Sprengstoff, Geiselnehmer, Heckenschützen: Spezialkräfte proben Ernstfall bei Fußball-EM

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Länderübergreifende Anti-Terrorübung
17.03.2024, Bayern, Sulzbach-Rosenberg: Spezialeinsatzkräfte der deutschen Polizei in Chemie-Schutzanzügen nehmen an einer länderübergreifenden Großübung teil ...
Länderübergreifende Anti-Terrorübung
Armin Weigel (dpa)
Länderübergreifende Anti-Terrorübung
17.03.2024, Bayern, Sulzbach-Rosenberg: Spezialeinsatzkräfte der deutschen Polizei in Chemie-Schutzanzügen nehmen an einer länderübergreifenden Großübung teil ...
Länderübergreifende Anti-Terrorübung
Armin Weigel (dpa)
Länderübergreifende Anti-Terrorübung
17.03.2024, Bayern, Sulzbach-Rosenberg: Spezialeinsatzkräfte der deutschen Polizei in Chemie-Schutzanzügen nehmen an einer länderübergreifenden Großübung teil ...
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Armin Weigel (dpa)
Länderübergreifende Anti-Terrorübung
17.03.2024, Bayern, Sulzbach-Rosenberg: Joachim Herrmann (CSU), Innenminister von Bayern, steht auf dem Gelände der Bereitschaftspolizei neben einem neuen Airbus Hubschrauber vom Typ H145 D3 ...
Länderübergreifende Anti-Terrorübung
Armin Weigel (dpa)
Länderübergreifende Anti-Terrorübung
17.03.2024, Bayern, Sulzbach-Rosenberg: Das gepanzerte Offensivfahrzeug der Spezialeinheiten vom Typ Enok 6.2 steht am am Rande der länderübergreifenden Großübung auf dem Gelände der ...
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Armin Weigel (dpa)
Länderübergreifende Anti-Terrorübung
17.03.2024, Bayern, Sulzbach-Rosenberg: Das gepanzerte Offensivfahrzeug der Spezialeinheiten vom Typ Enok 6.2 steht am am Rande der länderübergreifenden Großübung auf dem Gelände der ...
Länderübergreifende Anti-Terrorübung
Armin Weigel (dpa)

Das Szenario ist bedrückend: Im Rahmen der Europameisterschaft kommt es zu Anschlägen. In Mittelfranken und der Oberpfalz haben nun 2000 Spezialkräfte geprobt, wie man im Ernstfall reagieren müsste.

Ein katastrophales - fiktives - Szenario haben die rund 2000 Teilnehmer einer länderübergreifenden Anti-Terrorübung trainiert. In Mittelfranken und der Oberpfalz stellten Polizei, Bundeswehr, Zoll und Rettungsdienste einen Anschlag während der Fußball-Europameisterschaft nach. Es ging darum, Terroristen zu stoppen und mit chemischen, biologischen, radiologischen oder nuklearen Kampfstoffen umzugehen. "Wir müssen immer auch mit dem rechnen, wovon wir alle hoffen, dass es nie eintritt", sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Sonntagnachmittag in Sulzbach-Rosenberg. Konkrete Terrordrohungen gebe es nicht.

Ein Jahr lang sei die "Counter Terrorism Exercise 2024" (CTE) vorbereitet worden, sagte Polizeisprecher Michael Petzold. Die letzte CTE-Übung habe es vor zwölf Jahren in Schleswig-Holstein gegeben. Auf dem Gelände von Polizei und Bundeswehr in Nürnberg, Roth, Sulzbach-Rosenberg und Amberg sowie an externen Standorten wie zum Beispiel in Regensburg oder in einer U-Bahn-Station in Nürnberg stellten sich die Einheiten einem fiktiven komplexen Anschlag mit mehreren Tatorten. 

Sprengstoff-Drohne und Heckenschützen

Zu dem Szenario gehörte der gestellte Versuch von Terroristen, eine mit Sprengstoff bestückte Drohne in eine Menschenmenge zu fliegen. Simuliert wurden auch Schüsse eines Heckenschützen von einem Hausdach auf Einsatzkräfte und Schüsse in einer U-Bahn-Station, eine Geiselnahme in einem Redaktionsgebäude sowie ein Angriff eines Messerstechers in einem Gebäude, in das sich Fußballfans flüchteten, wie ein Sprecher der Polizei erläuterte. Es gab - ebenso gespielt - Tote und Schwerverletzte. Die Übung fand weitgehend geheim statt.

Dazu gehörte auch, dass eine Verhandlungsgruppe mit den Geiselnehmern kommunizierte. Sie hätten Forderungen gestellt, die praktisch nicht zu erfüllen gewesen seien. Nach stundenlangen Verhandlungen habe es einen gestellten Zugriff gegeben, bei dem zwei Geiselnehmer fiktiv getötet und der dritte festgenommen worden sei. Beamte hätten zur Übung gestellte Chatgruppen überwacht, über die sich Angehörige verschiedener Terrorzellen in ganz Deutschland austauschten. Diese seien unter anderem in Konstanz, Hanau, Erfurt und München lokalisiert worden, in Nürnberg seien zwei - ebenfalls fiktive - Verdächtige nachts in einem Café gefasst worden, teilte der Polizeisprecher mit.

Bei ihren Recherchen seien Beamte im Rahmen der Übung auf ein Labor gestoßen, in dem der hochgefährliche chemische Kampfstoff Sarin hergestellt worden sei. Bei der fiktiven Festnahme von Verdächtigen sei ein Beamter kontaminiert worden, so Petzold über das weitere Szenario. Der Schutz vor chemischen, biologischen, radiologischen oder nuklearen Gefahren sei ein wesentlicher Teil der Übung gewesen.

Maskenbilder des Nürnberger Staatstheaters helfen mit

Um das Geschehen so realistisch wie möglich aussehen zu lassen, seien gar Maskenbildner des Staatstheaters Nürnberg beteiligt gewesen. Zehn Liter Kunstblut und Verbandsmaterial im Wert von rund 10 000 Euro seien eingesetzt worden. 

Innenminister Herrmann zog eine positive Bilanz: Die Einsatzkräfte hätten eindrucksvoll bewiesen, "dass sie Hand in Hand gut gerüstet für die verschiedensten Gefahren- und Bedrohungslagen sind". An einzelnen Stellen - etwa bei der Kommunikation untereinander - gebe es Verbesserungspotenzial, weshalb die Übung ausführlich nachbereitet werde. Derlei Einsatzsituationen könnten von heute auf morgen eintreten, weshalb es wichtig sei, diese immer wieder zu trainieren, sagte der Minister. 

Er verwies auf die Investition von rund 145 Millionen Euro für acht neue Polizeihubschrauber für die bayerische Polizei. Der erste Airbus-Helikopter vom Typ H145 D3 in der Fünfblattversion mit kompletter Polizeiausstattung soll Mitte dieses Jahres geliefert werden, die weiteren sollen bis 2025 zur Verfügung stehen. Die Hubschrauber könnten mit acht Menschen - etwa Einsatzkräfte oder Verletzte - doppelt so viele Personen transportieren wie bisherige Hubschrauber. Mit der vorgesehenen Ausstattung seien sie die "modernsten Polizeihubschrauber weltweit". Zudem soll die bayerische Polizei in den kommenden fünf Jahren mit 2000 zusätzlichen Stellen verstärkt werden.