Weißes Haus veröffentlicht ungewöhnliche Alien-Meldung: "Wir sehen mehr, weil wir mehr suchen"

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USA: Bergung eines abgeschossenen Ballons
Das US-Militär hat am Sonntag ein weiteres, nicht identifiziertes Flugobjekt über dem Huronsee im Bundesstaat Michigan abgeschossen.
USA: Bergung eines abgeschossenen Ballons
Tyler Thompson/Us Navy/ZUMA Press Wire/dpa

Hängen die abgeschossenen Flugobjekte über den USA etwa mit Außerirdischen zusammen? Die US-Regierung äußerte sich nun zu den Spekulationen - tappt aber noch immer im Dunklen.

Update vom 14.02.2023, 9 Uhr: Aliens am Himmel über Nordamerika? Weißes Haus äußert sich

Die über Nordamerika abgeschossenen Flugobjekte stehen nach Angaben der US-Regierung nicht in Zusammenhang mit Außerirdischen. Zu dieser Klarstellung fühlte sich das Weiße Haus in Washington am Montag (Ortszeit) veranlasst. "Es gibt keinen Hinweis auf Aliens oder außerirdische Aktivitäten bei diesen jüngsten Abschussaktionen", sagte Sprecherin Karine Jean-Pierre. Zuvor hatte es gerade in sozialen Medien Spekulationen über die Herkunft der Flugkörper gegeben, darunter auch, ob es sich dabei vielleicht um eine Invasion von Außerirdischen handeln könnte.

Was sich hinter den abgeschossenen Gerätschaften allerdings tatsächlich verbirgt, wisse man immer noch nicht, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby. Die Bergung der Trümmer gestalte sich wegen des Terrains weiterhin sehr schwierig. Eines der Objekte sei vor Alaska auf Meereis gekracht, ein anderes liege am Grunde eines Sees, hieß es.

Mehr Erfolg hatte die US-Marine jedoch inzwischen bei der Bergung des chinesischen Überwachungsballons, der am 4. Februar vor der US-Atlantikküste abgeschossen worden war. Suchtrupps sei es gelungen, eine rund zehn Meter hohe Antennenvorrichtung vom Meeresgrund an die Oberfläche zu holen, berichtete der Sender CBS am Montagabend. Die Überreste würden zur Untersuchung in ein FBI-Labor gebracht, hieß es.

Seit Freitag hatte das US-Militär im nordamerikanischen Luftraum die drei anderen, bisher unidentifizierten Flugobjekte abgeschossen. Eines über Alaska, eines über Kanada und eines über dem Huronsee, der zu den Großen Seen im Norden der USA an der Grenze zu Kanada gehört. Bisher gibt es wenig belastbare Informationen, um was es sich bei den Flugkörpern handeln könnte oder wozu sie dienten. Das Objekt, das am Samstag über Kanada abgeschossen wurde, sei ein kleiner metallischer Ballon gewesen, an den eine Fracht gebunden gewesen sei, berichtete der Sender CNN am Montagabend (Ortszeit) unter Berufung auf ein internes Pentagon-Memo.

Anfang Februar hatte das Eindringen eines mutmaßlichen chinesischen Spionageballons in den US-Luftraum für Aufregung gesorgt. Wenige Tage nach seinem Auftauchen schoss die US-Luftwaffe das Gefährt dann über dem Atlantik vor der Küste des Bundesstaates South Carolina ab. Seitdem schaue man ganz genau hin, sagte Kirby auf die Frage, warum denn auf einmal so viele fliegende Objekte von US-Kampfjets vom Himmel geholt würden. "Wir sehen mehr, weil wir mehr suchen", erklärte Kirby. Man habe die Radareinstellungen verfeinert und suche nun konkret nach kleineren Objekten, die sich langsamer bewegten - so wie eben Ballons. Solche Objekte seien schwerer zu lokalisieren.

Kirby sagte, die kleinen Objekte würden "aus reiner Vorsicht" mit Raketen abgeschossen. Die Gefährte hätten aufgrund ihrer Flughöhe - viel niedriger als der chinesische Ballon - eine mögliche Gefahr für den zivilen Luftverkehr dargestellt. Jetzt sei man darauf fokussiert, die Trümmer zu bergen, um herauszufinden, was es mit den Objekten auf sich habe. Nur eines sei schon klar, beruhigte Kirby: Die Flugkörper hätten keine Bedrohung dargestellt. Man habe untersucht, ob die Objekte eine Gefahr für Menschen am Boden darstellten und ob sie Signale aussendeten. "Das taten sie nicht", sagte Kirby. Auch seien sie - anders als der chinesische Ballon - nicht manövrierfähig gewesen, sondern seien allein vom Wind angetrieben worden.

Druck von Republikanern: "Die Menschen sind verängstigt"

Ebenfalls anders als bei dem chinesischen Ballon, bei dem sich die Regierung sicher scheint, dass er zu Spionagezwecken unterwegs war, könnten die anderen Objekte auch harmlosere Ziele verfolgt haben. "Wir wissen, dass Länder, Firmen und Forschungsinstitute Objekte in solchen Höhen betreiben", zum Beispiel zu Zwecken der Wissenschaft, sagte Kirby.

Das Weiße Haus steht dennoch unter Druck. Gerade Republikaner fordern mehr Informationen zu den abgeschossenen Flugobjekten. "Die Menschen sind verängstigt und glauben verrückte Dinge, die im Internet stehen", tweete die rechte Republikanerin Marjorie Taylor Greene, die in der Vergangenheit selbst Verschwörungstheorien anhing. Es handle sich nicht um Außerirdische, stellte sie immerhin klar, aber es mangele an Transparenz.

Wenigstens Kongressabgeordneten und den Regierungen der betroffenen Bundesstaaten werde man in den kommenden Tagen weitere Informationen zu den Abschüssen an die Hand geben, versprach Kirby. Vieles davon dürfte sich aber vorerst einmal hinter verschlossenen Türen abspielen. Die US-Bürger müssen sich wohl noch etwas gedulden, bis sie erfahren, was im Himmel über ihren Köpfen so alles herumfliegt.

Erstmeldung vom 13.02.2023, 9.25 Uhr: Echte Bedrohung oder "Überreaktion"? US-Militär schießt Flugobjekt ab

Mysterium am Himmel: Das US-Militär hat schon wieder ein unbekanntes Objekt vom Himmel geschossen. Diesmal in Kanada.Ein erneuter Spionage-Versuch von China? Das Flugobjekt wurde am Samstag (11. Februar 2022) von einem US-Kampfjet F-22 über dem Gebiet Yukon im Nordwesten Kanadas abgeschossen. US-Präsident Joe Biden und der kanadische Premier Justin Trudeau hätten dies gemeinsam genehmigt. Das Objekt sei in den vergangenen 24 Stunden vom Nordamerikanischen Luftverteidigungskommando Norad genau überwacht worden, hieß es aus Washington.

In einem Telefonat hätten Biden und Trudeau darüber gesprochen, wie wichtig es sei, das Objekt zu bergen, um weitere Einzelheiten über seinen Zweck und seine Herkunft zu erfahren. Erst am Freitag hatte das US-Militär ein mutmaßlich ähnliches Flugobjekt über Alaska unweit der Ölfelder von Prudhoe Bay abgeschossen. Die US-Regierung hatte das Vorgehen damit begründet, dass der zivile Flugverkehr gefährdet gewesen sei.

Unbekannte Objekte abgeschossen: Vorfälle in Alaska und Kanada ähneln sich sehr

Offenbar gibt es einige Gemeinsamkeiten zwischen den Vorfällen in Kanada und Alaska. Die kanadische Verteidigungsministerin Anita Anand sagte, dass das Flugobjekt über Kanada in rund zwölf Kilometern Höhe abgeschossen worden sei. Auch das Objekt vor der Küste Alaskas war in dieser Höhe unterwegs - beide sollen unbemannt gewesen sein. Die Ministerin nannte das Objekt außerdem klein und sprach von einer "zylindrischen Form". Auch das hat es mit dem zuvor abgeschossenen Objekt gemeinsam. Medien berichteten unter Berufung auf US-Regierungsvertreter, dass dieses ebenfalls zylindrisch gewesen sei. Außerdem soll es silbergrau gewesen sein und die Größe eines Kleinwagens gehabt haben. Damit unterscheiden sich die beiden Objekte in Flughöhe und Größe deutlich von dem chinesischen Ballon.

Die Bergung beider Objekte war am Wochenende in vollem Gange. Besonders die Bergung des vor Alaska abgeschossenen Flugkörpers gestaltete sich als schwierig. Sie werde durch die "arktischen Wetterbedingungen" erschwert, teilte der Kommandostab Northern Command (Northcom) mit. Dazu zählten eisiger Wind, Schnee und eingeschränktes Tageslicht. Die Bergung der Trümmerteile finde auf dem Meereis statt. Northcom betonte, noch keine weiteren Informationen zu dem Objekt zu haben: "Zurzeit liegen uns keine weiteren Details über das Objekt vor, einschließlich seiner Fähigkeiten, seines Zwecks oder seines Ursprungs."

Dennoch erinnert der Vorfall an den mutmaßlich für Spionagezwecke eingesetzten chinesischen Ballon, der vor einer Woche von der US-Luftwaffe vor der Küste des Bundesstaats South Carolina vom Himmel geholt worden war. Dieser war Militärangaben zufolge in einer Höhe von etwa 18 Kilometern geflogen. Das US-Militär hatte den chinesischen Ballon mehrere Tage über amerikanisches Festland schweben lassen und dann über dem Atlantik abgeschossen. Die USA werfen Chinas Regierung vor, sie habe damit Militäreinrichtungen ausspionieren wollen. Peking sprach dagegen von einem zivilen Forschungsballon, der vom Kurs abgekommen sei - und bezeichnete den Abschuss als "Überreaktion". Der Vorfall sorgte für zusätzliche Spannungen im ohnehin belasteten Verhältnis beider Länder.

Unidentifizierte Flugobjekte sind keine Seltenheit. Im Jahr 2020 richtete das US-Verteidigungsministerium eine Arbeitsgruppe ein, die "ungeklärte Phänomene in der Luft, die möglicherweise eine Bedrohung für die nationale Sicherheit der USA darstellen könnten", analysieren soll. Seitdem veröffentlicht die Gruppe in unregelmäßigen Abständen Berichte über "nicht identifizierte Luftphänomene" (Unidentified Aerial Phenomena, kurz: UAP) - zuletzt vor einigen Wochen. Daraus ging hervor, dass das US-Militär für zahlreiche Beobachtungen von unidentifizierten Flugobjekten keine Erklärung hat. Die Meldung von unerklärlichen Himmelsphänomenen habe zugenommen. Das Pentagon hatte aber deutlich gemacht, dass keine Beweise für außerirdisches Leben gefunden worden seien.