Anders als bei Hilfslieferungen mit Lastwagen können die abgeworfenen Lebensmittel auch kaum gezielt verteilt werden. So könnten Verletzte, Menschen mit Behinderungen oder Alleinerziehende mit Kindern Probleme haben, überhaupt an die Hilfsgüter zu gelangen. Es gelte «ein bisschen das Gesetz des Stärkeren», warnen Hilfsorganisationen.
Das gilt nach Schilderungen von Augenzeugen und Helfern vor Ort jedoch mehr und mehr auch für Lastwagen, die es ins Innere des Gazastreifens schaffen. Die Bevölkerung sei so verzweifelt, dass es zu chaotischen Szenen komme. Viele Ladungen seien von Menschenmengen geplündert worden, bevor sie die Lagerhäuser erreichen konnten. Beobachter führen diese Zustände auch auf den Zusammenbruch jeglicher sozialer Ordnung im kriegszerstörten Gazastreifen zurück, den die israelische Blockadepolitik noch verschärft habe.
Mehr Geld für Welternährungsprogramm
Deutschland baut seine Hilfe für die hungernde Bevölkerung nun auch finanziell aus. Außenminister Wadephul kündigte bei einem Besuch in Israel zusätzliche Mittel von fünf Millionen Euro für das UN-Welternährungsprogramm WFP an. «Damit werden unter anderem Bäckereien und Suppenküchen unterstützt, um die Menschen in Gaza auch mittelfristig mit Brot und warmen Mahlzeiten zu versorgen», sagte er. Außerdem finanziert die Bundesregierung ein Feldkrankenhaus der Malteser in Gaza Stadt.
Der Außenminister schloss nicht aus, dass ein Teil der Hilfe von der terroristischen Hamas abgezweigt werden könnte. Aber: «Die humanitäre Katastrophe im Gazastreifen ist jetzt so groß, dass es nicht gerechtfertigt ist, hier weitere Hürden aufzubauen.» Im Übrigen sei das beste Mittel, um Missbrauch zu verhindern, möglichst viele Lebensmittel und Hilfsgüter in den Gazastreifen hereinzulassen.
Deutsche Hilfe für Gaza bei über 300 Millionen Euro
Nach Angaben des Auswärtigen Amtes beläuft sich die deutsche humanitäre Hilfe für die Palästinensischen Gebiete seit Beginn des Gaza-Krieges im Oktober 2023 auf mehr 330 Millionen Euro. Mehr als 95 Prozent davon würden für die Bevölkerung im Gazastreifen verwendet. Zuletzt wurden die Hilfen im Mai um bis zu knapp 31 Millionen Euro aufgestockt.
Zahl der toten Palästinenser auf über 60.000 gestiegen
Auslöser des Gaza-Kriegs war der Überfall der Hamas und anderer islamistischer Terrororganisationen auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem rund 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden.
Wie die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde am Dienstag mitteilte, kamen in den vergangenen knapp 22 Monaten 60.034 Palästinenser ums Leben. 145.870 weitere Menschen erlitten demnach Verletzungen. Bei der Mehrheit der Opfer soll es sich um Frauen, Minderjährige und ältere Menschen handeln.
Die Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen und unterscheiden nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern. UN-Organisationen sehen sie aber als weitgehend zuverlässig an.