Weniger Regen - Evakuierungsempfehlung beibt aber bestehen
Die Evakuierungsempfehlung insbesondere für die Bereiche Auchsesheim, Nordheim, Zusum, Rettingen, die Schwaighöfe und Hamlar bleibe deshalb vorerst weiter bestehen. Die Führungsgruppe Katastrophenschutz prüfe fortlaufend in Abstimmung mit dem Wasserwirtschaftsamt und dem örtlichen Einsatzleiter, ob und wann die Maßnahmen aufgehoben werden können. Anwohner sollen vor allem in Deichnähe weiter wachsam bleiben.
In Baden-Württemberg sind wie in den Hochwassergebieten im westlichen Bayern Aufräumaktionen in Gange. Auch wenn sich die Lage dort langsam entspannt: "Von Normalität sind wir aber noch weit entfernt", sagte etwa eine Stadtsprecherin der betroffenen Gemeinde Ebersbach an der Fils. Vielerorts waren wie auch in Bayern Anwohner gemeinsam mit Einsatzkräften und Ehrenamtlichen damit beschäftigt, Straßen freizuräumen, weitere Keller leerzupumpen und angespülten Unrat zu beseitigen. Teils wurden Container für in der Flut verwüstetes Hab und Gut bereitgestellt.
In Regensburg waren am Dienstagabend Häuser entlang einer Straße an der Donau evakuiert worden, weil bei aufgeweichtem Untergrund die Schutzwände abzurutschen drohten. Durch den hohen Grundwasserstand seien die Böden der Donauinseln nass und schwammig "wie ein Wackelpudding", sagte Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD). Die Lage blieb laut einer Sprecherin der Stadt bis zum frühen Morgen angespannt. Für Regensburg meldete der HND am Mittwochmorgen weiter einen Pegelstand von über sechs Metern - normal sind etwa drei Meter. Die Stabilisierung der Schutzwände an der Werftstraße werde auch am Mittwoch weiter im Fokus des Katastrophenschutzes stehen, sagte die Sprecherin. "Das ist unsere Schwachstelle."
Pegelstände in Passau fallen langsam
Flussabwärts in Passau, wo die Donau, Inn und Ilz zusammenfließen, wurde ebenfalls der Katastrophenfall ausgerufen. Mehrere Straßen und Plätze in Stadt sind wegen des Hochwassers gesperrt. Bis zum frühen Morgen wurden an den Deichen keine Schäden oder Durchbrüche gefunden, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Niederbayern sagte. Perspektivisch sei dies weiter aber nicht auszuschließen.
Laut der Stadtverwaltung in Passau ist hier der Scheitel der Flüsse Donau und Inn erreicht - die Wasserstände fallen leicht. Der Wasserstand der Donau lag am Dienstagabend nach Angaben des HND bei etwa 9,70 Metern. Normal sind hier Wasserstände von an die sechs Meter. Der Pegelstand am Inn ging von gut sieben Metern auf knapp 6,70 Meter zurück. Es werde davon ausgegangen, dass die Pegelstände in den nächsten Stunden weiter sinken, teilte die Stadtverwaltung mit. Allerdings werde der Donaupegel langsamer fallen.
Mindestens fünf Menschen kamen bei dem Hochwasser in Süddeutschland ums Leben. Zudem gibt es laut bayerischem Innenministerium mehrere Vermisste - darunter ein 22 Jahre alter Feuerwehrmann im schwäbischen Offingen. Die Einsatzkräfte befürchten, dass er ertrunken ist. Der junge Mann war in der Nacht zum Sonntag nahe der Grenze zu Baden-Württemberg mit einem Boot der DLRG-Wasserrettung unterwegs gewesen.
Feuerwehrmann weiter vermisst
Noch habe man die Hoffnung, ihn lebend zu finden, sagte der Polizeisprecher. "Die Chancen werden aber von Tag zu Tag ein bisschen weniger." Hoffnung machten daher Geschichten wie die einer 32-Jährigen, die nach zweieinhalb Tagen im überfluteten Silberwald bei Neu-Ulm von einem Baum gerettet worden sei. Sie hatte sich dort vor dem Hochwasser in Sicherheit gebracht. Mit einer Drohne wurde sie am Dienstag entdeckt und in ein Krankenhaus gebracht.
Update vom 04.06.2024, 18.10 Uhr: Frau nach zweieinhalb Tagen aus Baumkrone gerettet
In Schwaben hat sich eine Frau rund zweieinhalb Tage lang in der Krone eines Baums vor dem Hochwasser in Sicherheit gebracht und so überlebt. Die 32-Jährige wurde schließlich am Dienstagmittag mittels einer Suchdrohne entdeckt und dann gerettet, wie die Polizei berichtete. Sie war seit der Nacht zum Sonntag im überfluteten Silberwald bei Neu-Ulm vermisst worden. Die Frau sei weitgehend unverletzt, teilten die Einsatzkräfte mit. Die geschwächte und dehydrierte 32-Jährige wurde in ein Krankenhaus gebracht.
Sie war in der Nacht von Samstag auf Sonntag in dem Wald unterwegs gewesen, als das Wasser immer weiter stieg. Gegen Mitternacht habe sie noch selbst mit dem Handy in der Leitstelle von Feuerwehr und Rettungsdienst anrufen können, sagte Polizeisprecher Holger Stabik. Zudem habe ein Bekannter von ihr Vermisstenanzeige bei der Polizei erstattet.
Danach war die Frau über ihr Mobiltelefon nicht mehr erreichbar, möglicherweise wegen eines leeren Akkus. Die Helfer begannen mit den Suchmaßnahmen. Nach dem Notruf hatte sich die Frau in die Krone eines umgestürzten Baumes retten können. In der Baumkrone harrte sie dann Tag und Nacht rund zwei Meter über dem Wasser aus. Als die Einsatzkräfte sie schließlich fanden, stand die Flut noch immer etwa brusthoch unter dem Baum.
Update vom 04.06.2024, 14.30 Uhr: Hochwasserlage spitzt sich weiter zu - Passau ruft Katastrophenfall aus
Die Stadt Passau in Niederbayern hat aufgrund der erwarteten Zuspitzung der Hochwassersituation am Dienstag den Katastrophenfall ausgerufen. Für die Donau werde im Laufe des Nachmittags ein Pegelstand von rund zehn Metern erwartet, teilte ein Sprecher der Stadt mit. Aktuell betrage der Pegelstand 9,97 Meter.
Relativ zeitgleich werde aber auch der Scheitel des Inns die Dreiflüssestadt erreichen, hieß es. Aufgrund des Starkregens am Montag rechnet die Stadt dort mit einem Pegelstand von mehr als sieben Metern.
Zahlreiche Straßen und Plätze in Passau sind wegen des Hochwassers bereits gesperrt, Schulunterricht fällt aus. Der Busverkehr ist beeinträchtigt, Verbindungen in die Altstadt wurden am Dienstag komplett eingestellt. Betroffen ist den Angaben zufolge vor allem die Alt- und Innenstadt. Die Stadt warnte dringend davor, überflutete Bereiche zu betreten. Das gesamte Hochwassergebiet solle grundsätzlich gemieden werden. In Passau kommen die drei Flüsse Donau, Inn und Ilz zusammen. Vor allem entlang der Donau spitzt sich die Hochwasserlage in Bayern weiter zu.
Update vom 04.06.2024, 11.20 Uhr: Drittes Todesopfer durch Flutkatastrophe - Frau stirbt in Auto
Tragische Folgen der Jahrhundertflut in Bayern: Die Zahl der bekannten Todesopfer infolge des Hochwassers in Bayern ist laut Polizei auf drei gestiegen. Wie die Beamten am Dienstag (4. Juni 2024) mitteilten, rutschte eine Frau am Montag in Markt Rettenbach (Landkreis Unterallgäu) mit ihrem Auto von einer Straße ins Wasser und wurde später leblos geborgen. Ein Arzt habe nur noch den Tod der 57-Jährigen feststellen können.
Die Frau war nach ersten Ermittlungen auf einer überfluteten Staatsstraße bei Markt Rettenbach unterwegs, nachdem sie eine Absperrung ignoriert hatte. Im gesperrten Abschnitt sei die Frau mit ihrem Wagen an einer überfluteten Stelle mit ihrem Wagen seitlich von der Straße in eine Wiese abgerutscht. Dort sei der Wasserstand so hoch gewesen, dass das Auto sofort von Wasser umschlossen worden sei.
Die Frau habe per Handy noch einen Notruf abgesetzt und den Rettungskräften gesagt, dass ihr Auto mit Wasser volllaufe. Als ein Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamts den Wagen entdeckt habe, sei das Auto aber schon "nahezu komplett" versunken gewesen, teilte die Polizei mit. Die Ermittler gingen nach eigenen Angaben von einem "tragischen Unfall" aus.
Zuvor hatten Behörden zwei Tote infolge des Hochwassers in Bayern gemeldet. Im oberbayerischen Schrobenhausen starb demnach eine 43-Jährige am Wochenende im Keller eines überfluteten Hauses. Am Sonntagmorgen war in Pfaffenhofen an der Ilm zudem ein Feuerwehrmann tot geborgen worden, der bei einer Rettungsaktion ums Leben kam. Ein weiterer Feuerwehrmann in Schwaben galt am Dienstag weiter als vermisst.
Update vom 04.06.2024, 9.45 Uhr: Lage in Bayern weiter angespannt - historisches Hochwasser
Die Feuerwehren in Bayern sind wegen des Hochwassers nach Einschätzung des Landesfeuerwehrverbandes gefordert wie noch nie. "In dieser Art und Weise und in dieser Ausdehnung ist das tatsächlich einmalig", sagte Verbandschef Johann Eitzenberger der "Süddeutschen Zeitung" (Dienstag). "Wir haben täglich 30.000 ehrenamtliche Feuerwehrdienstleistende im Einsatz und versuchen, Schäden zu verhindern und zu minimieren, wo es geht." In Bayern kämpfen Zehntausende Helfer vieler Organisationen seit dem Wochenende gegen ein dramatisches Hochwasser.
Die Lage sei derzeit einigermaßen unter Kontrolle, aber man wisse nie, was noch komme, sagte Eitzenberger. "Es werden auch noch lange Spezialfähigkeiten gefragt sein, zum Beispiel im Umgang mit Öl aus Heizungskellern."
Die Einsatzkräfte kämen aber an ihre Belastungsgrenzen. "Wir haben ein gutes System der Ablösung, das sich über ganz Bayern erstreckt mit seinen 7500 Feuerwehren und mehr als 300 000 Feuerwehrleuten - ehrenamtlichen Feuerwehrleuten -, was man jetzt unter der Woche vielleicht noch mal deutlicher spüren wird als am Wochenende", sagte Eitzenberger.
So viel Regen wie nur alle 50 bis 100 Jahre
Insgesamt scheint das Hochwasser historische Ausmaße zu haben. Su fiel an mehreren Orten in Süddeutschland in den vergangenen Tagen nach vorläufigen Daten so viel Regen wie nur alle 50 bis 100 Jahre. Man könne von Jahrhundert-Niederschlägen sprechen, sagte der Meteorologe Thomas Deutschländer vom Deutschen Wetterdienst (DWD). "Das ist schon besonders, aber nicht komplett außergewöhnlich."
"Das ist alles ein bisschen vorläufig, wir müssen die Daten noch prüfen", sagte Deutschländer. Manchmal fielen Stationen aus oder die Messungen seien zu niedrig. "In der Regel kommt aber noch etwas hinzu, die jetzigen Daten sind eher konservativ."
Insgesamt zeigten etwa 20 bis 30 Messstationen solche besonders hohen Werte an. Diese Orte reichten überwiegend von einer Region nordöstlich von Augsburg bis fast zum Bodensee. Einige Extremwerte bezögen sich auf die Niederschläge an einem Tag, andere auf Niederschläge in drei aufeinander folgenden Tagen.
Jahrhunderte alte Burg rutscht ab
In einigen Regionen in Bayern geht derweil das Hochwasser bereits zurück - in anderen Regionen bleibt die Lage aber weiter kritisch. So ist die Lage im Landkreis Rosenheim weiter angespannt. Bürgerinnen und Bürger sollten möglichst zu Hause zu bleiben. "Es besteht eine akute Gefahr für Leib und Leben", hieß es in einer Mitteilung der Behörde am Montagabend. Die Menschen sollten den Aufenthalt im Freien vermeiden, sich von offenen Gewässern fernhalten und die Rettungskräfte nicht bei ihrer Arbeit behindern.
Teile der Burg Falkenstein im oberbayerischen Flintsbach sind angesichts des Dauerregens abgerutscht. Unterhalb der Burg seien 50 Anwohner in Sicherheit gebracht worden, teilte der Landkreis Rosenheim mit. Die Burgruine unweit der Autobahn an der Grenze zu Österreich gilt als Wanderziel.
Die Hauptburg Falkenstein wurde nach Angaben der Tourismusgesellschaft Chiemsee-Alpenland etwa um 1300 erbaut. Im 15. und 16. Jahrhundert entstand die Vorburg. Nach einer umfangreichen Ausbauphase im 16. und 17. Jahrhundert wurde die Anlage gegen Ende des 18. Jahrhunderts durch Brände zur Ruine. Sie ist Teil des Denkmalkomplexes Petersberg mit der romanischen Peterskirche mit zugehörigem Mesnerhaus. Wie groß das Ausmaß der Schäden an der Ruine ist, war zunächst nicht bekannt.
Schul- und Zugausfälle in Teilen Bayerns
Wegen der andauernden Hochwasserlage fällt auch am Dienstag an zahlreichen Schulen in Bayern der Präsenzunterricht aus. Dazu gehören bislang die Landkreise Pfaffenhofen an der Ilm, Neuburg-Schrobenhausen, Fürstenfeldbruck, Freising, Dillingen an der Donau sowie Günzburg, Rosenheim und die Stadt Passau. An den betroffenen Schulen wird laut Kultusministerium zum Teil für Notbetreuung gesorgt, zum Teil sei dies nicht möglich. Am Montag war in neun Landkreisen an etlichen Schulen der Präsenzunterricht ausgefallen.
Mit Problemen hat auch die Deutsche Bahn weiter zu kämpfen: Wegen der Hochwasserlage kann die Deutsche Bahn einige Strecken im Nah- und Fernverkehr noch immer nicht anfahren. Auf vier Strecken komme es weiterhin zu Zugausfällen, teilte die Deutsche Bahn am Dienstag mit.
Betroffen sei auf der Strecke Stuttgart-Ulm-Augsburg-München der Abschnitt zwischen Ulm und Augsburg, auf der Strecke Nürnberg-Donauwörth-Augsburg-München der Abschnitt zwischen Donauwörth und Augsburg, auf der Strecke München-Memmingen-Lindau der Abschnitt zwischen Buchloe und Memmingen sowie die gesamte Strecke Ulm-Memmingen-Kempten. Kurz gesagt: München kann von Westen und Norden her nicht angefahren werden.
Bahnverkehr in Bayern: Kulanzregelung und aktuelle Ausfälle auf Strecken
Die Bahn hat ihre Kulanzregelung bei Fahrkarten jetzt auch auf den Dienstag ausgeweitet - zwischen Sonntag und Dienstag gekaufte Fahrkarten für die betroffenen Strecken können auch später genutzt werden.
Bei gleichem Ziel könne man mit dem Ticket auch eine andere Strecke fahren. Bei allen verkehrenden Zügen in der Region rechne die Bahn mit hoher Auslastung, der Nahverkehr in Bayern sei auch stark beeinträchtigt. Insgesamt rate die Bahn aber auch weiterhin von Zugreisen nach Süddeutschland ab.
Auf folgenden Strecken kommt es zu einzelnen Ausfällen und Verspätungen: München-Nürnberg-Erfurt-Berlin, Karlsruhe-Stuttgart-Ulm, Augsburg-München, Stuttgart-Mannheim-Frankfurt(M), München-Lindau-Bregenz-Zürich, Karlsruhe-Stuttgart-Crailsheim-Nürnberg, Augsburg-Kempten(Allgäu)-Oberstdorf, Nürnberg-Würzburg.
Update vom 03.06.2024, 14.15 Uhr: Pegel an der Donau steigen weiter
Der Wasserstand der Donau steigt und steigt: Der Hochwassernachrichtendienst Bayern rechnet damit, dass die Donau ab Regensburg flussabwärts ähnlich viel Wasser führen wird wie beim Hochwasser 2002. Bemerkbar mache sich etwa, wenn die Isar bei Deggendorf in die Donau fließe, sagte eine Sprecherin des Hochwassernachrichtendienstes am Montag. Mit rund 2850 Kilometern Länge ist die Donau der zweitlängste Fluss Europas. Hier gibt es einen Überblick über die Unwetter-Schwerpunkte in Franken.
In Passau wurde am 13. August 2002 am Messpunkt Ilzstadt ein Wasserstand von 10,80 Meter gemessen. Am Montagvormittag lag der Wert bei 7,77 Metern - Tendenz steigend. Am vergangenen Dienstag waren maximal 5,80 Metern registriert worden.
Der Hochwassernachrichtendienst erwartet den Scheitel der Flutwelle von Regensburg bis Passau erst im Verlauf des Dienstags und Mittwochs. In Neu-Ulm könne am Dienstag ein Wiederanstieg knapp in die höchste Meldestufe 4 erfolgen, für Günzburg in Meldestufe 3.
In Regensburg gilt seit Montag der Katastrophenfall. Die Wasserhöhe am Messpunkt Eiserne Brücke lag am Vormittag bei 5,98 Metern. Am vergangenen Dienstag lag der Wert im Schnitt noch bei etwa 2,70 Metern. Nach den Daten der Experten wurden beim vergangenen großen Hochwasser am 4. Juni 2013 genau 6,82 Meter gemessen, am 14. August 2002 waren es 6,60 Meter.
Update vom 03.06.2024, 11.45 Uhr: Vermisste Frau tot aus Keller geborgen
Rettungskräfte haben im vom Hochwasser stark betroffenen oberbayerischen Schrobenhausen eine Leiche im Keller eines Hauses entdeckt. Es handele sich um eine vermisste 43-Jährige, nach der seit Sonntag gesucht worden war, sagte ein Polizeisprecher am Montag (3. Juni 2024). Zuvor hatten der Donaukurier und Bild berichtet.
Die Frau ist das zweite bekannte Todesopfer des Hochwassers in Bayern und Baden-Württemberg. Am Sonntagmorgen war in Pfaffenhofen an der Ilm in Oberbayern ein Feuerwehrmann tot geborgen worden, der bei einer Rettungsaktion ums Leben kam. Der Mann war bei einem Einsatz mit drei Kollegen mit dem Schlauchboot gekentert.
Vermisst wird in Bayern zudem ein weiterer Feuerwehrmann. Der 22-Jährige war im schwäbischen Offingen in der Nacht zum Sonntag mit einem Boot der DLRG-Wasserrettung unterwegs gewesen. Das mit fünf Einsatzkräften besetzte Boot war aufgrund starker Strömung gekentert. Vier Einsatzkräfte im Alter zwischen 24 und 70 Jahren konnten sich demnach aus eigener Kraft an Land retten und blieben unverletzt. Nach dem 22-Jährigen suchten kurz darauf Helfer der Freiwilligen Feuerwehren, der DLRG-Wasserrettung, der Wasserwacht, der Bundeswehr und der Polizei.
Seit Tagen kämpfen die Helfer in Bayern und Baden-Württemberg gegen die Flut und ihre Folgen. Die Hochwasserlage ist weiter dynamisch und unübersichtlich. Viele kleine Gemeinden sind betroffen, mancherorts spitzt sie sich die Lage sogar zu. Am Montag traf auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Hochwassergebiet ein.
Update vom 03.06.2024, 9.30 Uhr: Dammbrüche -Hochwasserlage an Donau spitzt sich zu
In Bayern kann der Hochwassernachrichtendienst längst noch keine Entwarnung geben: Zwar gehen an den Zuflüssen zur Donau die Fluten vielerorts langsam zurück, nun trifft das Hochwasser aber zunehmend die Donau selbst.
Die höchste Meldestufe vier wurde dem aktuellen Lagebericht zufolge von Regensburg bis Straubing erreicht, in Passau soll es am Montagabend so weit sein. In Kehlheim soll der Fluss im Laufe des Tages in den Bereich eines 20-Jahres-Hochwassers steigen.
Damm im Kreis Pfaffenhofen an drei Stelle gebrochen
In Vohburg werde die Donau weiter engmaschig überwacht, Sicherungsmaßnahmen liefen. Die Autobahn 9 ist zwischen Ingolstadt und Langenbruck ist den Angaben zufolge nach wie vor beidseitig gesperrt. Bis zu 4000 Kräfte verschiedener Hilfsorganisationen sowie der Bundeswehr seien derzeit im Landkreis Pfaffenhofen im Einsatz.
Der Damm des Flusses Paar im oberbayerischen Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm ist mittlerweile an drei Stellen gebrochen. Das sagte eine Sprecherin des Landeratsamtes am Montagmorgen. In den betroffenen Gebieten in Baar-Ebenhausen und Manching seien alle Bewohner aufgefordert, in ihren Wohnungen und Häusern das Erdgeschoss zu verlassen und höhere Stockwerke aufzusuchen. Bis zu 800 Menschen wurden in Baar-Ebenhausen in Sicherheit gebracht. In der Grund- und Mittelschule Reichertshofen seien rund 250 Betroffene untergebracht. An der Schule finde am Montag kein Unterricht statt. Die Paar ist ein Nebenfluss der Donau.
Regensburg hat bereits den Katastrophenfall ausgerufen. Die Wasserhöhe am Messpunkt Eiserne Brücke habe in den frühen Morgenstunden einen Stand von 5,80 Meter erreicht, teilte die Stadt am Montag mit. Der Hochwassernachrichtendienst Bayern meldete um 7.00 Uhr dann 5,90 Meter - am vergangenen Dienstag lag der Wert im Schnitt noch bei etwa 2,70 Metern. Nach den Daten der Experten wurden beim vergangenen großen Hochwasser am 4. Juni 2013 genau 6,82 Meter gemessen. Am Wochenende hatten bereits mehrere Landkreise und Städte in Bayern den Katastrophenfall ausgerufen.
Zwei Menschen vermisst
Zwei Menschen gelten derzeit als vermisst: Einen im Hochwasser vermissten Feuerwehrmann im schwäbischen Offingen haben die Einsatzkräfte noch nicht gefunden. Die Suche werde weiter fortgesetzt, sagte ein Polizeisprecher am Montagmorgen.
Der 22-Jährige war in der Nacht zum Sonntag in der Gemeinde im Landkreis Günzburg mit einem Boot der DLRG-Wasserrettung unterwegs gewesen. Das mit fünf Einsatzkräften besetzte Boot war aufgrund starker Strömung gegen 2.50 Uhr gekentert. Vier Einsatzkräfte konnten sich aus eigener Kraft an Land retten und blieben unverletzt.
Ebenfalls seit Sonntag wird im oberbayerischen Schrobenhausen eine Frau vermisst. Rettungskräfte vermuteten sie in einem überfluteten Keller. Wegen der gefährlichen Lage konnten Helfer aber bis Sonntagabend nicht nach ihr suchen. Ob sie mittlerweile gefunden wurde, konnte ein Polizeisprecher am Montag zunächst nicht sagen.
Schulausfall und eingeschränkter Bahnverkehr
So manche Schulkinder dürfen vorerst zu Hause bleiben. Viele Schulen in besonders betroffenen Regionen beider Bundesländer haben den Präsenzunterricht für Montag abgesagt, auch Kitas oder Förderzentren sollen zu bleiben. Für jüngere Schulkinder werde teils Notbetreuungen eingerichtet.
Wegen der Unwetterschäden bleibt der Bahnverkehr im Süden Deutschlands am Montag stark beeinträchtigt. Die Deutsche Bahn teilte in der Nacht auf Montag mit: "Wir raten von Reisen in die betroffenen Hochwassergebiete in Bayern und Baden-Württemberg ab und empfehlen, nicht notwendige Reisen zu verschieben. Bitte rechnen Sie zusätzlich damit, dass es bei den noch verkehrenden Zügen zu einer sehr hohen Auslastung kommt."
Bei den Fernverkehrsverbindungen kommt es zu Zugausfällen, vor allem München kann von Stuttgart, Würzburg und Nürnberg aus nicht angefahren werden, wie die Bahn am Montag mitteilte. Die Einschränkungen werden den Angaben nach auch am Montag andauern.
Auf folgenden Strecken komme es zu Ausfällen: München-Nürnberg-Erfurt-Berlin, Karlsruhe-Stuttgart-Ulm-Augsburg-München, Stuttgart-Mannheim-Frankfurt(M), München-Lindau-Bregenz-Zürich, Karlsruhe-Stuttgart-Crailsheim-Nürnberg und Augsburg-Kempten (Allgäu)-Oberstdorf. Zwischen Nürnberg und Würzburg verspäten sich die Züge.
Für Tickets, die bis Sonntag für Sonntag und Montag auf diesen Strecken gebucht wurden, ist die Zugbindung aufgehoben. Das Ticket gelte für die Fahrt zum ursprünglichen Zielort auch mit einer geänderten Streckenführung. Bei allen übrigen Zugverbindungen erwartet die Bahn weiterhin eine hohe Auslastung.
Wetterdienst: Weiter Gewitter möglich mit viel Regen
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hob in der Nacht zu Montag zwar alle bestehenden Unwetterwarnungen vor schweren Gewittern mit Starkregen für Deutschland auf. Weiterhin gibt es demnach vor allem in Süddeutschland aber noch gebietsweise schauerartige Regenfälle mit Potenzial für Starkregen, wie der DWD am frühen Morgen mitteilte. Ab Mittag sollen dann vor allem Gebiete südlich der Donau sowie am Bayerischen Wald betroffen sein, auch Unwetter sind möglich.
Bis zum Abend könnten sich die Unwetter allmählich auch nach Süden, bis zum Hochrhein und ins nördliche Alpenvorland ausbreiten, hieß es. Am Abend sind auch an den Alpen kräftige Gewitter mit Starkregen möglich.
Auch für den Osten Deutschlands erwartet der DWD ab dem Nachmittag Gewitter mit Starkregen zwischen 15 und 25 Litern pro Quadratmeter in kurzer Zeit. Örtlich kann es dort auch Unwetter mit Mengen um die 30 Liter pro Quadratmeter geben.
Städte- und Gemeindebund: Mehr Eigenvorsorge bei Hochwasserschutz
Zum zweiten Mal binnen weniger Wochen reist Bundeskanzler Scholz (SPD) in ein Flutgebiet. Mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) wird er in Reichertshofen erwartet. Wie so viele andere Ortschaften wurde der oberbayerische Markt von Wassermassen überschwemmt.
Ein Umdenken angesichts dieser Lage fordert der Deutsche Städte- und Gemeindebund. "Allen voran braucht es mehr Eigenverantwortung, Eigenvorsorge und Bereitschaft der Gesellschaft, das Problem gemeinsam anzugehen und auch selber aktiv zu werden", sagte dessen Präsident Uwe Brandl (CSU) der "Augsburger Allgemeinen". "Dazu gehört es, Grundstücke abzugeben, wenn das zum Hochwasserschutz erforderlich ist, aber auch die Mitfinanzierung von Schutzmaßnahmen oder der Verzicht auf das Bauen im Überschwemmungsbereich."
Gerda Hasselfeldt, Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und CSU-Politikerin, verlangte ebenfalls in der "Augsburger Allgemeinen", mehr in den Katastrophenschutz zu investieren. "Deutschland hat diesbezüglich insgesamt Nachholbedarf", sagte sie. "Es braucht deshalb eine Zeitenwende, insbesondere, was die nachhaltige und zukunftsgerichtete Finanzierung des Bevölkerungsschutzes angeht."
Söder fordert mehr Eigenverantwortung: "Können wir staatlich nicht einfach ersetzen"
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) rechnet damit, dass das Hochwasser noch bis zur Wochenmitte die Katastrophenschutzbehörden im Freistaat beschäftigen wird. "Es geht zwar etwas zurück, aber eine Totalentwarnung kann man nicht geben", sagte er am Montagmorgen im Deutschlandfunk. Selbst wenn es aufhöre zu regnen, würden durch die Zuläufe die Pegelstände der größeren Flüsse noch steigen, betonte er. "Die meisten sagen, bis Mittwoch, Donnerstag wird das Ganze noch dauern." Nun komme es darauf an, die erschöpften Einsatzkräfte abzulösen. Dafür würden aus ganz Bayern und auch anderen Bundesländern Kräfte zusammengezogen.
Land und Bund müssten dann gemeinsam helfen, um die enorm hohen Schäden in den betroffenen Orten zu beseitigen. In diesem Zusammenhang sprach sich Söder im Deutschlandfunk und auch im Radiosender Bayern 2 des Bayerischen Rundfunks (BR) nochmals für eine Pflichtversicherung für Immobilieneigentümer aus. "Ich plädiere nachhaltig dafür, dass wir diese Elementarschadensversicherung haben."
Damit soll laut Söder verhindert werden, dass einige sich nicht versichern wollen und andere wegen eines zu hohen Risikos keinen Vertrag von den Anbietern erhalten. Solch eine verpflichtende Versicherung solle auf der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz auf jeden Fall beschlossen werden. Freiwilligkeit sei zwar normalerweise immer besser, aber in diesem Bereich brauche es eine Pflicht zur Versicherung. "Denn wir können diese Schäden nicht immer jeweils staatlich einfach ersetzen." Es sei ein anderer Grundschutz nötig.
Update vom 03.06.2024, 06.30 Uhr: Hochwasserlage angespannt - neue Regenfälle erwartet
Heftiger Dauerregen hat am Wochenende in weiten Teilen Bayerns für Überschwemmungen extremen Ausmaßes gesorgt. Zehntausende Einsatzkräfte sind seit Freitagabend im Dauereinsatz vor allem in Oberbayern und Schwaben. Sie errichten Dämme aus Sandsäcken, pumpen ab, sperren Gefahrenzonen ab oder retten Menschen aus ihren überfluteten Häusern. Umliegende bayerische Landkreise sowie Baden-Württemberg haben zusätzliche Feuerwehrkräfte in die betroffenen Gebiete geschickt.
Vizekanzler Robert Habeck (Grüne), Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) waren in besonders betroffene Kommunen gereist, um sich selbst ein Bild von der Lage vor Ort zu machen. Söder zollte den Menschen in den betroffenen Gebieten Anerkennung. Der Zusammenhalt und die gegenseitige Hilfe seien beeindruckend.
Und er sprach ihnen Mut zu: "Gemeinsam kommen wir da durch", schrieb er auf der Plattform X. Er und Habeck zeigten sich erschüttert vom Tod eines Feuerwehrmannes in Pfaffenhofen an der Ilm. Die Einsatzkräfte, ehrenamtliche wie hauptberufliche, riskierten in den Hochwassergebieten ihr Leben, um Menschen zu retten, sagte Habeck. "Es ist furchtbar. Er starb, als er Menschen vor dem Hochwasser retten wollte", sagte der Vizekanzler. Der Mann war mit anderen Helfern mit einem Schlauchboot unterwegs, als das Boot dem Landratsamt zufolge kenterte. Während sich die anderen retten konnten, blieb der Mann verschwunden und wurde erst am frühen Sonntagmorgen tot geborgen.
Lebensgefährlich verletzt wurde ein Beschäftigter eines Energieunternehmens. Der 27-Jährige erlitt in Allershausen im oberbayerischen Landkreis Freising einen Stromschlag, vermutlich als er Arbeiten im Zusammenhang mit dem Hochwasser ausführte, wie die Polizei mitteilte.
Helfer bangen außerdem weiter um einen Feuerwehrmann, der in Offingen in Schwaben vermisst wird. Der 22-Jährige war ebenfalls in der Nacht zu Sonntag bei einem Einsatz in einem Boot unterwegs. In Schrobenhausen wurde in einem überfluteten Keller zudem eine vermisste Frau vermutet. Wegen der gefährlichen Lage konnten Helfer aber bis Sonntagabend nicht in den Keller, um nach ihr zu suchen.
Es sind extreme Regenmengen, die seit Freitagabend vom Himmel fielen und die der Boden schlicht nicht mehr aufnehmen konnte. So fielen in Bad Wörishofen westlich von München laut Deutschem Wetterdienst (DWD) bei dem Starkregen 129 Liter binnen 24 Stunden. Der Schnitt liege bei 101 Litern im Monat. In mehr als zehn Landkreisen wurde der Katastrophenfall ausgerufen. Das bayerische Innenministerium sprach von mehr als 3000 Menschen, die wegen des Hochwassers ihre Wohnungen verlassen mussten. Im Kreis Pfaffenhofen an der Ilm sowie entlang der Donau spitzte sich die Lage am Sonntag weiter zu. Ein Feuerwehrsprecher sprach von einem unberechenbaren Hochwasser, "das wir so auch noch nie verzeichnen mussten".
"Jetzt werden alle Schäden erfasst, um einen Überblick zu bekommen und schnell helfen zu können", schrieb Söder auf der Plattform X. "Wir hoffen, dass sich auch der Bund finanziell an Hilfen beteiligen wird." Zudem müsse man eine Pflichtversicherung für Elementarschäden prüfen. "Schwere Klimaereignisse werden leider in Zukunft zunehmen. Deshalb braucht es gute Vorsorge", so Söder. Am Montag wollen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Innenministerin Nancy Faeser die Flutgebiete besuchen und sich im oberbayerischen Reichertshofen mit Einsatzkräften unterhalten.
Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber erwartet entlang der Donau und im weiteren Donau-Einzugsgebiet eine Verschärfung der Hochwasserlage in der neuen Woche. "Alle Beteiligten arbeiten mit vollem Einsatz daran, die Regionen bestmöglich auf die drohende Hochwasserwelle vorzubereiten", teilte der Freie-Wähler-Politiker mit. "Menschen werden in Sicherheit gebracht, Sandsäcke gefüllt und die Anlagen zum Hochwasserschutz verstärkt", sagte Glauber. Die Wasserwirtschaft stelle alle verfügbaren Kräfte bereit. An verschiedenen Stellen entlang der Donau werde zudem ein mobiler Hochwasserschutz aufgebaut. "Um Druck von Hochwasserschutzanlagen an der Donau zu nehmen, werden entlang der Zuläufe durch die Wasserwirtschaftsverwaltung die vorhandenen Speicher und Rückhalteräume aktiviert und gefüllt."
Auch die ADAC-Luftrettung stellt sich auf eine Verschärfung entlang der Donau ein. Mittlerweile stünden zehn Rettungshubschrauber im Freistaat zur Verfügung, davon fünf mit Winde, sagte ein Sprecher. Ein erster zusätzlicher Rettungshubschrauber mit Winde flog am Sonntag vom Klinikum Augsburg aus in die Hochwassergebiete und flog gleich in den ersten Stunden ein halbes Dutzend Menschen aus. Der zweite Hubschrauber stand in Ingolstadt bereit und könnte dort sowie in der Region um Straubing zum Einsatz kommen, da in den Regionen eine Verschlechterung der Lage erwartet wird. Der ADAC rechnet damit, bis Mitte der neuen Woche wegen der Hochwasser-Situation in Bayern im Dauereinsatz zu sein.
In mehreren Landkreisen fiel am Wochenende der Strom aus. "Die Stromausfälle konzentrieren sich entlang der Flüsse und sind aus Netzsicht beherrschbar", teilte Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) mit. "So weit das möglich ist, versuchen die zuständigen Verteilnetzbetreiber die Stromversorgung durch Umschaltungen auf andere Leitungen zu gewährleisten. Mit flächendeckenden Stromausfällen rechnen wir derzeit nicht." Vielerorts wurde der Strom auch vorsorglich abgeschaltet. Nicht wenige konnten deshalb nicht mehr kommunizieren, weil der Handy-Akku leer war.
An den Zuflüssen zur Donau gehen die Fluten nach Angaben des Hochwassernachrichtendienstes Bayern vielerorts langsam zurück. Hier seien die Höchststände weitgehend erreicht, hieß es in der Nacht zu Montag im Lagebericht. Nun konzentriere sich das Hochwasser zunehmend auf die Donau selbst. Neuerliche Regenfälle könnten den weiteren Rückgang allerdings verzögern.
Der DWD hob in der Nacht zu Montag alle bestehenden Unwetterwarnungen vor schweren Gewittern mit Starkregen für Deutschland auf. Weiterhin gibt es jedoch vor allem in Süddeutschland aber noch gebietsweise schauerartige Regenfälle mit Potenzial für Starkregen, wie der DWD am frühen Montagmorgen mitteilte. Ab Mittag sollen dann vor allem Gebiete südlich der Donau sowie am Bayerischen Wald betroffen sein. Kleinräumig könnten dann auch Unwetter nicht ausgeschlossen werden.
Bis zum Abend könnten sich die Unwetter allmählich auch nach Süden, bis zum Hochrhein und ins nördliche Alpenvorland ausbreiten, hieß es. Am Abend sind auch an den Alpen erste kräftige Gewitter mit Starkregen möglich. Auch für den Osten Deutschlands erwartet der DWD ab dem Nachmittag Gewitter mit Starkregen zwischen 15 und 25 Litern pro Quadratmeter in kurzer Zeit. Örtlich sind auch dort Unwetter mit Mengen um die 30 Liter pro Quadratmeter möglich.
Wegen der Unwetterschäden bleibt der Bahnverkehr im Süden Deutschlands am Montag stark beeinträchtigt. Die Deutsche Bahn teilte in der Nacht auf Montag mit: "Wir raten von Reisen in die betroffenen Hochwassergebiete in Bayern und Baden-Württemberg ab und empfehlen, nicht notwendige Reisen zu verschieben. Bitte rechnen Sie zusätzlich damit, dass es bei den noch verkehrenden Zügen zu einer sehr hohen Auslastung kommt."
Der Fernverkehr könne München von Norden und Westen derzeit nicht anfahren. Auch der Nahverkehr in Bayern bleibe stark beeinträchtigt. Für die Nacht wurden in Stuttgart, Nürnberg und München für Reisende Aufenthaltszüge eingerichtet. Ab Montag wird es laut Bahn Ersatzverkehr mit Bussen auf den meisten Strecken geben. Noch ist unklar, wann die Gleise wieder freigegeben werden können.
Update vom 02.06.2024, 16.11 Uhr: 3000 Menschen in Bayern von Evakuierungen betroffen
Die Hochwasserlage in Teilen Bayerns spitzt sich zu. Während die ersten Einsatzkräfte in Baden-Württemberg vorsichtig aufatmen, ist im Freistaat ein Mann lebensgefährlich verletzt worden. Der 27 Jahre alte Beschäftigte eines Energieunternehmens habe einen Stromschlag erlitten, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord am Sonntag (2. Juni 2024). Er sei aus einem überfluteten Bereich am Rathaus in Allershausen geborgen und mit dem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen worden. Es sei anzunehmen, dass die Arbeiten im Zusammenhang mit dem Hochwasser gestanden hätten. Am frühen Morgen ist ein Feuerwehrmann tot geborgen worden, nachdem das Schlauchboot bei einem Einsatz mit drei Kollegen gekentert war.
Besonders stark ist der Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm von dem Hochwasser getroffen. Dort brach nach Angaben der Behörden ein Damm an zwei Stellen. Dieser schütze die Gemeinde Baar-Ebenhausen am Fluss Paar, einem Nebenfluss der Donau, sagte ein Sprecher des Landratsamtes. Am Mittag ist das Ausmaß noch unklar gewesen.
Die Autobahn 9 wurde nach dem Dammbruch teilweise gesperrt. Betroffen ist laut Autobahn GmbH zum einen der Abschnitt zwischen Ingolstadt-Süd und Langenbruck in beiden Fahrtrichtungen. Zudem sei der Abschnitt zwischen Pfaffenhofen und dem Autobahnkreuz Neufahrn erheblich eingeschränkt. Es werde empfohlen, den gesamten Bereich großräumig zu umfahren. Weitere Einschränkungen durch Überflutungen gab es zudem auf der A8 in Fahrtrichtung München im Bereich von Sulzemoos.
Stromversorgung in Teilen Bayerns beeinträchtigt
Grund für die Einschränkungen ist nach Angaben der Polizei, dass Fahrbahnen teilweise überspült wurden. Auch für die Polizei sei ein Hochwasser dieses Ausmaßes in diesem Bereich neu, sagte ein Sprecher. Es gebe zudem Stromausfälle. Wie Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) mitteilte, sind im Gebiet der LEW Verteilnetz GmbH vor allem die Landkreise Günzburg, Augsburg, Dillingen und Unterallgäu von lokalen Stromausfällen betroffen.
Verstärkt betroffen waren der Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm sowie der nördliche Landkreis Freising (Allershausen). Das Umspannwerk Reichertshofen sei zudem stromlos. Die Stromversorgung der Bevölkerung kann laut Aiwanger derzeit noch größtenteils über alternative Netzverbindungen sichergestellt werden.
"Die Stromausfälle konzentrieren sich entlang der Flüsse und sind aus Netzsicht beherrschbar", sagte Aiwanger. "So weit das möglich ist, versuchen die zuständigen Verteilnetzbetreiber die Stromversorgung durch Umschaltungen auf andere Leitungen zu gewährleisten. Mit flächendeckenden Stromausfällen rechnen wir derzeit nicht."
Flüchtlingsunterkunft in Schwaben geräumt
Der Minister wies darauf hin, dass Menschen überflutete Bereiche in Gebäuden oder in der Nähe von Stromleitungen nicht betreten sollten. Elektrische Anlagen und Betriebsmittel wie Hausanschlusskästen, Verteilerschränke und Zähleranlagen - insbesondere im Kellerbereich - könnten bei Überflutungen eine Gefahr darstellen. Betroffen sei eine erhebliche Anzahl von Menschen. Es werde versucht, das Problem zu lösen.
Das Landratsamt Pfaffenhofen hatte die Bewohner der Orte Reichertshofen, Baar-Ebenhausen und Manching gebeten, umgehend das Erdgeschoss in ihren Häusern und Wohnungen zu verlassen und sich in höhere Stockwerke zu begeben.
Im Landkreis Neu-Ulm in Schwaben wurde eine Flüchtlingsunterkunft mit rund 220 Menschen wegen des Hochwassers evakuiert. Die Betroffenen wurden in eine Halle einer Schule nach Neu-Ulm gebracht, wie ein Sprecher des Landratsamtes am Sonntag mitteilte.
Unterrichtsausfälle in vom Hochwasser betroffenen Gebieten
Zugleich gab der Sprecher bekannt, dass die Stiftungsklinik in Weißenhorn vorsorglich evakuiert werde. "Sollte es zu einem Starkregenereignis über Weißenhorn kommen und dann eine Evakuierung erforderlich sein, wäre der Vorlauf hierfür zu kurzfristig." Rund 100 Menschen seien betroffen, darunter sechs bis sieben Intensivpatienten. Insgesamt seien in Bayern sind bislang rund 3000 Menschen von Evakuierungen aus Hochwasser-Gebieten betroffen. Dies teilte eine Sprecherin des bayerischen Innenministeriums auf Anfrage mit.
Wegen der Hochwasserlage fällt an mindestens 18 Schulen in sechs Landkreisen in Bayern in der neuen Woche der Präsenzunterricht aus. Wie das Kultusministerium am Sonntagnachmittag mitteilte, zählen dazu bislang die Landkreise Pfaffenhofen an der Ilm, Aichach-Friedberg, Neuburg-Schrobenhausen, Freising, Fürstenfeldbruck und Dachau. Am Montag soll unter anderem an allen Grund-, Mittel- und Realschulen im Kreis Aichach-Friedberg sowie an den dortigen Gymnasien, Fach- und Berufsoberschulen und Förderzentren kein Unterricht stattfinden. Ebenso keinen Unterricht gibt es dann an den Grundschulen in Baar-Ebenhausen und Hohenwart im Kreis Pfaffenhofen. Am Montag und Dienstag fällt der Präsenzunterricht an Grund-, Mittel- und Realschulen in Schrobenhausen sowie an der dortigen Berufsschule, am Förderzentrum und am Gymnasium aus.
Unterdessen ist nun auch die Bundeswehr im Hochwassereinsatz. Im Landkreis Dillingen an der Donau unterstützten nach Angaben der dortigen Behörden rund 70 Soldaten beim Befüllen von Sandsäcken. Für den Nachmittag wurde mit neuem Regen gerechnet. Doch es gab auch Lichtblicke.
Scholz und Habeck danken Rettern in Hochwassergebieten
Teile Bayerns waren von den Auswirkungen des Dauerregens am Sonntagmittag besonders betroffen. Ein Vertreter der Feuerwehr sagte, im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm herrsche aktuell ein unberechenbares Hochwasser, "das wir so auch noch nie verzeichnen mussten". Der Markt Reichertshofen werde aktuell überflutet. "Wir können nichts mehr tun, wir müssen quasi jetzt aufgeben. Aber aufgeben heißt nicht, dass wir Leib und Leben dafür riskieren, das haben wir im Griff." Die Prämisse laute nun: Schutz von Leib und Leben.
Nach den Worten von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sind landesweit rund 40.000 Einsatzkräfte unterwegs. "Das Wichtigste wird jetzt sein in den nächsten Stunden, die Ablösungen gut zu organisieren." Es müssten diejenigen abgelöst werden, die schon sehr lange im Einsatz seien, sagte Söder. "Denn je länger du ohne Ablöse im Einsatz bist, desto eher besteht die Gefahr, dass irgendein Fehler passiert, dass Ermüdung passiert."
Nach dem Dammbruch drohten in dem Landkreis weitere Überflutungen. Evakuierungen seien im Gange. Eine Reparatur der gebrochenen Dämme sei nicht möglich, nun müssten Leben gerettet werden. Zuvor mussten schon in Bayern Hunderte Menschen ihre Häuser verlassen. Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) machte sich am Sonntag ein Bild von der Hochwasserlage und würdigte den Einsatz der Helfer. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dankte den Zehntausenden Haupt- und Ehrenamtlichen. Seit Freitag hatte es mancherorts ununterbrochen geregnet.
Zu viel Regen innerhalb von 24 Stunden
Dabei ist mitunter innerhalb von 24 Stunden mehr Regen fallen lassen, als im Durchschnitt in einem Monat erwartet wird. In Kißlegg in Baden-Württemberg seien am Freitag 130 Liter auf den Quadratmeter an einem Tag gefallen, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach mit. Im Schnitt würden dort in einem Monat 118 Liter erwartet. In Bad Wörishofen in Bayern seien es bei dem Starkregen 129 Liter binnen 24 Stunden gewesen, der Schnitt liege bei 101 Litern im Monat. Das seien im Schnitt in der Unwetterregion im Süden alles Monatswerte, was innerhalb eines Tages an Niederschlag gefallen sei.
Für den Nachmittag wurde erneut Regen erwartet. Laut DWD sind südlich des Mains bis zur Donau erneut heftige Gewitter mit Niederschlagsmengen von bis 25 Litern pro Quadratmeter in kurzer Zeit möglich. Örtlich könnten es in kurzer Zeit bei Unwettern auch bis zu 40 Liter werden. Am Abend ziehen die Unwetter Richtung Süden und es gebe im Alpenvorland kräftige Gewitter und Starkregen. Immerhin ist in fast allen betroffenen Regionen ab Dienstag mit einer Entspannung der Wetterlage zu rechnen.
*Korrekturhinweis: In einer ersten Version haben wir von einem zweiten Todesfall berichtet. Dabei handelte es sich um einen redaktionellen Fehler. Dieser wurde korrigiert.
Update vom 02.06.2024, 12.52 Uhr: Habeck macht sich Bild von Hochwassergebiet
Im oberbayerischen Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm sind am Sonntag (2. Juni 2024) zwei Dämme gebrochen. Es handele sich um Dämme im Bereich der Gemeinde Baar-Ebenhausen am Fluss Paar, einem Nebenfluss der Donau, sagte ein Sprecher des Landratsamtes.
Nun drohten weitere Überflutungen. Evakuierungen seien im Gange. Eine Reparatur der gebrochenen Dämme sei nicht möglich, nun müssten Leben gerettet werden. Rund 5000 Einsatzkräfte kämpften im Landkreis gegen die Fluten und halfen, Menschen zu evakuieren.
Die Dämme brachen, kurz bevor Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) zusammen mit Ministerpräsident Markus Söder und Landesinnenminister Joachim Herrmann (beide CSU) den Nachbarort Reichershofen besuchten. In der Nacht war ein Feuerwehrmann bei einer Rettungsaktion ums Leben gekommen. Die Politiker äußerten sich zutiefst betroffen von dem Todesfall. Der 42 Jahre alte Mann war bei dem Einsatz mit drei Kollegen mit dem Schlauchboot gekentert und am frühen Morgen tot geborgen worden.
40.000 Einsatzkräfte laut Söder wegen Hochwasser in Bayern unterwegs
"Auf dem Weg nach Pfaffenhofen erfahre ich von dem Tod eines Feuerwehrmannes. Es ist furchtbar. Er starb, als er Menschen vor dem Hochwasser retten wollte", sagte Habeck. Die Nachricht von dem Tod habe ihn "aus den Gummistiefeln" gehauen, sagte er. Die Einsatzkräfte, ehrenamtliche wie hauptberufliche, riskierten in den Hochwassergebieten ihr Leben, um Menschen zu retten. Ähnlich äußerte sich Söder.
Zur Bewältigung des Hochwassers sind bislang rund 40.000 Einsatzkräfte in ganz Bayern unterwegs. Dies sagte der Ministerpräsident am Sonntag vor Journalisten. "Das Wichtigste wird jetzt sein in den nächsten Stunden, die Ablösungen gut zu organisieren."
Es müssten diejenigen abgelöst werden, die schon sehr lange im Einsatz seien, sagte Söder. "Denn je länger du ohne Ablöse im Einsatz bist, desto eher besteht die Gefahr, dass irgendein Fehler passiert, dass Ermüdung passiert. Und dann tritt die schnellere Gefahr für Leib und Leben ein."
Feuerwehrmann spricht von unberechenbaren Hochwasser
Ein Vertreter der Feuerwehr sagte, im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm herrsche aktuell ein unberechenbares Hochwasser, "das wir so auch noch nie verzeichnen mussten." Der Markt Reichertshofen werde aktuell überflutet. "Wir können nichts mehr tun, wir müssen quasi jetzt aufgeben. Aber aufgeben heißt nicht, dass wir Leib und Leben dafür riskieren, das haben wir im Griff." Aktuell seien im Landkreis rund 4600 Helfer im Einsatz. Die Prämisse laute nun: Schutz von Leib und Leben.
Der Landkreis kämpfe mit einem extremen Hochwasser, sagte der zuständige Kreisbrandrat. Es gehe um eine HQextrem, das es so seit Beginn der Aufzeichnungen nicht gegeben habe. Das HQextrem übersteigt noch das sogenannte HQ100, das als Jahrhunderthochwasser eine rechnerische Größe ist. Es bezeichnet ein Hochwasser, das im statistischen Mittel einmal in 100 Jahren erreicht oder überschritten wird.
Söder richtete den zahlreichen Einsatzkräften in Reichertshofen erneut ein "herzliches Dankeschön" aus. "Dass das was Ernstes ist, sieht man daran, dass ein Kollege ums Leben gekommen ist. Deswegen gilt trotz aller Arbeit, die wir haben, auch die Trauer für denjenigen, der es nicht geschafft hat." Söder dankte auch der Bundeswehr, die jetzt verstärkt zum Einsatz komme. "Das hilft alles. Jede helfende Kraft ist da hervorragend geeignet."
Söder richtet Appell an Betroffene
Zugleich appellierte der Ministerpräsident an Betroffene, Warnungen per Smartphone ernst zu nehmen. "Wenn sie irgendwo den Handyalarm bekommen und die Aufforderung rauszugehen, zu evakuieren: nicht noch den Koffer packen, nicht noch alle möglichen Gegenstände mitnehmen, sondern einfach dann in dem Moment rausgehen. Es geht da wirklich um Leib und Leben."
Update vom 02.06.2024, 9.26 Uhr: Feuerwehrmann stirbt bei Rettungsaktion in Oberbayern
Ein Feuerwehrmann ist in Pfaffenhofen an der Ilm in Oberbayern bei einer Rettungsaktion ums Leben gekommen. Er sei bei einem Einsatz mit drei Kollegen mit dem Schlauchboot gekentert und am frühen Morgen tot geborgen worden, teilte ein Sprecher des Landratsamts Pfaffenhofen an der Ilm mit.
Das Unglück ereignete sich demnach bei den Gemeindeteilen Uttenhofen und Affalterbach. Der 42 Jahre alte Mann war mit drei Kollegen auf der Ilm unterwegs, um eine Familie zu retten. Dabei sei das Boot gekentert. Die drei anderen Feuerwehrleute konnten gerettet werden. Einer von ihnen wurde zunächst im Krankenhaus behandelt, die beiden anderen durften direkt nach Hause.
Das Unglück ereignete sich am Samstagabend (1. Juni 2024) gegen 23.30 Uhr. Der Mann sei dann am frühen Morgen tot gefunden worden. Die Helfer hatten in der Nacht in dem stark betroffenen Landkreis die Evakuierungsaktionen fortgesetzt. Unter anderem wurden die Bewohner zweier Altenheime in Sicherheit gebracht.
Viele Kommunen in Bayern rufen Katastrophenfall aus
Nach tagelangem Dauerregen sind angesichts übergelaufener Flüsse und Bäche in Süddeutschland Nothelfer im Einsatz. Bis zum späten Samstagabend hatten in Bayern zehn Kommunen den Katastrophenfall ausgerufen, da die Donau und mehrere ihrer Zuflüsse bedrohlich anschwollen. Vom Deutschen Wetterdienst (DWD) hieß es am Samstag, von Norden her zögen neue Schauer und Gewitter auf, die vor allem am Sonntagnachmittag nochmals die Gefahr lokaler Überflutungen mit sich brächten. Die Schauer könnten kräftig ausfallen und zögen nur langsam. "Wenn das auf die gesättigten Böden trifft, dann hat man dort auch wieder schnell Überflutungen", sagte der Meteorologe.
Besonders gefährdet von den Schauern und Gewittern am Sonntag seien die Schwäbische Alb sowie Bereiche etwas nördlich davon sowie die Region um Augsburg, Nürnberg, Bamberg und Regensburg. Im Landkreis Augsburg wurden in der Nacht die Evakuierungsaufrufe mehrmals ausgeweitet. Betroffen waren vor allem Kommunen am Fluss Schmutter. In der Augsburger Messe wurde eine Notunterkunft eingerichtet.
Für die Nacht zu Sonntag hatte sich mit Blick auf den Niederschlag erst einmal eine leichte Entspannung abgezeichnet. Der Dauerregen lasse im Laufe der Nacht nach, sagte ein DWD-Meteorologe am Samstagabend. "Das werden heute Nacht nicht mehr die ganz großen Regenmengen sein, die wir noch in der letzten Nacht hatten", sagte er.
Unwetter sorgt für Zugausfälle und Verspätungen bei der Bahn
Nach dem Dauerregen der vergangenen Tage entgleisten am späten Samstagabend im baden-württembergischen Schwäbisch Gmünd zwei Waggons eines ICE. Die 185 Passagiere blieben laut einem Bahnsprecher bei dem Unglück unverletzt und wurden aus dem Zug evakuiert. Der Zug war wegen des Hochwassers in Süddeutschland auf die Strecke umgeleitet worden, auf der sich das Unglück ereignete. Bahnreisende in Süddeutschland müssen auch am Sonntag wegen des Unwetters mit Zugausfällen und Verspätungen rechnen. Wie eine Bahnsprecherin am Sonntagmorgen sagte, sind mehrere Strecken betroffen.
In Bayern führte der Dauerregen zu Pegelständen, wie sie statistisch gesehen nur einmal in hundert Jahren erreicht werden. So führten in der Nacht zu Sonntag die Flüsse Günz, Memminger Ach, Kammel, Mindel, Paar und Maisach so viel Wasser wie bei einem Jahrhunderthochwasser. Im nördlichen Teil des oberbayerischen Landkreises Pfaffenhofen an der Ilm erwarten die örtlichen Behörden ein extremes Hochwasser.
Wegen steigender Wasserstände des Flusses Paar wurden in der Nacht 140 Menschen aus zwei Altenheimen in dem oberbayerischen Landkreis evakuiert. Mindestens 100 weitere Menschen seien von Evakuierungen in ufernahen Bereichen betroffen gewesen, wie Landrat Albert Gürtner (Freie Wähler) sagte.
Hilfe von Bundeswehr angefordert
Im oberbayerischen Schrobenhausen bereiteten Feuerwehr und Rettungskräfte am späten Samstagabend Feuerwehr und Rettungskräfte die Evakuierung von 670 Menschen vor. Auch diese Kommune hatte zuvor den Katastrophenfall ausgerufen. Eine vermisste Person wird dort in einem vollgelaufenen Keller vermutet. Der Keller und Teile des Obergeschosses stünden unter Wasser, sagte ein Sprecher des Landratsamtes Neuburg-Schrobenhausen am Sonntag. Die Polizei sei an dem Fall dran. Taucher seien angefordert worden. Den Rettungskräften zufolge sei es sehr schwierig, in das Haus vorzudringen. Ob es gelingen werde, in das überflutete Haus zu gelangen, sei noch unklar. Die Pegelstände seien leicht rückläufig. Mit einer Drohne will sich der Kreis in den nächsten Stunden ein Bild von der Gesamtlage in der Region machen.
Wegen der ununterbrochenen Regenfälle rief etwa auch das Landratsamt Dillingen im bayerischen Teil Schwabens den Katastrophenfall aus. Am Samstagabend spitzte sich die Hochwasserlage an der Zusam zu, einem Zufluss der Donau, wie die Behörde mitteilte. Der örtliche Krisenstab forderte bei der Bundeswehr Hilfe an.
Update vom 01.06.2024, 20.53 Uhr: Achte Kommune in Bayern ruft Katastrophenfall aus - Faeser sichert Unterstützung zu
In den Überschwemmungsgebieten im Süden Deutschlands werden die Evakuierungsaufrufe der Behörden angesichts steigender Flusspegel ausgeweitet. Im bayerischen Landkreis Augsburg wurden die Menschen am Samstagabend (1. Juni 2024) angehalten, ihre Wohnungen und Häuser zu verlassen. Die Lage werde sich am Abend im nördlichen Teil des Landkreises noch verschärfen, sagte eine Sprecherin des Landratsamtes Augsburg. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hielt auch am Abend in mehreren Landkreisen Bayerns die höchste Unwetter-Warnstufe aufrecht. Berichte über größere Sachschäden lagen nicht vor. Die Rettungskräfte sind seit Stunden im Dauereinsatz.
Vor allem in einigen Gebieten Bayerns und Baden-Württembergs überschwemmten Flüsse Straßen, Keller und Wiesen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser sicherte den Regionen weitere Unterstützung zu. "Wegen des schweren Dauerregens und drohender Überflutungen ist das THW bundesweit darauf vorbereitet, weitere Kräfte in den Einsatz zu bringen", teilte die SPD-Politikerin mit Blick auf Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) mit. "Wir werden die betroffenen Bundesländer weiter mit allen verfügbaren Kräften unterstützen." Mehr als 500 THW-Kräfte waren im Einsatz. Hunderte dürften es bei den Feuerwehren sein.
Besonders angespannt ist die Situation rund um Augsburg gewesen. Bewohner in dem Ort Diedorf sollten laut dem zuständigen Landkreis nach zwei Dammbrüchen ihre Wohnhäuser verlassen. Aufgrund der hohen Wassermassen werde eine Evakuierung im Diedorfer Ortsteil Anhausen vorbereitet, teilte das Landratsamt Augsburg mit. "Es ist nicht mehr ausreichend, sich in höhere Stockwerke zu begeben." Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Innenminister Joachim Herrmann (beide CSU) machten sich vor Ort ein Bild von der Lage.
Söder spricht von "extremer Belastung" und appeliert an die Bürger
Ministerpräsident Markus Söder und Innenminister Joachim Herrmann reisten in das schwäbische Hochwassergebiet. Die beiden CSU-Politiker machten sich im schwer betroffenen Diedorf ein Bild von der Lage.
Für die Bürger sei die Situation eine "extreme Belastung", sagte der Ministerpräsident. "Das ist noch nicht vorbei. Es geht jetzt erst richtig los." Der Schwerpunkt des Unwetters liege aktuell in Schwaben, deshalb würden dort die Ressourcen zusammengezogen.
"Ohne die Helferinnen und Helfer hätten wir gar keine Chance", wandte sich Söder an die Rettungsdienste. Sie alle zeigten einen vorbildlichen Einsatz. An die Bürgerinnen und Bürger appellierte er: "Bitte die Regeln befolgen."
In dem Ort mussten die Bewohner bestimmter Straßenzüge umgehend ihre Häuser verlassen. Die Fluten stiegen. "Es ist nicht mehr ausreichend, sich in höhere Stockwerke zu begeben", warnte eine Sprecherin des Landratsamtes Augsburg.
Dammbruch im Kreis Augsburg - Menschen mit Helikopter gerettet
Zuvor war ein Deich am Anhauser Weiher gebrochen, wenig später gab in Burgwalden ein Damm nach. Die Behörden riefen die Menschen auch auf, sich von Bahnunterführungen fernzuhalten. Teils könnten Fluten dort abfließen. Es bestehe Lebensgefahr. In Fischach im Landkreis Augsburg wurden Menschen mit dem Hubschrauber von ihren Häusern geholt - anders konnte die Retter nicht mehr zu ihnen gelangen.
Angesichts der sich zuspitzenden Unwetterlage richtete das Umweltministerium einen Arbeitsstab Hochwasser ein, der bayernweit Maßnahmen koordiniert. Insbesondere die staatlichen Talsperren seien auf das Hochwasser vorbereitet. "Die Lage ist vor allem in weiten Teilen Schwabens sehr ernst. Die Warndienste sind dauerhaft in Alarmbereitschaft und haben die Lage im Blick", sagte Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler).
Hunderte Helfer waren bayernweit im Einsatz. Unter Hochdruck hatten sie teils über Nacht Sandsäcke gefüllt und sie dann zum Schutz von Wohngebieten oder zur Absicherung von Dämmen aufgeschichtet. Mit Hochleistungspumpen wurde versucht, Wasser abzupumpen und Dämme so zu entlasten.
Bundeswehr hilft in Hochwassergebieten in Bayern
Bundeswehrsoldaten halfen im Kampf gegen das Hochwasser. "Die Bundeswehr unterstützt die beiden Landkreise Günzburg und Aichach-Friedberg, nachdem beide Landkreise einen offiziellen Antrag gestellt hatten", sagte eine Bundeswehr-Sprecherin des Landeskommandos Bayern dem Sender Antenne Bayern. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hatte bei einem Besuch im stark betroffenen Diedorf im Landkreis Augsburg angekündigt, die Bundeswehr werde die Einsatzkräfte unterstützen.
Auch der ADAC beteiligte sich an Rettungsaktionen. "Wir sind mit allen Rettungshubschraubern Süddeutschlands im Einsatz", sagte der Sprecher der ADAC-Luftrettung, Jochen Oesterle. Die Besatzungen hätten erste Menschen aus bedrohten Gebieten ausgeflogen. "Wir werden weitere Windenhubschrauber nach Bayern verlegen", sagte Oesterle. Dabei würden auch erfahrene Crews eingesetzt, die schon im Ahrtal geholfen hätten.
Laut Hochwassernachrichtendienst Bayern (HND) wurden mancherorts bereits Werte eines Jahrhunderthochwassers und darüber erreicht. Ein hundertjährliches Hochwasser (HQ100) ist eine rechnerische Größe und bezeichnet ein Hochwasser, das im statistischen Mittel einmal in hundert Jahren erreicht oder überschritten wird.
Pegel steigen weiter an - Landkreise rufen Katastrophenfall aus
Dabei steigen die Wasserstände vielerorts weiter an. Angesichts des extremen Dauerregens und der erwarteten Hochwasserlage riefen die Landkreise Günzburg, Augsburg, Aichach-Friedberg, Neu-Ulm, Pfaffenhofen an der Ilm, Donau-Ries, Neuburg-Schrobenhausen, Unterallgäu und Dillingen den Katastrophenfall aus.
In Babenhausen im Unterallgäu fiel teilweise das Handynetz aus. Wer Hilfe brauche und keinen Notruf absetzen könne, solle ein weißes Laken oder Tuch zum Fenster heraushängen oder - wenn möglich - sich am Fenster bemerkbar machen, gab das Landratsamt Anweisung. In Babenhausen waren Menschen bereits mit Schlauchbooten und einem Hubschrauber aus ihren Häusern geholt worden. "Es wurde immer mehr, und wir hatten keine Chance mehr", berichtete ein Anwohner. Die Menschen hätten im höchsten Tempo das Haus verlassen müssen.
Die Justizvollzugsanstalt (JVA) im bayerischen Memmingen ist wegen des Hochwassers geräumt worden. Rund 100 Häftlinge - darunter etwa 20 Frauen - wurden auf die Gefängnisse in Landsberg, Kempten und Aichach verteilt, wie die Leiterin der JVA Memmingen und Kempten, Anja Ellinger, am Samstag auf Anfrage mitteilte. "Wir haben alle Häftlinge verlegt." Mehrere Medien hatten darüber berichtet.
DWD warnt vor weiteren Unwettern
Im Landkreis Donaus-Ries wird laut Wetterprognose weiter mit Regenfällen gerechnet, der Scheitelpunkt mit den höchsten prognostizierten Pegelständen wird für den Montag erwartet, wie das Landratsamt in Donauwörth erläuterte. Vor allem das Wasser der Donau werde in den nächsten Stunden stark steigen. Weitere Maßnahmen wie etwa voraussichtlich erforderlich werdende Evakuierungsmaßnahmen könnten nötig werden, hieß es. Darüber werde rechtzeitig informiert.
Teils fielen Regenmengen von 130 Litern und mehr pro Quadratmeter. Von Freitagmorgen an kamen etwa im bayerischen Sigmarszell-Zeisertsweiler im Landkreis Lindau nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Offenbach 135 Liter pro Quadratmeter binnen 24 Stunden vom Himmel. Während aus der Region Lindau am Samstag leichte Entspannung gemeldet wurde, richteten sich die Behörden an der Donau abwärts auf steigende Pegelstände ein. Etwa wurde für die Donaupegel bei Kelheim mit einem Überschreiten der Meldestufe vier als höchste Stufe gerechnet.
Bis Sonntag ist für weite Teile Bayerns Dauerregen angekündigt, die höchsten Pegelstände könnten je nach Gebiet sogar erst in der Nacht zum Montag erreicht werden. Der DWD warnte unter anderem in Franken vor weiteren Unwettern mit großen Regenmengen, im Südwesten Bayerns gebietsweise 100 bis 150 Litern pro Quadratmeter, im südlichen Schwaben könnten es teils auch noch höhere Mengen sein. Die Feuerwehr Bamberg gab deshalb wichtige Sicherheitstipps. Durch massive Überflutungen und hohe Pegelstände, unpassierbare oder von Wassermassen eingeschlossene Gebiete sowie mögliche Erdrutsche bestehe "große Gefahr für Leib und Leben". In Südbayern rechnet der DWD auch für Montag tagsüber zum Teil noch mit andauerndem Niederschlag. Auch in Niederbayern und der Oberpfalz steigen die Wasserstände. In Franken wird ebenfalls mit weiterem Regen gerechnet.
Update vom 01.06.2024, 17.06 Uhr: "Extreme Belastung" - Söder dankt Helfern im Hochwassergebiet
Menschen werden in Schlauchbooten und Helikoptern aus vom Wasser eingeschlossenen Häusern gerettet. Autodächer ragen aus braunen Fluten. Hunderte Rettungskräfte sind im Dauereinsatz: Es regnet wie aus Eimern, Teile Bayerns versinken in den Fluten. In sieben Landkreisen galt am Samstag (1. Juni 2024) der Katastrophenfall. An manchen Pegeln im westlichen Bayern wurde die höchste Hochwasserwarnstufe vier erreicht, an anderen wurde sie noch erwartet.
Ministerpräsident Markus Söder und Innenminister Joachim Herrmann reisten in das schwäbische Hochwassergebiet. Die beiden CSU-Politiker machten sich im schwer betroffenen Diedorf ein Bild von der Entwicklung.
Für die Bürger sei die Situation eine "extreme Belastung", sagte der Ministerpräsident. "Das ist noch nicht vorbei. Es geht jetzt erst richtig los." Der Schwerpunkt des Unwetters liege aktuell in Schwaben, deshalb würden dort die Ressourcen zusammengezogen.
Ministerpräsident Söder lobt vorbildlichen Einsatz der Rettungsdienste
"Ohne die Helferinnen und Helfer hätten wir gar keine Chance", wandte sich Söder an die Rettungsdienste. Sie alle zeigten einen vorbildlichen Einsatz. An die Bürgerinnen und Bürger appellierte er: "Bitte die Regeln befolgen."
In dem Ort mussten die Bewohner bestimmter Straßenzüge umgehend ihre Häuser verlassen. Die Fluten stiegen. "Es ist nicht mehr ausreichend, sich in höhere Stockwerke zu begeben", warnte eine Sprecherin des Landratsamtes Augsburg.
Zuvor war ein Deich am Anhauser Weiher gebrochen, wenig später gab in Burgwalden ein Damm nach. Die Behörden riefen die Menschen auch auf, sich von Bahnunterführungen fernzuhalten. Teils könnten Fluten dort abfließen. Es bestehe Lebensgefahr. In Fischach im Landkreis Augsburg wurden Menschen mit dem Hubschrauber aus ihren Häusern geholt - anders konnte die Retter nicht mehr zu ihnen gelangen.
Werte eines Jahrhundertshochwassers erreicht
Auch der ADAC beteiligt sich nach eigenen Angaben an Rettungsaktionen in den Hochwassergebieten mit Helikoptern. "Wir sind mit allen Rettungshubschraubern Süddeutschlands im Einsatz", sagte der Sprecher der ADAC-Luftrettung, Jochen Oesterle, am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Die Besatzungen hätten erste Menschen aus bedrohten Gebieten ausgeflogen.
Insgesamt seien derzeit acht Hubschrauber unterwegs, davon zwei mit Rettungswinde. Nun sollten aus dem Norden weitere Helikopter mit Winde hinzugeholt werden. "Wir werden weitere Windenhubschrauber nach Bayern verlegen", sagte Oesterle. "Wir werden unsere erfahrenen Crews einsetzen." Diese hätten im Ahrtal schon geholfen. Der ADAC werde im Hochwassergebiet auch ein Einsatzzentrum einrichten. Die Einsätze würden über die Leitstellen koordiniert.
Laut Hochwassernachrichtendienst Bayern (HND) wurden mancherorts Werte eines Jahrhunderthochwassers erreicht. Ein hundertjährliches Hochwasser (HQ100) ist eine rechnerische Größe und bezeichnet ein Hochwasser, das im statistischen Mittel einmal in hundert Jahren erreicht oder überschritten wird.
Landkreise rufen Katastrophenfall aus
Dabei steigen die Wasserstände vielerorts weiter an. Angesichts des extremen Dauerregens und der erwarteten Hochwasserlage riefen die Landkreise Günzburg, Augsburg, Aichach-Friedberg, Neu-Ulm, Pfaffenhofen an der Ilm, Donau-Ries und Unterallgäu den Katastrophenfall aus.
In Babenhausen im Unterallgäu fiel teilweise das Handynetz aus. Wer Hilfe brauche und keinen Notruf absetzen könne, solle ein weißes Laken oder Tuch zum Fenster heraushängen oder - wenn möglich - sich am Fenster bemerkbar machen, um auf seine Notlage aufmerksam zu machen, gab das Landratsamt Anweisung. In Babenhausen waren Menschen bereits mit Schlauchbooten aus ihren Häusern geholt worden. "Es wurde immer mehr, und wir hatten keine Chance mehr", berichtete ein Anwohner. Die Menschen hätten im höchsten Tempo das Haus verlassen müssen.
Im Landkreis Donaus-Ries wird laut Wetterprognose weiter mit Regenfällen gerechnet, der Scheitelpunkt mit den höchsten prognostizierten Pegelständen wird für den Montag erwartet, wie das Landratsamt in Donauwörth erläuterte. Vor allem das Wasser der Donau werde in den nächsten Stunden stark steigen. Weitere Maßnahmen wie etwa voraussichtlich erforderlich werdende Evakuierungsmaßnahmen könnten nötig werden, hieß es. Darüber werde rechtzeitig informiert.
DWD warnt vor weiteren Unwettern
Hunderte Helfer waren bayernweit im Einsatz. Unter Hochdruck hatten sie teils über Nacht Sandsäcke gefüllt und sie dann zum Schutz von Wohngebieten oder zur Absicherung von Dämmen aufgeschichtet. Mit Hochleistungspumpen wurde versucht, Wasser abzupumpen und Dämme so zu entlasten. Auch Folien kamen zur Stabilisierung zum Einsatz.
Teils fielen Regenmengen von 130 Litern und mehr pro Quadratmeter. Von Freitagmorgen an kamen etwa im bayerischen Sigmarszell-Zeisertsweiler im Landkreis Lindau nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Offenbach 135 Liter pro Quadratmeter binnen 24 Stunden vom Himmel. Während aus der Region Lindau am Samstag eine leichte Entspannung gemeldet wurde, richteten sich die Behörden an der Donau abwärts auf steigende Pegelstände ein. Etwa wurde für die Donaupegel bei Kelheim mit einem Überschreiten der Meldestufe vier als höchste Stufe gerechnet.
Bis Sonntag ist für weite Teile Bayerns Dauerregen angekündigt, die höchsten Pegelstände könnten je nach Gebiet sogar erst in der Nacht zum Montag erreicht werden. Der DWD warnte unter anderem in Franken vor weiteren Unwettern mit großen Regenmengen, im Südwesten Bayerns gebietsweise 100 bis 150 Litern pro Quadratmeter, im südlichen Schwaben könnten es teils auch noch höhere Mengen sein. Die Feuerwehr Bamberg gab deshalb wichtige Sicherheitstipps. Durch massive Überflutungen und hohe Pegelstände, unpassierbare oder von Wassermassen eingeschlossene Gebiete sowie mögliche Erdrutsche bestehe "große Gefahr für Leib und Leben". In Südbayern rechnet der DWD auch für Montag tagsüber zum Teil noch mit andauerndem Niederschlag. Auch in Niederbayern und der Oberpfalz steigen die Wasserstände. In Franken wird ebenfalls mit weiterem Regen gerechnet.
Update vom 01.06.2024, 14.41 Uhr: Dammbruch bei Augsburg - Evakuierung vorbereitet
Im schwäbischen Landkreis Augsburg sind am Samstagmittag (2. Juni 2024) ein Deich und ein Damm gebrochen. Das teilte das Landratsamt mit. Bewohner in bestimmten Straßenzügen in dem Ort Diedorf müssen ihre Wohnhäuser verlassen. Aufgrund der hohen Wassermassen werde eine Evakuierung im Diedorfer Ortsteil Anhausen vorbereitet, teilte das Landratsamt Augsburg mit. "Es ist nicht mehr ausreichend, sich in höhere Stockwerke zu begeben."
In Burgwalden sei ein Damm gebrochen und ein Deich am Anhauser Weiher gab nach. Alle Bewohnerinnen und Bewohner der betroffenen Bereiche sollten sich unverzüglich innerhalb der nächsten Stunde selbstständig in die Diedorfer Schmuttertalhalle begeben. Die Behörden riefen auch auf, sich von Bahnunterführungen fernzuhalten. Teils könnten Fluten dort abfließen. Es bestehe Lebensgefahr.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Landesinnenminister Joachim Herrmann sind unterdessen auf dem Weg in das Hochwassergebiet im schwäbischen Landkreis Augsburg. Die beiden CSU-Politiker wollen sich in Diedorf ein Bild von der Entwicklung machen, wie das Innenministerium mitteilte.
Der Ort des Besuches war kurzfristig aufgrund der Lage gerändert worden. Zuvor wollten die Politiker das ebenfalls stark betroffene Fischach besuchen. Mittlerweile gilt in fünf bayerischen Landkreisen der Katastrophenfall.
Update vom 01.06.2024, 12.40 Uhr: Söder und Herrmann fahren ins Hochwassergebiet
Bäche und Flüsse schwellen an, Straßen sind überflutet, Rettungskräfte sind im Dauereinsatz: Es schüttet wie aus Eimern, Teile Bayerns versinken in braunen Fluten. In drei Landkreisen in Schwaben galt am Samstag (1. Juni 2024) der Katastrophenfall. An manchen Pegeln im westlichen Bayern wurde die Hochwasserwarnstufe vier erreicht, an anderen wurde sie noch erwartet.
Ministerpräsident Markus Söder und Innenminister Joachim Herrmann wollten noch am Samstag in das schwäbische Hochwassergebiet reisen. In Fischach im schwäbischen Landkreis Augsburg wollen sich die beiden CSU-Politiker am frühen Nachmittag selbst ein Bild von der Lage machen, wie das Innenministerium mitteilte. Dort haben Helfer Menschen mit einem Hubschrauber aus ihren von den Fluten eingeschlossenen Häusern gerettet. Die Bewohner hätten auf andere Weise ihre Häuser nicht mehr verlassen können, sagte eine Sprecherin des Landratsamtes. Laut Polizei trat dort die Schmutter weit über die Ufer. Es seien auch Boote und Wasserwacht unterwegs, um Menschen aus umspülten Häusern zu holen.
Laut Hochwassernachrichtendienst Bayern (HND) wurden mancherorts auch Werte eines Jahrhunderthochwassers erreicht. Ein hundertjährliches Hochwasser (HQ100) ist eine rechnerische Größe und bezeichnet ein Hochwasser, das im statistischen Mittel einmal in hundert Jahren erreicht oder überschritten wird. Hingegen gingen die beiden Städte Ulm und Neu-Ulm nicht mehr von einem extremen Hochwasser aus. "Jedoch wird an der Donau die Meldestufe 4 und an der Iller die Meldestufe 3 erreicht werden", teilten die beiden Kommunen am Samstag mit. Insoweit könnten die Städte eine erste vorsichtige Entwarnung geben.
Werte eines Jahrhunderthochwassers erreicht - mehrere Landkreise rufen Katastrophenfall aus
Jedoch steigen die Wasserstände vielerorts weiter an. Angesichts des extremen Dauerregens und der erwarteten Hochwasserlage riefen die Landkreise Günzburg, Augsburg, und Aichach-Friedberg den Katastrophenfall aus. Im Landkreis Augsburg und in Memmingen sind Menschen am Samstag von Einsatzkräften des Technischen Hilfswerks (THW) in Sicherheit gebracht worden, sagte eine Sprecherin des THW. In Lindau habe sich die Lage etwas entspannt. Die Menschen könnten dort wieder zurück in ihre Häuser, so die Sprecherin.
Insgesamt seien im Süden Bayerns rund 250 Einsatzkräfte des THW im Einsatz, um das Hochwasser zu bekämpfen, teilte das THW mit. Die Einsatzkräfte würden Sandsäcke befüllen und mit diesen in Regionen in Lindau, Memmingen, Neu-Ulm und Fischach Dämme bauen. Zudem versuche man, mit Folien Dämme zu stabilisieren, um einen Bruch zu verhindern. Ebenfalls werde versucht, mit Hochleistungspumpen das Wasser von den Staudämmen abzupumpen und diese so zu entlasten.
Bis Sonntag ist für weite Teile Bayerns Dauerregen angekündigt, die höchsten Pegelstände könnten je nach Gebiet sogar erst in der Nacht zum Montag erreicht werden. Vor allem Schwaben und Oberbayern sind betroffen. Teils fielen Regenmengen von 130 Litern und mehr pro Quadratmeter. Seit 8 Uhr am Freitag fielen etwa im bayerischen Sigmarszell-Zeisertsweiler nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Offenbach vom Samstag 135 Liter binnen 24 Stunden. Die Lage im Landkreis sei gebietsweise dramatisch, schrieb der Landrat von Aichach-Friedberg, Klaus Metzger (CSU). Überflutungen hätten über Nacht stark zugenommen. "Wir müssen alle Kräfte aktivieren und bündeln, um den Menschen bestmöglich zu helfen. Viel Kraft allen!"
Behörden stehen in engem Kontakt mit Rettungskräften
Im Landkreis Günzburg hatte es am Vortag geheißen, es gehe darum, die potenziell betroffenen Städte und Gemeinden besser unterstützen zu können. Die Stadt Leipheim im Landkreis hat das Donau-Wasserwerk sicherheitshalber abgeschaltet. Die Behörden standen auch andernorts in engem Kontakt mit den Rettungskräften.
Im schwäbischen Landkreis Unterallgäu waren rund 150 Menschen aufgerufen, freiwillig ihre Häuser zu verlassen. Im Markt Babenhausen seien rund 100 Menschen betroffen, sagte eine Sprecherin des Landratsamtes. Weitere 50 Anwohner sollen im Ortsteil Zell in Bad Grönenbach sowie in Dirlewang ihre Häuser verlassen. Die Menschen sollten teils mit Booten geholt werden.
Die Dammbereiche würden überflutet, die Hochwasserrückhaltebecken seien größtenteils voll, sagte Landrat Alex Eder (FW). Es habe bis zum Morgen rund 225 Einsätze wegen vollgelaufener Keller und Straßenüberflutungen gegeben. "Wir raten dringend, nicht mehr in den Keller zu gehen und nicht in Autos steigen", mahnte der Landrat die Menschen in den betroffenen Gebieten.
Polizei wegen Dauerregen und Hochwasser im Einsatz
Das Unwetter sorgte auch für zahlreiche Einsätze der Polizei in Bayern . Wie Sprecher der zuständigen Polizeipräsidien am Samstagmorgen mitteilten, konzentrierten sich die Einsätze vor allem in Schwaben und im nördlichen Oberbayern. Bei Unfällen infolge des Regens wurden am Freitag nach Polizeiangaben mehrere Menschen verletzt.
Wie eine Sprecherin der Polizei am Samstag mitteilte, musste die Polizei im nördlichen Schwaben seit Freitagabend rund 50 Mal wegen des Hochwassers ausrücken. Im südwestlichen Schwaben habe es ebenfalls "jede Menge" Einsätze gegeben, eine konkrete Zahl konnte der Sprecher nicht nennen. Ein Großteil der Anrufe, etwa wegen überfluteter Keller, sei an die Einsatzkräfte der Feuerwehr weitergegeben worden. Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord meldete rund 60 polizeiliche Einsätze mit Schwerpunkt in den Landkreisen Starnberg und Fürstenfeldbruck. Laut dem Sprecher seien Straßen überflutet worden und Bäume umgefallen, in Puchheim (Landkreis Fürstenfeldbruck) sei eine Unterführung überflutet worden. In Niederbayern gab es laut einem Sprecher elf unwetterbedingte Einsätze wegen überschwemmter Straßen. In der Oberpfalz habe es "keine polizeilich relevanten Einsätze" gegeben, auch hier musste laut einem Sprecher hauptsächlich die Feuerwehr ausrücken.
Nach Angaben der Polizei ereigneten sich infolge des Dauerregens am Freitag mehrere Unfälle mit insgesamt vier Leichtverletzten. Zu drei Unfällen kam es auf der Autobahn 9: Bei Ingolstadt ist ein 47-jähriger Autofahrer auf das Fahrzeug eines 40-Jährigen aufgefahren, der mit seiner Ehefrau und der gemeinsamen zweijährigen Tochter unterwegs war. Laut Polizei musste der 40-Jährige am Freitagnachmittag verkehrsbedingt bremsen. Der hinter ihm fahrende 47-Jährige habe beim Bremsen auf der nassen Straße die Kontrolle über seinen Wagen verloren und sei in das Heck des 40-Jährigen geprallt. Die Ehefrau des 40-Jährigen kam laut Polizei mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus. Der Gesamtschaden lag bei rund 45.000 Euro.
DWD warnt vor Gefahr für Leib und Leben"
Auf der A9 bei Kipfenberg (Landkreis Eichstätt) kam laut Polizei ein 41-Jähriger von der Autobahn ab, weil er auf der nassen Fahrbahn zu schnell unterwegs war. Er kam leicht verletzt ins Krankenhaus. Ebenfalls leicht verletzt wurde ein 38-Jähriger, der mit seiner Frau und den beiden gemeinsamen Kindern unterwegs war. Den Angaben nach stieß er ebenfalls auf der A9 bei Reichertshofen (Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm) gegen die Mittelleitplanke und wurde leicht verletzt. Auch er hatte laut Polizei seine Geschwindigkeit nicht an die nassen Straßenverhältnisse angepasst.
In Oberfranken und in der Oberpfalz krachte es am Freitag ebenfalls: Ein 17-Jähriger stürzte mit einem Moped wegen zu hohen Tempos auf der nassen Fahrbahn bei Baunach (Landkreis Bamberg) und zog sich Polizeiangaben zufolge leichte Verletzungen zu. Bei Kasendorf (Landkreis Kulmbach) landete ein 20-jähriger Autofahrer im Straßengraben, nachdem er in einer Kurve zu schnell auf der nassen Fahrbahn gefahren war. Auf der Autobahn 93 bei Regensburg krachte ein 34-Jähriger mit seinem Wagen in eine Schutzplanke.
Der DWD warnte vor weiteren Unwettern mit großen Regenmengen, im Südwesten Bayerns gebietsweise 100 bis 150 Liter pro Quadratmeter, im südlichen Schwaben könnten es teils auch noch höhere Mengen sein. Durch massive Überflutungen und hohe Pegelstände, unpassierbare oder von Wassermassen eingeschlossene Gebiete sowie mögliche Erdrutsche bestehe "große Gefahr für Leib und Leben". In Südbayern rechnet der DWD auch am Montag tagsüber zum Teil noch mit andauerndem Niederschlag. Auch in Niederbayern und der Oberpfalz steigen die Wasserstände. Die Fluten sorgen donauabwärts für steigende Meldestufen. Auch für die Donaupegel bei Kelheim rechnet das Landratsamt Kelheim mit einem Überschreiten der Meldestufe vier als höchste Stufe. Aber auch in Franken warnt der Deutsche Wetterdienst (DWD) vor Unwettern, weshalb die Feuerwehr Bamberg wichtige Sicherheitstipps gab.
Ursprungsmeldung vom 01.06.2024, 9.59 Uhr: Unwetter in Bayern - Landkreise rufen Katastrophenfall aus
In vielen Gemeinden entlang der von Dauerregen belasteten Flüssen in Süddeutschland könnte es am Samstag (1. Juni 2024) zu heftigen Überschwemmungen kommen. Auch wenn es in der Nacht zunächst keine großflächigen Überflutungen gab, wird vielerorts ein Jahrhunderthochwasser befürchtet. Vor allem große Teile Baden-Württembergs und Bayerns erwartet ein brenzliges Wochenende. Auch in Franken warnt der Deutsche Wetterdienst (DWD) vor Unwettern, weshalb die Feuerwehr Bamberg wichtige Sicherheitstipps gab.
Besonders im Fokus steht bei den Unwettern allerdings die Bodensee-Region: In Lindau am Bodensee wurden am Freitagabend bereits erste Straßen und Unterführungen überflutet und der Stadtbus-Verkehr musste eingestellt werden. Feuerwehr und Technisches Hilfswerk waren im Dauereinsatz. Es gebe regelmäßige Lagebesprechungen zwischen Rettungskräften, Feuerwehr, Polizei und Landratsamt. Man behalte die Lage durchgehend im Blick, sagte eine Sprecherin der Stadt. Aus einem Mehrfamilienhaus mussten Bewohner evakuiert werden, da durch eingedrungenes Wasser die Möglichkeit eines Kurzschlusses bestand. Sie mit einem Bus zu einer Turnhalle gebracht, in der sie die Nacht verbringen konnten.
In Wangen im Allgäu war am Freitagabend Hochwasseralarm ausgelöst worden. Die Landesgartenschau bleibe aus Sicherheitsgründen am Samstag geschlossen, teilte eine Sprecherin der Stadt mit. "Es ist viel Wasser im Fluss, und es ist noch nicht klar, wie sich die Lage weiterentwickelt, denn es sind weitere Niederschläge in den nächsten Stunden angekündigt." Der Pegelstand der Argen werde genau beobachtet, hieß es.
Jahrhunderthochwasser befürchtet - Feuerwehr gibt Empfehlungen
Wegen akuter Überflutungsgefahr wurde rund 1300 Menschen im baden-württembergischen Meckenbeuren geraten, ihr Zuhause ebenfalls zu verlassen. Andere Gemeinden forderten Anwohner am Freitagabend vorsichtshalber auf, Kellerräume zu meiden und nötigenfalls für ein paar Tage woanders zu schlafen. Bei der Sicherheitsmaßnahme in Meckenbeuren handele sich nicht um eine Evakuierung, sondern um eine Empfehlung wegen des erwarteten extremen Hochwassers am Fluss Schussen, teilte die Gemeinde in Oberschwaben am frühen Samstagmorgen mit. Eine Evakuierung sei aktuell auch nicht geplant. "Wir hoffen immer noch, dass sich die Wetterlage etwas entspannt und die Hochwasserpegel weniger dramatisch ausfallen als vorhergesagt", hatte Bürgermeister Georg Schellinger am Freitagabend gesagt.
Nicht weit entfernt in Weingarten bei Ravensburg sollen Bewohner großer Teile der Stadt die Untergeschosse meiden und auf keinen Fall im Keller schlafen. Diese Empfehlung gab die Feuerwehr am Abend heraus. Auch ihnen wurde geraten, bestenfalls bei Verwandten und Freunden außerhalb der von steigenden Pegelständen gefährdeten Gebiete zu übernachten.
"Es ist leider zur Zeit unklar, wie schnell die Pegel im weiteren Verlauf steigen werden. Daher gilt besondere Vorsicht!", hieß es auf der Seite der Feuerwehr. Laut dem Landkreis Ravensburg war nicht auszuschließen, dass einzelne Städte oder Gemeinden Evakuierungsentscheidungen treffen könnten.
Keller unter Wasser - 128 Liter Regen pro Quadratmeter binnen 24 Stunden
In Teilen Baden-Württembergs und Bayerns gilt für Samstag laut DWD vielerorts die höchste Warnstufe. Die Niederschlagsmengen in der Nacht entsprachen weitgehend den Prognosen. Im schwäbischen Sigmarszell im Landkreis Lindau fielen innerhalb eines Tages rund 128 Liter Regen pro Quadratmeter. In Ottobeuren im Landkreis Unterallgäu sowie in Wangen im Allgäu (Landkreis Ravensburg) waren es rund 108 Liter. In Kißlegg fielen rund 105 Liter, in Weiler-Simmerberg im Landkreis Lindau circa 104 Liter.
Die dadurch anschwellenden Wasserstände der Flüsse lösen auch Sorgen weiter nördlich aus, etwa an der Donau sowie an deren weiterer Zuflüsse. Hier wird teils mit Überflutungen gerechnet, wie sie statistisch nur alle 50 bis 100 Jahre vorkommen.
Der schwäbische Landkreis Augsburg hat wegen der extremen Regenfälle und der steigenden Wasserstände den Katastrophenfall ausgerufen. Es sei damit zu rechnen, dass die Pegelstände in den kommenden Stunden weiter stark ansteigen, teilte das Landratsamt am Samstag mit. Insbesondere die Gemeinden Fischach und Langenneufnach werden demnach betroffen sein.
"Wir nehmen die Situation sehr ernst" - Katastrophenfall in Günzburg ausgerufen
Der Schnerzhofer Weiher sowie ein Staubecken bei Langenneufnach konnten den Angaben zufolge die Wassermassen nicht mehr aufnehmen und laufen aktuell in die Neufnach. Überdies hätten die Flüsse Schmutter bei Fischach und die Zusam bei Fleinhausen laut dem Hochwassernachrichtendienst Bayern (HND) die Meldestufe 4 erreicht; einige Straßen im Landkreisgebiet seien überflutet.
Der Fluss Zusam im Landkreis Augsburg trat bereits über die Ufer, überspülte in der Marktgemeinde Fischach Straßen und flutete einige Keller. Es habe aber weder große Schäden noch Verletzte gegeben, teilte die Polizei am frühen Samstagmorgen mit. Die Zusam erreichteam Pegel Fleinhausen in der Nacht die Meldestufe drei von vier.
Im schwäbischen Landkreis Günzburg sind am Samstag die Pegelstände eines Jahrhunderthochwassers erreicht worden. Das teilte das zuständige Landratsamt mit. In der Nacht zum Samstag seien weitere Sandsäcke gefüllt worden. Bereits am Vortag hatte der Landkreis vorsorglich zusätzliche 15.000 Sandsäcke befüllen lassen. Der Landkreis befinde sich in einem engen Austausch mit den Kommunen, den örtlichen Feuerwehren und dem Technischen Hilfswerk.
Angespannte Lage im Unterallgäu - Evakuierungen vorbereitet
Ein hundertjährliches Hochwasser ist eine rechnerische Größe und bezeichnet ein Hochwasser, das im statistischen Mittel einmal in hundert Jahren erreicht oder überschritten wird.
Laut einer Sprecherin des Wasserwirtschaftsamtes Donauwörth werden am Samstag an Günz, Mindel und Schmutter entsprechende Wasserstände erwartet. In Donauwörth könnte die Meldestufe am Sonntagabend oder in der Nacht zu Montag erreicht werden.
Das Landratsamt Günzburg rief die Menschen auf, sich von Gewässern fernzuhalten und Anweisungen der Einsatzkräfte zu beachten. In den betroffenen Gebieten müsse unter anderem mit Stromausfällen gerechnet werden. Wegen des extremen Dauerregens und der Hochwasserlage hatte Landrat Hans Reichhart (CSU) am schon Freitagabend im Landkreis Günzburg der Katastrophenfall ausgerufen. "Wir nehmen die Situation sehr ernst", sagte er.
Im Landkreis Biberach wurden Menschen in betroffenen Gebieten dazu aufgerufen, auf ihre Sicherheit zu achten. Dort bestehe potenziell Lebensgefahr. Sie sollten Notfallgepäck vorbereiten und die NINA-Warnapp auf das Smartphone laden, um zeitnahe Informationen zu erhalten - so eingestellt, dass bei einer Evakuierungsmeldung ein Alarm ertönt. "Dazu muss das Handy angeschaltet sein und darf sich nicht im Flugmodus befinden", hieß es aus dem Landratsamt der besonders betroffenen Region Ravensburg.
Hochwasserrisiko auch in Hessen - Unwettergefahr in Ostdeutschland
Auch in anderen Regionen haben die Niederschläge die Wasserstände in Flüssen ansteigen lassen - und weitere Zuwächse werden erwartet. In Hessen ist laut dem regionalen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie ein statistisch nur alle 20 Jahre auftretendes Hochwasser an Rhein und Neckar möglich.
Im Osten Deutschlands müssen sich die Menschen laut DWD auf viel Regen, teils auch auf Gewitter einstellen. Allerdings treffe das Unwetter Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt voraussichtlich weniger stark als zunächst befürchtet.