Der eigentliche "Bypass" kommt aber erst noch: Wie der Leiter des Kronacher Wasserwirtschaftsamts Hans Hemmerlein erläuterte, ist am Montag bereits die Seilwinde durch das defekte Versorgungsrohr verlegt worden. "Der nächste Schritt ist nun, denn Inliner zu setzen."
Wie berichtet, handelt es sich dabei um einen Schlauch aus einem speziellen Kunststoff für den Tiefbau, der mit der Seilwinde durch das Rohr gezogen und über ein Verbindungsstück, der sogenannten Flansch, mit dem Endstück des Rohres im Entnahmeturm verbunden wird.
Anschließend wird der Inliner aufgeblasen und das Wasser kann wieder fließen. "Es wird vermutlich noch ein bis zwei Wochen dauern, bis der Inliner in Betrieb genommen werden kann", prognostiziert Hemmerlein, denn zunächst ständen umfangreiche Testläufe an. Parallel sollen die Stahlrohre über dem Staudamm verlegt werden, um doppelte Sicherheit zu haben, falls das zweite Versorgungsrohr auch lecken sollte.
Keine Baufehler gefunden
Unterdessen gehen die Untersuchungen, wie es plötzlich gleich zu mehreren undichten Stellen in einem der Rohre kommen konnte, weiter. "Die Ursachenforschung läuft noch. Daran sind auch Experten vom Umweltministerium in München beteiligt", berichtet Hemmerlein. "Ein paar mutige Leute werden auch mit Stirnlampen in die Rohre rein gehen und alles absuchen."
Doch, wie auch der Umweltminister betonte, wird es eine Zeit dauern, der Ursache auf den Grund zu gehen. "Bisher konnten keinerlei Baufehler festgestellt werden", erläuterte der Wasserexperte des Umweltministeriums Martin Grambow.
Im Zuge der Sanierung sollen auch in die Jahre gekommene Teile sukzessive ausgetauscht werden - ein Prozess, der sich über zwei Jahre hinziehen kann. "Es geht um ein System, das zigtausende Menschen mit Wasser versorgt - da hört man nicht auf dem halben Weg auf", so der Umweltminister. Die finanziellen Mittel für die kostspielige Verjüngungskur der Ködeltalsperre hat das Ministerium praktisch sofort zugesichert.
Der Leiter des Kronacher Wirtschaftsamtes hatte Grabow - seinen Vorgesetzten im Umweltministerium - über die Lecks informiert, während der am Chiemsee war. "Ich wusste: Wenn Herr Hemmerlein mich anruft, muss es was Ernstes sein", erinnert sich Grabow und kann inzwischen über diese Anekdote am Rand schmunzeln - dank der Chirurgen vor Ort.