Darüber hinaus hatte die Niederbayerin zum Zeitpunkt des Unfalls nicht telefoniert oder sich sonst mit ihrem Handy beschäftigt, wie eine erste Untersuchung des Geräts laut Luca ergab.
Der Staatsanwalt erklärte darüber hinaus, dass bei einer Tötung im Straßenverkehr - ein Straftatbestand in Italien - eine Haftstrafe von zwei bis sieben Jahren pro Opfer möglich sei. Die maximale Strafe bei mehreren Toten seien 18 Jahre - außer es gebe erschwerende Faktoren, etwa den Vorsatz oder eine doppelt so hohe Geschwindigkeit wie erlaubt. Im Ortskern von Santo Stefano in den Dolomiten gilt eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 Stundenkilometern - das Auto der Deutschen war ersten Schätzungen zufolge rund 90 Stundenkilometer schnell.
Update vom 11.07.2023, 10 Uhr: Verurteilung wegen mehrfacher Tötung im Straßenverkehr - Frau droht eine lange Haftstrafe
In dem kleinen Örtchen Santo Stefano di Cadore herrscht immer noch Fassungslosigkeit. Wie konnte es nur dazu kommen, dass eine deutsche Autofahrerin drei Fußgänger - einen Zweijährigen, dessen Vater und die Großmutter - so in den Tod riss? Nach der furchtbaren Kollision vom Donnerstag (06. Juli 2023) in Norditalien bleibt die Frau aus Niederbayern vorerst in Untersuchungshaft, wie eine Haftprüfungsrichterin am Montag (10. Juli 2023) laut Nachrichtenagentur Ansa entschied. Die 31-jährige Deutsche wurde demnach via Videokonferenz aus dem Krankenhaus von Venedig befragt. Auf die dortige psychiatrische Station war sie am Sonntagabend (09. Juli 2023) gebracht worden - zuvor war sie im Frauengefängnis Giudecca in Venedig inhaftiert.
Weder vom Pflichtverteidiger noch vom Gericht gab es zunächst auf Anfrage eine offizielle Stellungnahme. Für Dienstag (11. Juli 2023) wurde eine Pressekonferenz des zuständigen Staatsanwalts Paolo Luca in der norditalienischen Stadt Belluno angekündigt, schrieb Ansa.
Frau raste mit hoher Geschwindigkeit in Familie
In Santo Stefano in den Dolomiten hatte der Bürgermeister für Montag einen Trauertag ausgerufen. Dort, wo wenige Tage zuvor auf der Via Udine die drei Familienmitglieder starben. Dort, wo an der Unfallstelle nun Blumen, Kerzen und Kuscheltiere liegen. Und wo seitdem über einen schrecklichen Verdacht getuschelt wird: Hat die Deutsche die Fußgängergruppe womöglich absichtlich überfahren?
"Wir müssen mit empirischen Daten arbeiten", sagte Staatsanwalt Luca dem Corriere della Sera am Sonntag und ergänzte: "Zu diesem Zeitpunkt ist es sinnlos, Rekonstruktionen anzustellen, die sich als irreführend erweisen könnten. Ich kann sagen, dass wir nichts ausschließen, solange wir nicht alle Elemente zusammengefügt haben."
Als gesichert gilt, dass die Frau mit hoher Geschwindigkeit in die Familie raste, die auf dem Bürgersteig lief. Die beiden Erwachsenen wurden ebenso wie der Zweijährige, der in einem Kinderwagen saß, voll erfasst und meterweit durch die Luft geschleudert. Der Vater und die Großmutter starben noch an der Unfallstelle - das Kleinkind wurde in ein Krankenhaus geflogen, konnte aber nicht gerettet werden. Die Mutter wurde nicht lebensgefährlich verletzt. Der Großvater, der wohl mit etwas Abstand zur Gruppe spaziert war, erlitt laut Berichten einen Herzinfarkt und wurde ebenfalls in ein Krankenhaus gebracht.
Überwachungskamera zeigt Augenblicke vor der Kollision
Der Deutschen droht bei einer Verurteilung wegen mehrfacher Tötung im Straßenverkehr - einem Straftatbestand in Italien - eine möglicherweise lange Haftstrafe.
Giuseppe Triolo, der Pflichtverteidiger der Frau, berichtete am Wochenende laut Corriere, dass sich seine Mandantin an nichts erinnere. "Ich bin in einem Abgrund", soll die Frau immer wieder gesagt haben, heißt es in dem Medienbericht. Vom Unfall wisse sie gar nichts, schilderte Triolo, "so, als sei sie nicht dabei gewesen".
Bilder einer in einer Werkstatt angebrachten Überwachungskamera, die publik gemacht und den Ermittlern übergeben worden waren, zeigten zwar nicht den Aufprall, aber das Unfallauto wenige Augenblicke vor der Kollision um kurz vor 15.15 Uhr. Die Aufnahmen lassen erahnen, dass der Wagen viel zu schnell im Ortskern unterwegs war. Laut Medien könnte die Frau bis zu 90 Kilometer pro Stunde schnell gefahren sein. Der Aufprall ist im Video zu hören - es ist ein furchtbares Geräusch.
Bayerin überfährt drei Menschen - War sie abgelenkt?
Auf der Straße seien keine Bremsspuren erkennbar gewesen. Dies könnte theoretisch dafür sprechen, dass die Deutsche eventuell absichtlich in die Leute raste. Oder dass sie abgelenkt war, etwa durch ein Handy - die Polizei überprüft ihr Smartphone und die Mobilfunkdaten.
Dazu sind Zeugenaussagen und frühere Vorkommnisse zu bewerten. Laut Ansa berichtete jemand aus dem Dorf, dass die Deutsche kurz vor dem Unfall in einen lautstarken Streit verwickelt war, ehe sie plötzlich in ihr Auto stieg und davonraste. Zudem hieß es, sie sei schon Wochen zuvor in Bozen mit aggressivem Verhalten in der Öffentlichkeit aufgefallen. Italienische Medien durchforsteten zudem die Profile der Frau in sozialen Netzwerken. All das werden die Ermittler nun prüfen.
Originalmeldung vom 08.07.2023, 14.29 Uhr: Todesfahrerin von Italien kommt aus Bayern: Drei Menschen gestorben - darunter ein Kleinkind
Eine Frau aus Deggendorf in Bayern soll in Norditalien mit ihrem Auto in eine Familie gerast sein und drei Menschen getötet haben. Sie wurde nach dem Unfall am Donnerstag (6. Juli) festgenommen, wie die Carabinieri von Santo Stefano di Cadore am Freitag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur bestätigten; zuvor hatten mehrere Medien darüber berichtet.
Die Frau soll am Donnerstagnachmittag mit ihrem Auto in der Ortschaft nahe der Grenze zu Österreich mit hoher Geschwindigkeit in die Familie gefahren sein. Die Großmutter, der Vater und ein zwei Jahre alter Junge starben bei der Kollision. Die Mutter wurde leicht verletzt. Der Großvater, der offenbar mit etwas Abstand lief, kam wegen eines Schocks in eine Klinik.
Frau aus Bayern rast in fünfköpfige Familie: Nur zwei Überlebende - die Mutter und der Großvater
Der Bild zufolge handle es sich um eine 31-Jährige, die seit Oktober 2022 in ihrem Auto lebte, um Südeuropa zu bereisen. Sie habe die Welt bereisen und in einen Camper-Van investieren wollen.
Nachdem die Deutsche von den Carabinieri befragt worden war, kam sie am späten Abend in Untersuchungshaft. Ihr wird mehrfache Tötung im Straßenverkehr vorgeworfen, ein Straftatbestand in Italien.
Medienberichten zufolge überprüfen Experten der Polizei, ob die Frau möglicherweise durch ihr Handy abgelenkt war und so die Kontrolle über das Auto verlor. Zunächst gab es unterschiedliche Meldungen darüber, ob der Wagen die Menschen auf einem Bürgersteig neben der Straße oder auf einem Zebrastreifen erfasste.
Offene Fragen: Die Unfallursache wird noch ermittelt
Berichten zufolge wurden sie teils meterweit durch die Luft geschleudert. Die Großmutter und der Vater starben an der Unfallstelle, der kleine Junge in einem Rettungshubschrauber auf dem Weg ins Krankenhaus. Auf Fotos vom Unfallort war zu sehen, wie das Auto heftig demoliert wurde - möglicherweise krachte es auch gegen einen Zaun.