Er möchte erreichen, dass er sie wieder öffnen darf", sagte die Sprecherin. Das Gericht werde frühestens nächste Woche darüber entscheiden, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet.