In München: Dürfen Frauen bald "oben ohne" ins Freibad?
Autor: Dunja Neupert-Kalb
München, Mittwoch, 17. August 2022
In Schwimmbädern gibt es bei der Kleiderordnung eine Art Zweiklassengesellschaft: Während Männer "oben ohne" sein dürfen, müssen Frauen ihre Brüste bedecken. Jetzt wird das Thema "Oberkörperfreies Baden" im Münchner Stadtrat diskutiert. Damit könnte "Oben ohne" für alle in der ersten Großstadt Realität werden.
Dürfen Frauen "oben ohne" ins Freibad? Diese Frage wurde in den vergangenen Wochen heiß diskutiert. Nun will München als erste Großstadt für eine kleine Revolution sorgen. Mit einem Antrag im Stadtrat wollen SPD und Grüne nun durchsetzen, dass künftig jeder Badegast in den Schwimmbädern der Stadt mit freiem Oberkörper schwimmen, plantschen und sich sonnen darf.
In dem Antrag, der vergangene Woche im Ratsinformationssystem der Stadt veröffentlicht wurde, heißt es, dass sie Stadtwerke als Betreiber der städtischen Schwimmbäder die Nutzungsbedingungen "auf Gleichstellungsaspekte" überprüfen sollen. Konkreter geht es um einen expliziten Absatz des aktuellen Freibad-Regelwerks, wo festgehalten ist, dass in den Schwimmbädern "Bekleidungspflicht" vorgeschrieben ist.
Wo Frauen bereits oberkörperfrei baden dürfen
An dieser Stelle soll jetzt ein Zusatz ergänzt werden, dass nur noch die "primären Geschlechtsorgane" verdeckt werden müssen. München wäre damit die erste deutsche Großstadt, in der auch Frauen oberkörperfrei im Schwimmbad sein dürften.
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In Göttingen dürfen Frauen bereits seit dem 1. Mai ohne Bedeckung ihrer Brüste ins Freibad - allerdings nur an bestimmten Tagen. Wie die Deutsche Presse-Agentur berichtete, sei dies in einer aktuellen Testphase nur an Samstagen und Sonntagen erlaubt. Der Test sei zunächst bis Ende August vorgesehen. In Freiburg dürfen Frauen seit Mitte Juli in drei Schwimmbädern generell das Bikini-Oberteil weglassen.
Nachdem Göttingen den "Oben-ohne"-Test medienwirksam angekündigt hatte, entbrannte eine hitzige Debatte zu dem Thema. Selten waren Brustwarzen so kontrovers. Während sich die einen dafür starkmachen, weibliche Brüste und Nippel zu entsexualisieren, empfinden andere zu viel nackte Haut schamhaft. Das zeigte auch eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts "YouGov" von Mitte Juni 2022 im Auftrag der dpa sehr deutlich.
Umfrage: Thema "Frauen 'oben ohne' im Schwimmbad" polarisiert
Demnach beurteilen es 37 Prozent der Erwachsenen in Deutschland positiv, wenn etwa im Freibad der Dresscode, dass Frauen obenrum was tragen müssen, aufgehoben wird. Im Osten (44 Prozent) sind es mehr als im Westen (35%). Negativ sehen es bundesweit 28 Prozent, 26 Prozent sind unentschieden ("teils/teils"), der Rest machte keine Angabe.
Beim Thema Nacktheit herrscht zudem eine gewisse Polarisierung in Deutschland vor. Auf die Frage "Wie gerne besuchen Sie FKK-Orte, also Orte, an denen sie nackt sein müssen, wie zum Beispiel Saunen, spezielle Thermen oder Strände?" antworteten lediglich 18 Prozent der 2042 Befragten mit "sehr gern" oder "eher gern".