Groß wie Tyrannosaurus rex: Bayerische Forscher entdecken neuen Dinosaurier - an ungewöhnlichem Ort
Autor: Robert Wagner
München, Donnerstag, 16. Januar 2025
Er war etwa 10 Meter groß, hatte messerscharfe Zähne und gehört zu den größten Landraubtieren der Erdgeschichte: Münchner Forscher haben einen neuen Dinosaurier entdeckt und "Tameryraptor markgrafi" getauft. Dabei überrascht nicht nur die neue Art, sondern auch der Fundort.
Immer wieder tauchen bei Grabungen Fossilien auf, immer wieder sind auch neue Arten dabei. Sei es in einem Steinbruch im Steigerwald, sei es auf Sandsteinplatten im Kreis Miltenberg. Auch wenn Paläntologen also immer damit rechnen müssen, auf Spuren unbekannter Saurierarten und anderer Tiere zu stoßen, ist der Fundort von "Tameryraptor markgrafi", wie die neue Art nun heißt, durchaus ungeöhnlich.
Der Entdecker - Masterstudent Maximilian Kellermann von der LMU in München - fand die neue Art nämlich nicht einem Steinbruch, bei Bauarbeiten oder historischen Grabungen, sondern im Archiv der Staatlichen naturwissenschaftlichen Sammlung Bayerns (SNSB). Dabei existieren die Knochen des rund 95 Millionen Jahre alten Raubsaurieres nicht einmal mehr.
So groß wie Tyrannosaurus rex: Neue Raubsaurierart entdeckt
Denn der originale Fossilfund aus Ägypten wurde vor 80 Jahren bei einem Luftangriff im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstört, wie die SNSB mitteilt. Für ihre Arbeit werteten die Forschenden demnach bisher unbekannte Archivfotos des noch unzerstörten Dinosaurierskeletts aus der Zeit vor 1944 aus. Ihre Ergebnisse veröffentlichte das Forscherteam in der Fachzeitschrift PLoS ONE.
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Die bewegte Geschichte des Fossils liegt weit in der Vergangenheit: Der Fund des Originalskeletts des großen Raubsauriers geht auf den Münchner Paläontologen Ernst Stromer von Reichenbach (1871-1952) zurück. Das Fossil wurde 1914 während einer Grabungsexpedition in der ägyptischen Bahariya-Oase ausgegraben und gelangte etwas später zu Stromer nach München. Dort wurde es zusammen mit anderen ägyptischen Dinosaurierfossilien in der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie aufbewahrt, welche sich zu dem Zeitpunkt in der Alten Akademie in der Münchner Innenstadt befand.
Stromer ordnete das Fossil damals der Gattung Carcharodontosaurus, Haizahn-Echse, zu. Mit rund zehn Metern Länge einer der größten bekannten landlebenden Fleischfresser der Erdgeschichte – vergleichbar in seiner Größe mit dem etwas jüngeren Tyrannosaurus rex aus Nordamerika.
Originalskelett geht bei Bombenangriff auf München verloren
Am 21. Juli 1944 wurde das Gebäude der Alten Akademie bei einem alliierten Luftangriff auf München von einer Bombe getroffen und brannte vollständig aus. Ein Großteil der damaligen Sammlung, darunter auch sämtliche ägyptische Dinosaurierfossilien, fielen dem Bombardement zum Opfer. Danach war es lange Zeit still um den Riesenraubsaurier aus Ägypten und die Funde gerieten in Vergessenheit. Einzige Überbleibsel der kreidezeitlichen Dinosaurier Ägyptens sind Stromers Notizen, Illustrationen der Knochen und einige wenige Fotos des Originalmaterials.
Im Rahmen neuer Recherchen stieß der Paläontologe Maximilian Kellermann nun auf neue, bisher unbekannte Fotos des Raubsauriers. Die Bilder zeigen das Originalskelett aus Ägypten – bestehend aus Teilen des Schädels, der Wirbelsäule und der Hinterbeine – vor seiner Zerstörung in der Ausstellung der Alten Akademie. Zusammen mit dem Dinosaurierspezialisten Prof. Oliver Rauhut von der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie und der Raubsaurierforscherin Dr. Elena Cuesta wertete Kellermann das neue Bildmaterial aus.