"Haben auch zwei Kinder": Gardasee-Todesfahrer aus Bayern wendet sich direkt an Eltern der Opfer

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Männer aus Bayern verursachen tödlichen Unfall auf Gardasee
Italienische Forensiker begutachten den Schaden an dem kleinen Boot des italienischen Paares, das zwei Männer aus Bayern gerammt hatten.
Männer aus Bayern verursachen tödlichen Unfall auf Gardasee
Gabriele Strada/AP/dpa/Archivbild

Vor zweieinhalb Jahren fuhren zwei Bayern mit einem Luxus-Motorboot auf dem Gardasee ein italienisches Pärchen tot. Sie wurden verurteilt und gingen in Berufung. Jetzt fällte das Gericht eine Entscheidung.

Update vom 19.01.2024, 15 Uhr: Tödlicher Unfall auf dem Gardasee - Männer aus Bayern sollen betrunken gewesen sein

Im Berufungsprozess nach dem tödlichen Bootsunfall auf dem Gardasee in Italien hat ein Gericht in Brescia die Haftstrafen für die zwei angeklagten Deutschen bestätigt. Das Berufungsgericht entschied gegen von der Verteidigung geforderte Strafmilderungen für die beiden Männer aus Bayern, wie der italienische öffentlich-rechtliche Sender Rai am Freitag (19. Januar 2024) meldete. Die Deutschen waren 2022 in erster Instanz zu Haftstrafen von viereinhalb Jahren beziehungsweise zwei Jahren und elf Monaten verurteilt worden.

Am 19. Juni 2021 hatten die beiden Deutschen auf dem bei Urlaubern beliebten Gardasee im Norden Italiens mit ihrem Luxus-Motorboot in der Nähe von Salò das Holzboot eines italienischen Pärchens aus der Umgebung gerammt. Der 37-jährige Umberto Garzarella und seine Freundin Greta Nedrotti (25) starben. Die beiden Männer legten nach der Verurteilung in erster Instanz Berufung ein.

Im damaligen Prozess sagten die Deutschen aus, in der Nacht nicht bemerkt zu haben, mit einem Boot kollidiert zu sein. Stattdessen gingen sie von Treibgut aus. Später mehrten sich Zweifel an der Darstellung. Aufnahmen einer Überwachungskamera kursierten, auf dem der Bootslenker beim Anlegen nach dem Unfall ins Wasser fiel und dann torkelnd an Land ging. Die Vermutung: Die beiden Männer aus Bayern sollen betrunken gewesen sein.

"Schreckliche Tragödie": Todesfahrer aus Bayern bittet Angehörige um Verzeihung 

In dem nun zu Ende gegangenen Berufungsprozess wurde erneut geklärt, was wirklich in der Sommernacht im Juni 2021 passiert ist. Die Staatsanwaltschaft plädierte für die Bestätigung der Urteile von 2022. Die Anwälte der Deutschen hielten nach Medienberichten dagegen. Italiens Rechtssystem kennt drei Instanzen. Es dürfte daher wahrscheinlich sein, dass die Anwälte der Deutschen erneut Berufung einlegen. Auch nach der ersten Verurteilung im März 2022 hatte der Bootslenker italienischen Medienberichten zufolge bereits wenige Monate später den Hausarrest verlassen können und war freigekommen.

Ob und wann die Verurteilten nun die Haft antreten müssen, war zunächst unklar. Die Anwälte äußerten sich auf dpa-Anfrage zunächst nicht. Einer der beiden Angeklagten bat die Angehörigen der Todesopfer am Freitag um Verzeihung. "Was passiert ist, war eine schreckliche Tragödie, und es gibt kein Zurück", zitierte ihn die Nachrichtenagentur Ansa aus dem Gerichtssaal. "Wir haben auch zwei Kinder, und der Verlust eines Kindes ist unverzeihlich." Er wisse, dass sie diese Entschuldigung nicht annehmen könnten, "aber vielleicht kann das in der Zukunft passieren".

Der Vorfall löste in Italien große Bestürzung aus - und hatte auch rechtliche Konsequenzen nach sich gezogen. Italien hatte vergangenes Jahr das Gesetz für solche Straftaten verschärft. Die vom Parlament abgesegnete Regelung sieht vor, dass Unfälle auf dem Wasser wie Unfälle auf der Straße behandelt werden. Bei fahrlässiger Tötung in der Seeschifffahrt ist so künftig eine Höchststrafe von sieben Jahren möglich. Bei Fahrerflucht und Trunkenheit drohen bis zu 18 Jahre.

Ursprungsmeldung vom 21.09.2023, 12.08 Uhr: Betrunkene Bayern verschulden tödlichen Unfall auf Gardasee - das hat nun weitreichende Folgen

Mehr als zwei Jahre nach einem tödlichen Motorbootunfall von zwei betrunkenen Deutschen auf dem Gardasee hat Italien das Gesetz für solche Straftaten verschärft.

Die Abgeordnetenkammer in Rom verabschiedete am Mittwoch (20. September 2023) praktisch einstimmig eine neue Regelung, wonach bei fahrlässiger Tötung in der Seeschifffahrt künftig eine Höchststrafe von sieben Jahren Haft möglich ist. Bei Fahrerflucht und Trunkenheit am Steuer drohen sogar bis zu 18 Jahre. Bei der Verabschiedung in der größeren der beiden italienischen Parlamentskammern waren Hinterbliebene der beiden Todesopfer dabei.

Tödlicher Unfall auf dem Gardasee: Gericht spricht verurteilte Männer schuldig

Am 19. Juni 2021 hatten zwei Deutsche auf dem Gardasee im Norden Italiens mit ihrem Luxus-Schnellboot in der Nähe von Salò das Holzboot eines italienischen Pärchens nachts gerammt. Der 37 Jahre alte Mann und seine 24-jährige Freundin kamen dabei ums Leben. Später kam heraus, dass die beiden Männer aus München betrunken waren. Vergangenes Jahr wurden sie zu Haftstrafen von viereinhalb Jahren beziehungsweise zwei Jahren und elf Monaten verurteilt. Die Urteile sind allerdings noch nicht rechtskräftig.

Die beiden verurteilten Männer hatten im Prozess ausgesagt, von der Kollision nichts bemerkt zu haben. Sie seien davon ausgegangen, dass sie Treibgut überfahren hätten. Das Gericht sprach sie jedoch der fahrlässigen Tötung schuldig.

Mit dem neuen Gesetz gilt jetzt auch bei Bootsunfällen der Strafrahmen, der in Italien bei Unfällen im Straßenverkehr zur Anwendung kommt. Der Senat - die zweite Kammer des italienischen Parlaments - hatte bereits zugestimmt.