In die Debatte um den sprachlichen Gebrauch des Wortes "Fotzn" mischt sich nun der "Bund Bairische Sprache" ein. Der Verein hat sich der "Förderung und der Erhaltung der bairischen Hochsprache und ihrer Dialekte als Kulturgut" verschrieben. Via Facebook veröffentliche der Bund ein Statement: "Respekt verdient eine junge Zahnärztin, die in Garmisch-Partenkirchen eine Praxis eröffnet hat, welche sich offiziell 'Fotznspanglerei' nennt. Die ironische Bezeichnung verweist auf eine ernst gemeinte Ausrichtung der Praxis am Regionalitätsdenken, betont die Verbundenheit mit der bairischen Sprache und unterstreicht den Aspekt des Handwerklichen in der Zahnmedizin."
Experte begeistert: Lob für kreative Namensgebung
Sepp Obermeier ist Mitglied im "Bund Bairischer Sprache" und Sprachforscher zu gleich. Er findet im Gespräch mit dem BR nur lobende Worte für Petra Volz: "Im Gegensatz zu pseudobairischen Wortgebilden, die die Welt nicht braucht, wie zum Beispiel den "Hendlfriedhof", die "Wampe", ist die Benennung einer Zahnarztpraxis als "Fotznspanglerei" ein mutiges Bekenntnis zu zahnheilkundlicher Bandbreite und handwerklichem Können, da man mit akademischem Fachjargon allein den "Wehdam" (Zahnschmerz) nicht lindern kann!"
Die "Fotznspanglerei" selbst meldet sich auf der eigenen Homepage zur Debatte zu Wort und erklärt den Begriff: "Dialekte unterscheiden sich von der Hochsprache nicht nur durch andere Aussprache oder Betonung der selben Wörter sondern oftmals durch ganz unterschiedliche Wörter einen gleichen Begriff. Für die hochdeutsche Bezeichnung "Zahnarzt" gibt es in den Dialekten verschiedene andere Namen. Der Begriff Fotznspangler bezeichnet den Zahnarzt im Bairischen. Manchmal ist auch der Kieferorthopäde damit gemeint. In der Berliner Region kennt man den Zahnklemptner. Das Plattdeutsche kennt den Kusendoktor als Bezeichnung für den Zahnarzt. Der öffentliche kaum bekannte Begriff Nepferizupfer beschreibt den Zahnarzt in der jenischen Sprache, die in Schillingsfürst noch gepflegt wird." Im weiteren Verlauf bittet die Praxis sogar darum, weitere Dialektsynonyme für "Zahnarzt" per Mail an die Praxis zu schicken.
Werbespot der "Fotznspanglerei": Zahnarztpraxis geht offen mit Debatte um
Auch in Franken gibt es zahlreiche Unterschiede beim Dialekt. In unserer Facebook-Rubrik "Fränkisch zum Teilen" herrscht oft eine Diskussion darüber, dass bestimmte Dialektbegriffe nur in bestimmten Regionen verwendet werden. Das Endstück von Brot ist ein Beispiel dafür: "Köpperla", "Grüstla", "Kanten", "Deggele" - und noch viele weitere Vorschläge sind in den Kommentaren zu finden.
Themen rund um Essen weisen regionale Unterschiede auf - ein weiteres Beispiel: Kartoffelsalat. In diesem Fall ging es in der Diskussion auf Facebook um die Schreibweise. Einige Beispiele dafür sind "Kaddofflsalood", "Erpfelsalod" oder "Bodaggnsalod".
Redewendungen sind ebenfalls beliebt. Die Schreibweise von "des is ghubbfd wie gschbrunga" veranschaulicht deutlich, wie weit die regionalen Unterschiede auseinander klaffen.
Im Video: So schimpft man auf fränkisch
Zuletzt hat es in einem Kindergarten einen Eklat gegeben: Hat eine Erzieherin einem Mädchen verboten Dialekt zu verwenden?