Gefahr für Hunde und Co.: Pseudowut bei Bayerns Wildschweinen weiter verbreitet

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Pseudowut in Bayern: 271 Wildschweine positiv getestet – Gefährlich für Hunde und Nutztiere
Im Besonderen Wildschweine sorgen für Schäden in der Flur. Foto: Uli Deck/dpa
Im Besonderen Wildschweine sorgen für Schäden in der Flur. Foto: Uli Deck/dpa
Pseudowut in Bayern: 271 Wildschweine positiv getestet – Gefährlich für Hunde und Nutztiere
Bei der Aujeszkyschen Krankheit handelt es sich um eine Herpesvirusinfektion. (Symbolbild)
Wildschwein
Lino Mirgeler/dpa
Pseudowut in Bayern: 271 Wildschweine positiv getestet – Gefährlich für Hunde und Nutztiere
Die Polizei musste zwei Wanderer im Kreis Main-Spessart vor einer Rotte Wildschweine retten. Symbolfoto: David Ebener/dpa
Die Polizei musste zwei Wanderer im Kreis Main-Spessart vor einer Rotte Wildschweine retten. Symbolfoto: David Ebener/dpa
 
Pseudowut in Bayern: 271 Wildschweine positiv getestet – Gefährlich für Hunde und Nutztiere
Schon jugendlich: Die Wildschweine Foto: Teresa Hirschberg
Schon jugendlich: Die Wildschweine Foto: Teresa Hirschberg
 

Das Virus der Aujeszkyschen Krankheit ist in Bayerns Wildschweinen endemisch: Mit 271 positiven Fällen bleibt die Gefahr für Hunde und Hausschweine ein Thema – warum Hygiene jetzt wichtiger denn je ist.

In Bayerns Wäldern zirkuliert ein unsichtbarer Feind: das Virus der Aujeszkyschen Krankheit, auch bekannt als Pseudowut. Dieses Virus, das vor allem Wildschweine betrifft, ist seit Jahren endemisch und bleibt eine Gefahr für Haustiere wie Hunde und Katzen. Besonders Jagdhunde sind gefährdet, da eine Infektion mit dem Virus für sie immer tödlich verläuft. Mit 271 nachgewiesenen Fällen in Bayern zeigt das aktuelle Monitoring, dass das Virus konstant in der Wildschweinpopulation bleibt.

Doch warum betrifft dich das? Jagdhunde kommen beim Kontakt mit Wildschweinen schnell mit dem Erreger in Berührung, und auch für Hausschweine könnte eine Infektion fatale Folgen haben. Obwohl die Infektion in deutschen Hausschweinbeständen erfolgreich bekämpft wurde, bleibt die Gefahr durch Wildschweine bestehen. Vorbeugende Maßnahmen und Hygiene sind daher der Schlüssel, um Tiere zu schützen und die Verbreitung des Virus einzudämmen.

Pseudowut: 271 Fälle bei Wildschweinen in Bayern nachgewiesen

Die Aujeszkysche Krankheit, auch bekannt als Pseudowut, ist in Bayern weiterhin ein Thema. Wie das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) mitteilt, wurden im ersten Halbjahr 2025 insgesamt 271 Fälle bei Wildschweinen registriert. In Bayern gibt es zudem regionale Unterschiede: Während in Niederbayern und der Oberpfalz etwa 20 Prozent der Proben positiv sind, liegt der Anteil in Schwaben bei unter einem Prozent. Die Krankheit ist eine ansteckende Herpesvirusinfektion, die vor allem Schweine betrifft, aber auch andere Säugetiere infizieren kann.

Das LGL untersucht jährlich Tausende Proben erlegter Wildschweine auf Antikörper. Im aktuellen Jahr wurden in 15,5 Prozent der 1.746 Proben Antikörper gegen die Krankheit gefunden. Dieser Wert liegt im Bereich der Vorjahre, die zwischen 12 und 18 Prozent schwankten. Eine Zunahme der Verbreitung sei daher nicht feststellbar, so die Behörde. Seit 2012 führt das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ein Monitoring-Programm durch, um die Verbreitung des Virus in der Wildschweinpopulation zu analysieren. Ziel ist es, die Seroprävalenz – also den Anteil der Tiere mit nachweisbaren Antikörpern – zu ermitteln. Das Programm soll Erkenntnisse über die geografische Verteilung und Stabilität der Infektion liefern und das Risiko für Nutz- und Haustiere minimieren. Jährlich werden Blutproben aus allen Regierungsbezirken Bayerns untersucht, um eine umfassende Datenbasis für die Prävalenz zu schaffen.

Die Ergebnisse zeigen, dass jährlich zwischen 10 und 12 Prozent der Proben Antikörper gegen SuHV-1 enthalten. Regionale Unterschiede sind jedoch deutlich: Während in der Oberpfalz und Niederbayern regelmäßig etwa 20 Prozent der Proben positiv ausfallen, wurden in Schwaben nur in einzelnen Jahren Antikörper nachgewiesen. Unterfranken zeigt nach zwischenzeitlich höheren Werten seit 2019 eine Stabilisierung bei 10 bis 12 Prozent. Die Unterschiede könnten sowohl auf regionale Prävalenzunterschiede als auch auf ungleichmäßige Probenahmen zurückzuführen sein.

Tierseuche als Gefahr für Jagdhunde und regionale Unterschiede

Das Monitoring ist jedoch mit methodischen Herausforderungen verbunden. Eine gleichmäßige zeitliche und räumliche Verteilung der Proben wäre erforderlich, um repräsentative Daten zu erhalten. Nach Schätzungen des LGL müssten mindestens 59 Proben pro Landkreis untersucht werden. Tatsächlich werden diese Vorgaben oft nicht erfüllt, da die Zahl der eingesandten Proben stark zwischen den Landkreisen variiert. Solche methodischen Einschränkungen erschweren die Interpretation der Ergebnisse erheblich.

Die Krankheit äußert sich bei infizierten Tieren häufig durch starken Juckreiz und Lähmungen, die meist tödlich verlaufen. Besonders gefährdet sind Jagdhunde, die engen Kontakt zu infizierten Wildschweinen haben. 

Bei Hausschweinen wurde die Aujeszkysche Krankheit seit 2003 nicht mehr nachgewiesen. Auch in den Nachbarländern wie Österreich, Tschechien und der Schweiz gelten die Bestände als frei von der Krankheit. Benannt ist die Tierseuche nach dem ungarischen Tierarzt Aladár Aujeszky, der sie erstmals 1902 beschrieb.

Pseudowut in Franken: Auffälligkeiten bei der Seroprävalenz 

Anhand der vom SGL zur Verfügung gestellten Übersichtskarte ergibt sich für Franken ein besonders Bild. Demnach ist Oberfranken die am stärksten betroffene Region in Franken. Hotspots wie Lichtenfels (20,3 Prozent), Hof (18,6 Prozent) und Wunsiedel (17,1 Prozent) zeigen eine besonders starke Viruszirkulation. Auch Miltenberg (19,1 Prozent) in Unterfranken ist auffällig. Der Sonderfall Fürth mit 100 Prozent Seroprävalenz ist aufgrund der extrem geringen Stichprobe (3 von 3 Proben) nicht repräsentativ, zeigt aber eine punktuell sehr hohe Belastung.

Moderate Prävalenzwerte finden sich in Landkreisen wie Bayreuth (10,6 Prozent), Aschaffenburg (10,1 Prozent) und Bad Kissingen (11,3 Prozent). Am unteren Ende der Liste stehen Kronach (6,5 Prozent) und Kulmbach (5,0 Prozent), die trotz regelmäßiger Nachweise geringere Belastungen aufweisen. Die Daten bestätigen, dass die Viruszirkulation in Franken hauptsächlich von Oberfranken dominiert wird, während in Unterfranken und Mittelfranken nur punktuell auffällige Werte auftreten. In einigen fränkischen Region, darunter Coburg, Hassberge, Bamberg, Forchheim, Erlangen-Höchstadt und Ansbach traten keine positiven Fälle auf. Die Pseudowut-Auffäligkeiten in Franken: 

  • Landkreis Fürth (Mittelfranken): 3 von 3 Proben positiv (100,0 Prozent) – sehr hohe Prävalenz, aber äußerst geringe Stichprobe.
  • Landkreis Lichtenfels (Oberfranken): 14 von 69 Proben positiv (20,3 Prozent) – hohe Prävalenz bei moderater Stichprobe, deutliche Viruszirkulation.
  • Landkreis Miltenberg (Unterfranken): 13 von 68 Proben positiv (19,1 Prozent) – auffälliger Hotspot in Unterfranken.
  • Landkreis Hof (Oberfranken): 124 von 667 Proben positiv (18,6 Prozent) – bestätigt seine Rolle als einer der Haupt-Hotspots in Franken.
  • Landkreis Wunsiedel (Oberfranken): 80 von 468 Proben positiv (17,1 Prozent) – einer der stärksten Hotspots in Oberfranken.
  • Landkreis Bad Kissingen (Unterfranken): 7 von 62 Proben positiv (11,3 Prozent) – moderate Prävalenz, zeigt deutliche Viruszirkulation.
  • Landkreis Bayreuth (Oberfranken): 38 von 359 Proben positiv (10,6 Prozent) – moderate Prävalenz, deutliche Viruszirkulation.
  • Landkreis Aschaffenburg (Unterfranken): 12 von 119 Proben positiv (10,1 Prozent) – auffällig, aber noch moderat im Vergleich zu Oberfranken.
  • Landkreis Kronach (Oberfranken): 54 von 832 Proben positiv (6,5 Prozent) – relativ niedrige Prävalenz trotz hoher Probenanzahl.
  • Landkreis Kulmbach (Oberfranken): 16 von 318 Proben positiv (5,0 Prozent) – geringere Prävalenz, aber regelmäßige Nachweise.

Die Aujeszkysche Krankheit wird durch das Suiden Herpesvirus 1 (SuHV-1) verursacht und stellt eine bedeutende Tierseuche dar. Schweine sind die natürlichen Wirte, während andere Tiere wie Hunde, Katzen, Rinder und Schafe als Fehlwirte infiziert werden können, was für diese immer tödlich endet. Junge Schweine zeigen häufig zentrale Nervensymptome, während erwachsene Tiere eher Atemwegsprobleme oder Fruchtbarkeitsstörungen aufweisen. Trotz der offiziellen Freiheit von SuHV-1 in deutschen Hausschweinbeständen bleibt das Virus in Wildschweinpopulationen endemisch.

Unterdessen steigen die Hantavirus-Fallzahlen in Bayern, wobei die Übertragung durch Nagetiere wie die Rötelmaus erfolgt. Infektionen können von grippeähnlichen Symptomen bis hin zu schwerwiegendem Nierenversagen reichen, weshalb Experten zur Vorsicht raten. Auf der Spinin-X-Ranch in Ebern wütet ein gefährliches Herpesvirus, das bereits mehrere Pferdeleben gefordert hat. Die Betreiber versuchen mit einer Spendenaktion die Behandlungskosten zu decken und hoffen, weitere Todesfälle zu verhindern. sl/mit dpa

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