"Risiko eines Blackouts": Markus Söder empört nach Habecks AKW-Entscheidung

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Das Atomkraftwerk Isar 2 - bald nur noch Notreserve
Isar 2
Armin Weigel/dpa

Robert Habeck hält am Atomausstieg fest. Dennoch sollen zwei Atomkraftwerke als Notreserve dienen. Bayerns Ministerpräsident zeigt sich empört.

Das Ergebnis des Stresstests für Atomkraftwerke hat heftige Kritik in der Opposition ausgelöst. 

Robert Habecks Entscheidung, zwei der verbliebenen Atomkraftwerke nur als Notreserve zu nutzen, wurde von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) als großes Risiko eingestuft. 

Habeck: Zwei Atomkraftwerke als Notreserve

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte zuvor mitgeteilt, dass von den drei verbliebenen Atomkraftwerken in Deutschland zwei noch bis Mitte April 2023 als Notreserve dienen sollen.

Die Kraftwerke Isar 2 in Niederbayern und Neckarwestheim in Baden-Württemberg sollten - wenn es nötig werde - im Winter 2022/23 einen zusätzlichen Beitrag im Stromnetz in Süddeutschland leisten können, sagte Habeck in Berlin.

"Wir sind hier nicht in einer Situation, wo wir auf das Beste hoffen können, sondern wir müssen mit dem Schlimmsten rechnen", sagte Habeck. Man könne nicht ausschließen, dass Atomkraftwerke bei der angespannten Situation einen Beitrag leisten könnten. Das sei eine Debatte, die in Deutschland traditionell hohe politische Wellen schlage, viele Emotionen binde und die Republik lange beschäftigt habe, sagte er zum Betrieb von Atomkraftwerken.

Söder: Schlussfolgerung aus Stresstest "enttäuschend"

Markus Söder zeigte sich in Äußerungen auf Facebook und Twitter empört: "Robert Habeck nimmt das Risiko eines Blackouts und weitere Anstiege beim Strompreis in Kauf. Das ist grüne Ideologie und keine seriöse Politik. Es ist eine Entscheidung gegen jede Vernunft und zum Schaden unseres Landes", schrieb Bayerns Ministerpräsident auf Facebook. 

Er bezeichnete die Schlussfolgerungen als schweren Fehler zusätzlich zur Gasumlage, die er ebenfalls kritisierte. 

Söders Stellvertreter als Ministerpräsident, der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) warf Habeck vor, "Parteiideologie vor Fachentscheidung" zu stellen und versah seinen Tweet mit dem Hashtag "#DasIstVerantwortungslos".

Keine Abkehr von Atomausstieg - AKW nur als Notreserve

In Reserve würden die Kraftwerke laut Habeck kein atomares Brennmaterial verbrauchen und auch keinen Strom produzieren. Das Personal für einen möglichen Wiederbetrieb würde bereitgehalten. Um ein Reservekraftwerk ans Netz zu bringen, brauche es ungefähr eine Woche, sagte Habeck.

Sollten die Kraftwerke zum Einsatz kommen, dann würden sie wohl auch bis Mitte April laufen. Ein ständiges An und Aus soll es also nicht geben.

Der Energieversorger Eon will nun technisch und organisatorisch prüfen, wie ein Reservebetrieb bei seinem Kraftwerk in Bayern funktionieren könnte. Kernkraftwerke seien in ihrer technischen Auslegung keine Reservekraftwerke, die variabel an- und abschaltbar seien. Auch EnBW will schauen, wie sich Habecks Vorschlag umsetzen ließe.

Warum das dritte AKW nicht in die Reserve soll

Das Atomkraftwerk Emsland in Niedersachsen könne zwar einen gewissen Beitrag leisten, sagte Habeck. «Aber dieser Beitrag ist gemessen an den beiden süddeutschen Kraftwerken zu gering.» Der Vorsitzende des Übertragungsnetzbetreibers 50 Hertz, Stefan Kapferer, erklärte für die vier Übertragungsnetzbetreiber: «Wir haben vorgeschlagen, alle drei Atomkraftwerke weiterlaufen zu lassen, aber der Minister hat richtig dargestellt, dass die Funktion der beiden süddeutschen Kraftwerke eine deutlich andere ist als des Kraftwerks in Lingen.» Auch die Netzbetreiber sähen das so.

mit dpa