Ukraine ohne jede Aussicht auf baldigen Frieden
Autor: Christoph Sator, Andreas Stein, Carsten Hoffmann und Jörg Blank, dpa
, Samstag, 24. Februar 2024
Russlands Angriffskrieg gegen das Nachbarland geht jetzt schon ins dritte Jahr. Aus dem Westen reist wieder politische Prominenz zur Unterstützung in die Ukraine. Konkrete Hoffnung gibt es aber nicht.
In der Ukraine gibt es auch nach zwei Jahren Krieg mit vielen Zehntausend Toten keine Aussicht auf baldigen Frieden. Russland überzog das Nachbarland zum zweiten Jahrestag seines großangelegten Überfalls weiter mit Angriffen.
Ziel war abermals auch die Großstadt Odessa am Schwarzen Meer, wo nach ukrainischen Angaben ein Mann durch eine Drohne getötet und mehrere Menschen verletzt wurden. Am Nachmittag traf dort Außenministerin Annalena Baerbock zu einem Besuch ein. Die Ukraine hatte auf russischem Gebiet ebenfalls Drohnen im Einsatz. Eines der Ziele war Russlands größtes Stahlwerk in der Stadt Lipezk, 400 Kilometer südöstlich von Moskau.
G7 versichert weitere Unterstützung
Die Gruppe sieben großer demokratischer Industrienationen (G7) machte mit einer Videoschalte ihrer Staats- und Regierungschefs deutlich, das angegriffene Land weiterhin unterstützen zu wollen - auch aus eigenem Interesse. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mahnte vorab in einer Videobotschaft: «Zusammen mit unseren Verbündeten müssen wir so stark sein, dass niemand es wagt, uns anzugreifen.» In zahlreichen deutschen Städten gab es wieder Kundgebungen für die Ukraine, auch im europäischen Ausland, etwa in London, Paris und Stockholm.
Auf Befehl von Präsident Wladimir Putin hatte Russland in der Nacht zum 24. Februar 2022 den großflächigen Angriff auf den Nachbarn begonnen. Bereits seit 2014 hält es völkerrechtswidrig die ukrainische Schwarzmeer-Halbinsel Krim besetzt. Nach UN-Schätzungen wurden bislang mindestens 10.000 Zivilisten getötet, darunter Hunderte Kinder. Die Zahl der getöteten Soldaten wird von beiden Seiten streng geheim gehalten. Experten gehen jedoch von vielen Zehntausenden aus - auf russischer Seite nochmals deutlich mehr als in den Reihen der ukrainischen Armee.
Front verläuft auf etwa 1000 Kilometern
Derzeit stehen russische Truppen in einem Fünftel der Ukraine. Die Front verläuft auf etwa 1000 Kilometern. Auch Kiew ist immer wieder Ziel von Angriffen. Trotzdem reisten für den G7-Videogipfel mehrere Regierungschefs aus dem Westen persönlich zu Präsident Wolodymyr Selenskyj, um ein Zeichen zu setzen. Die Schalte wurde von der amtierenden G7-Vorsitzenden, Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, aus Kiew geleitet. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sowie Kanadas Premierminister Justin Trudeau waren persönlich dabei. Scholz nahm aus Berlin teil. Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron ließ sich vertreten.
«Um der Ukraine zu helfen, stocken wir unsere sicherheitspolitische Unterstützung für das Land auf und bauen unsere Produktions- und Lieferkapazitäten aus», erklärten die G7-Staaten im Anschluss an ihre Beratungen. Bei Fortdauer des Angriffskriegs gegen die Ukraine wolle die G7 demnach den Druck auf Russland erhöhen. «Wir sind unverändert entschlossen, unsere Sanktionen gegen Russland vollständig um- und durchzusetzen und bei Bedarf neue Maßnahmen zu beschließen», hieß es. Zudem warnte die G7 Russlands Unterstützer: «Wir werden weiterhin gegen Akteure aus Drittstaaten vorgehen, die Russlands Krieg materiell unterstützen.»
Sicherheitsabkommen mit Italien und Kanada
Parallel zu den Beratungen unterzeichneten Italien und Kanada bilaterale Sicherheitsabkommen mit der Ukraine. Mit Deutschland und Frankreich hat die Ukraine solche Abkommen bereits.