Combs bittet um "zweite Chance"
Bereits seit Mittwochabend gab es eine Schlange, um in den Gerichtssaal hineinzukommen. Einige Fans von Combs hatten vor dem Gericht im Süden Manhattans übernachtet, um einen Blick auf ihn werfen zu können.
Wenige Stunden vor der Verkündung des Strafmaßes hatte Combs den zuständigen Richter in einem emotionalen Brief noch um eine "zweite Chance" gebeten. "Ich habe viele Fehler in meinem Leben gemacht, aber ich renne nicht mehr vor ihnen davon", schrieb er. "Das Leid, das ich verursacht habe, tut mir so leid."
P. Diddy nur teilweise schuldig gesprochen
Combs - der im Laufe seiner Karriere unter anderem die Pseudonyme "Puff Daddy", "P. Diddy" und "Diddy" nutzte – war vor etwa einem Jahr wegen Vorwürfen von Sexualstraftaten in New York festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft hatte ihm vorgeworfen, über Jahre hinweg Frauen missbraucht, bedroht und genötigt zu haben, seine sexuellen Wünsche zu erfüllen.
In dem Verfahren hatten Cassie Ventura und eine weitere Ex-Freundin unter dem Pseudonym Jane über jahrelange sexuelle und körperliche Misshandlungen durch Combs berichtet. In dem aufsehenerregenden Prozess sprachen Geschworene den 55-Jährigen Anfang Juli teilweise schuldig. Sie befanden ihn aber nur im Zusammenhang mit Prostitution schuldig – dem am wenigsten schwerwiegenden Anklagepunkt.
Combs organisierte Sex-Veranstaltungen in Hotels
Combs hatte immer wieder teils tagelange Sex-Veranstaltungen mit Drogen in Hotels organisiert und dafür bezahlte Teilnehmer auch aus anderen Bundesstaaten anreisen lassen. Das sei nach dem sogenannten "Mann Act"-Gesetz strafbar, hatte die Staatsanwaltschaft angeführt.
Zu den Anklagepunkten der Verschwörung zur organisierten Kriminalität und des Menschenhandels entschieden die Geschworenen auf unschuldig. Wäre der Rapper in allen Punkten für schuldig befunden worden, hätte ihm eine lebenslange Freiheitsstrafe gedroht.
Der 1969 im New Yorker Stadtteil Harlem geborene Combs, der mit Hits wie "I'll Be Missing You" und "Bad Boy For Life" in den vergangenen Jahrzehnten zu den erfolgreichsten Rappern der Welt gehörte, hatte immer alle Vorwürfe zurückgewiesen und auf nicht schuldig plädiert. Der Musiker, der dreimal verheiratet war und sieben Kinder hat, nahm die Urteilsverkündung im Beisein zahlreicher Familienmitglieder emotional entgegen.
Intime Sex-Details machen schnell die Runde
Wegen zahlreicher schlüpfriger Aspekte war der Prozess auch ein Clickbait- und Boulevard-Fest. Millionen Amerikaner und Menschen weltweit verfolgten den Prozess in den Medien, die intimen und auch verstörenden Details zu dem Fall wurden Teil des täglichen Klatsches und Tratsches vieler Leute.
Das Verfahren weckte Erinnerungen an ähnliche Prozesse wegen Sexualstraftaten gegen Ex-Superstars in den vergangenen Jahren - unter anderem gegen den Musiker R. Kelly, den Comedian Bill Cosby oder den Produzenten Harvey Weinstein. Die Vorwürfe gegen Weinstein hatten die weltweite MeToo-Bewegung angestoßen, die allerdings inzwischen schon wieder viel Gegenwind bekommen hat.
Combs erhält einige weitere Anschuldigungen
Neben der Anklage der New Yorker Staatsanwaltschaft gibt es auch noch zahlreiche Zivilklagen gegen Combs. So vertritt unter anderem eine Anwaltskanzlei im texanischen Houston eigenen Angaben zufolge rund 120 Menschen mit Vorwürfen gegen den Rapper.
Immer wieder hatte es auch Spekulationen über eine mögliche Begnadigung von Combs durch US-Präsident Donald Trump gegeben. Das Anwaltsteam von Combs hatte Kontakte mit dem Weißen Haus bestätigt, Trump selbst hatte sich dazu allerdings immer wieder nur sehr vage geäußert.
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