Rätselhafter Oldtimer im Stausee hat "dunkle Geschichte" - Zwei bayerische Cold Cases könnten dahinterstecken

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Tännesberg: Mysteriöser Oldtimer-Fund in Stausee
Wer hat den Oldtimer im Pfreimdstausee versenkt? Die Polizei hat sich mit einem Audi-Experten zusammengetan, um mehr herauszufinden.
Tännesberg: Mysteriöser Oldtimer-Fund in Stausee
Torsten Silz/dpa; Polizei/Polizeiinspektion Vohenstrauß/dpa; Collage: inFranken.de

Bereits im Juli wurde in der Oberpfalz ein Oldtimer aus einem Stausee geborgen, seitdem ermittelt die Polizei, was es mit dem mysteriösen Fund auf sich hat. Auch eine Verbindung zu einem Vermisstenfall sowie einem Mord komme infrage.

Update vom 13.10.2022: Steht Oldtimer-Fund in Verbindung zu mehreren Cold Cases?

Dieser Fall stellt die oberpfälzische Polizei weiter vor ein Rätsel: Nach dem Fund eines jahrzehntealten Oldtimers in einem Stausee bei Tännesberg im Landkreis Neustadt a.d. Waldnaab häufen sich die Theorien, welche Geschichte hinter dem mysteriösen Wrack stecken könnte. Die Polizei hofft daher auf Hinweise – "so skurril diese im ersten Moment auch erscheinen mögen".

Dreckig, triefend und definitiv nicht mehr fahrbereit: So wurde der Audi 100 Coupe S aus dem Pfreimdstausee geborgen, nachdem er Mitte Juli zufällig bei Sanierungsarbeiten entdeckt worden war. Seit dem ersten Zeugenaufruf seien über 30 Mitteilungen und Hinweise zu dem Fahrzeug aus dem Jahr 1973 eingegangen, teilt die Polizeiinspektion Vohenstrauß zum aktuellen Ermittlungsstand mit. Zu einem abschließenden Ergebnis seien die Beamten noch nicht gekommen, die bisherigen Tipps hätten aber zu neuen Ermittlungsansätzen geführt.

Nachfragen bei einem lokalen Autohaus halfen laut Polizei aber nicht weiter, da zum Oldtimer keine Unterlagen mehr vorliegen. Die Originalfarbe des Audi beschreibt die Polizei als "Coronagelb", wobei es sich um eine Sonderfarbe handle, die damals nur gegen einen Aufpreis zu bekommen war. Außerdem war er mit schwarzen Rallyestreifen verziert, wie die Inspektion schreibt.

Um mehr über den Wagen herauszufinden, half der Polizei nun ein Audi-Experte weiter, der das Wrack genauer unter die Lupe nahm. Dabei kam heraus: Das Auto wurde repariert, was beispielsweise an einer ausgetauschten Windschutzscheibe und einer entsprechenden Aufschrift erkennbar war, erklärte der stellvertretende Inspektionsleiter Tobias Wirth im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk. Auch andere Originalteile waren ausgetauscht worden, dazu zählen die Motorhaube sowie der Ersatzreifen. Zudem könnte der Wagen laut Polizei neu lackiert worden sein. Auch der Tacho war nicht mehr vorhanden und könnte absichtlich ausgebaut worden sein, bevor der Oldtimer im See versenkt wurde.

Ein Kapitaldelikt könne derzeit weder ausgeschlossen noch bestätigt werden, meldet die ermittelnde Inspektion. Tobias Wirth hat jedoch eine schlimme Vermutung: "Ich glaube, das Fahrzeug hat eine dunkle Geschichte", sagte er im BR-Interview. Im Raum steht unter anderem ein möglicher Zusammenhang zu einem bayerischen Cold Case: Die 12-jährige Monika Frischholz aus Flossenbürg soll am 25. Mai 1976 in einen gelben Wagen eingestiegen sein – seitdem fehlt von der Schülerin jede Spur. Eine Leiche wurde nie gefunden. Es könnte sich hier aber auch um eine Verwechslung handeln, teilte die zuständige Ermittlungsgruppe mit.

Die Polizeiinspektion Vohenstrauß will der Verbindung aber weiter nachgehen und arbeitet dafür auch mit den Ermittlern zusammen, die den Cold Case der vermissten Schülerin behandeln. Doch noch ein weiterer Mordfall könnte mit dem Wrack in Verbindung stehen: Die 15-jährige Christa Mirthes wurde 1978 in Schwandof brutal getötet und in einen Brunnenschacht geworfen. Auch dieser Fall wurde nie gelöst, laut Polizei gebe es aber Hinweise auf einen Handelsvertreter, der in diesem Zeitraum mit einem gelben Wagen in Bayern unterwegs war. Eine weitere Spur führe nach Nürnberg und solle nun untersucht werden.

Auch zum fränkischen Cold Case Klaus Berninger gibt es neue Informationen: Die Soko wolle nun verstärkt Druck auf den oder die Täter machen.

Update vom 25.09.2022: Steckt hinter Oldtimer in Stausee schweres Gewaltverbrechen?

In einem Stausee in Tännesberg im Landkreis Neustadt an der Waldnaab wurde ein Oldtimer mit einer TÜV-Plakette aus den 80er-Jahren gefunden, wie die Polizei am Donnerstag (15. September 2022) mitgeteilt hatte. Von dem Modell wurden nur 30.000 Stück produziert - von 1968 und 1976 produziert, hieß es.

Die Polizei schließt eine "ungewöhnliche Schrottentsorgung" aus, teilte man dann am 19. September 2022 mit. Der Wagen, ein Audi A100 Coupé S, sei vermutlich noch zugelassen gewesen, als er im See versenkt worden war. Immer mehr deutet nun darauf hin, dass hinter der Aktion ein schweres Verbrechen steckt. So verschwand nach ersten Erkenntnissen der Polizei im Zeitraum des Versenkens auch eine Schülerin spurlos.

Wie der BR berichtet, seien mittlerweile rund 20 Hinweise eingegangen. Spekuliert werde unter anderem über einen Ost-West-Spionage-Fall und einen Zusammenhang mit einem 1982 getöteten Nachtclubbetreiber aus Weiden. Die Bild-Zeitung schreibt, dass aber auch das Verschwinden einer seit 1976 vermissten Schülerin mehr und mehr in den Mittelpunkt der polizeilichen Ermittlungen gerät.

Demnach sei die damals 12-jährige Schülerin Monika Frischholz am 25. Mai 1976 zum letzten Mal gesehen worden. Sie habe im 38 Kilometer entfernten Flossenbürg gewohnt und sich an diesem Tag mit Freundinnen in der Innenstadt getroffen, so die Bild. Laut Zeugen soll sie in einen gelben Opel Kadett Coupé eingestiegen und dann nie mehr gesehen worden sein. Ein Polizeisprecher äußerte gegenüber dem Boulevard-Blatt, dass beide Autos sich zum Verwechseln ähnlich sähen.

Daten aus dem Zulassungsregister seien mittlerweile gelöscht. Möglich sei, dass das Auto eilig verschwinden musste, erklärt die Polizei dem BR. Man habe ohne Erfolg vielen Auto-Händlern nachgefragt, um möglicherweise jemanden zu finden, der sich an den auffälligen Wagen erinnert. Jetzt setze man auch weiter auf Hinweise aus der Bevölkerung. "Wir hoffen auf weitere Tipps aus der Bevölkerung - so spinnert sie auch sein mögen", wird ein Sprecher im Bericht zitiert.

Update vom 20.09.2022: Polizei liefert Update zu mysteriösem Oldtimer-Fund

Im Fall des in einem Oberpfälzer Stausee gefundenen Oldtimers hält die Polizei eine Entsorgung als Grund für das Versenken für wenig wahrscheinlich. Nach derzeitigem Ermittlungsstand werde eine "einfache Schrottentsorgung" ausgeschlossen, sagte ein Polizeisprecher am Montag (19. September 2022). Ob dahinter ein Verbrechen steht, konnte er zunächst nicht sagen. Es sei "sehr ungewöhnlich", weil der Wagen vermutlich noch zugelassen gewesen sei und der Besitzer somit noch für die Versicherung habe zahlen müssen.

Das Audi 100 Coupé S wurde bei Sanierungsarbeiten vor mehr als eineinhalb Monaten im Pfreimdstausee in Tännesberg im Landkreis Neustadt an der Waldnaab entdeckt und anschließend von Polizeitauchern geborgen.

Die TÜV-Plakette war aus den 80ern und das Kennzeichen aus Schwandorf, wie es weiter hieß. Zwischen 1986 und 1979 wurden von dem Auto nur 30.000 Stück produziert. Bei der Polizei seien bisher etwa 15 Hinweise eingegangen, die nun überprüft würden.

Erstmeldung vom 16.09.2022: Mysteriöses Auto aus See in Bayern geborgen

Diese Entdeckung in Bayern wirft einige Fragen auf: In einem Stausee in der Oberpfalz ist ein Oldtimer gefunden worden. Da Sanierungen an einem Wasserkraftwerk in Tännesberg im Landkreis Neustadt an der Waldnaab anstanden, wurden Sonarbilder aufgenommen, wie die Polizei am Donnerstagnachmittag (15. September 2022) mitteilte.

Sonargeräte orten mit Schallimpulsen Gegenstände unter Wasser. Die Bilder ließen auf ein Auto mit Fließheck schließen. Polizeitaucher bargen dann den Audi 100 Coupé S vor etwa eineinhalb Monaten. Wegen der Korrosion gehen die Ermittler davon aus, dass der Oldtimer schon längere Zeit auf dem Grund des Pfreimdstausee lag.

Polizei hat bereits erste Erkenntnisse zum Wrack

Bei der Untersuchung des Wracks konnte noch die TÜV-Plakette aus den 80ern und das Schwandorfer Kennzeichen entziffert werden. Von dem Modell wurden 30.000 Stück zwischen 1968 und 1976 produziert, so die Polizei.

Da nicht ausgeschlossen werden könne, dass das Fahrzeug in Verbindung mit einer "schweren Straftat" stehe, bittet die Polizei nun um Hinweise aus der Bevölkerung. Um was für eine Straftat es sich handeln könnte, sagte die Polizei nicht. Dafür ist die Polizeiinspektion Vohenstrauß unter der Telefonnummer 09651/9201-0 erreichbar.