Unwetterwarnungen gelten weiter: schon mehr als 200 Tote in Spanien

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Langsam, aber stetig gehen die Bergungsarbeiten in den Katastrophengebieten voran. Immer mehr Soldaten helfen mit. Auch die Zahl freiwilliger Helfer wächst. Die Zahl der Opfer dürfte weiter steigen.

Update vom 01.11.2024, 15.30 Uhr: Mehr als 200 Tote - weiter Unwetterwarnungen

Noch immer stapeln sich vielerorts ineinandergeschobene Autos, ganze Orte sind mit Schlamm überzogen und von der Außenwelt abgeschnitten - die Aufräumarbeiten werden wohl lange Zeit in Anspruch nehmen. Dafür wird das Ausmaß der Unwetterschäden vom Dienstag immer deutlicher: Nach der Bergung weiterer Leichen steigt die Zahl der Toten mittlerweile auf 205. Auch auf der beliebten Touristeninsel Mallorca werden jetzt Unwetter erwartet.

Noch immer werden Dutzende vermisst. Verteidigungsministerin Margarita Robles sagte im Sender RTVE, man rechne damit, etwa in Autos möglicherweise noch weitere Leichen zu finden. Bei dem Unwetter vom Dienstag waren zahlreiche Fahrzeuge in den Fluten steckengeblieben oder ineinandergedrückt worden.

Immer mehr Freiwillige melden sich, um zu helfen. Mehr als 13.000 Menschen hätten sich über die sozialen Medien zusammengefunden und wollten nun in 19 Dörfern rund um die Stadt Valencia helfen. Die Behörden warnten die Helfer aber mit Blick auf die verschlammten oder blockierten Straßen, bloß nicht mit dem Auto anzureisen. In der Stadt Valencia, wo Medienberichten zufolge mindestens 13 Menschen starben, sammeln Freiwillige Spenden, die sie in betroffenen Stadtgebieten verteilen und helfen mit Geräten ausgerüstet bei den Aufräumarbeiten. 

Auch haben sich in der Stadt erste Anlaufstellen für Menschen gebildet, die aus umliegenden Orten oft schlammbedeckt und zu Fuß über eine Brücke den Fluss Turia überquerend in die Stadt kommen - auf der Suche nach Essen, Trinkwasser oder einem Unterschlupf, wie RTVE berichtete. So habe die erste Bar, auf die die Menschen nach Überqueren des Flusses stießen, mehr als 40 Stunden ununterbrochen geöffnet gehabt, etwa damit Menschen ihre Handys aufladen und ihre Angehörigen anrufen konnten oder einfach etwas aßen. 

Das für die heftigen Regenfälle vom Dienstag verantwortliche Wetterphänomen "Kalter Tropfen" zieht derweil teilweise in Richtung Nordosten weiter. Behörden warnen vor Gewittern und heftigen Regenfällen, allen voran in der auch zur Region Valencia gehörenden Provinz Castellón. Aber auch für Teile von Andalusien im Süden Spaniens galten Unwetterwarnungen, für Huelva ganz im Südwesten der Region wurde sogar bis zum Nachmittag die höchste Warnstufe Rot ausgerufen. 

Auch die Balearen erwarten Unwetter auf den beliebten Touristeninseln Mallorca und Menorca. Am Flughafen von Palma de Mallorca gab es erste Verspätungen. Bisher gilt dort die zweithöchste Warnstufe Orange.

Update vom 01.11.2024, 13 Uhr: Spanien schickt immer mehr Soldaten ins Katastrophengebiet

Spaniens Verteidigungsministerin Margarita Robles will in die von den Unwettern zerstörten Gebiete noch mehr Soldaten schicken als die bereits eingesetzten 1.700. Die Zahl werde solange aufgestockt, wie es nötig sei für Rettungs- und Wiederaufbauarbeiten, sagte sie heute im staatlichen Sender RTVE. Betroffen sind vor allem Gemeinden und Orte in der Mittelmeerregion Valencia nahe der gleichnamigen Großstadt.

Derzeit sind 1.700 Soldaten im Einsatz, die aus ganz Spanien herbeigeholt wurden. "Die Armee wird in allen Ortschaften sein, die Opfer dieser Situation geworden sind", versprach Robles. Erste Gemeinden wie Catarroja südlich von Valencia, die immer noch nicht per Straße wieder zu erreichen sind, greifen mittlerweile zur Selbsthilfe, um die Einwohner mit dem Nötigsten versorgen zu können. 

Auch immer mehr Freiwillige finden sich etwa in der Stadt Valencia zusammen, wie die Zeitung "Las Provincias" berichtete. Sie sammeln demnach Spenden, die sie in betroffenen Stadtgebieten verteilen und helfen mit Geräten ausgerüstet bei den Aufräumarbeiten. Auch haben sich in der Stadt erste Anlaufstellen für Menschen gebildet, die aus umliegenden Orten oft schlammbedeckt und zu Fuß über eine Brücke in die Stadt kommen - auf der Suche nach Essen, Trinkwasser oder einem Unterschlupf, wie RTVE berichtete.

Es fehle an allem, sagte die Bürgermeisterin des besonders stark verwüsteten Ortes Catarroja südlich der Großstadt Valencia, Lorena Silvent, am Morgen im staatlichen Sender RVTE.  "Alles ist willkommen - Essen, Trinkwasser, Geräte zur Wiederherstellung der Wasserversorgung, Kleidung." Auch die Stromversorgung und die Telekommunikationsnetze seien nicht überall wieder hergestellt. 

Silvent plant nun, Versorgungspunkte in dem knapp 30.000 Einwohner zählenden Ort aufzubauen, wo Spenden wie Lebensmittel und Kleidung verteilt werden sollen. Auch wolle sie eine Anlaufstelle für medizinische Versorgung rund um die Uhr einrichten. 

Auch in anderen Orten organisieren Bürgermeister mittlerweile Hilfe für die Einwohner. "Wir mussten einen Supermarkt ausräumen, um Lebensmittel an die Bevölkerung zu verteilen", sagte der Bürgermeister des Orts Alfafar, Juan Ramón Adsuara, dem Fernsehsender À Punt in der Provinz Valencia. In der Gemeinde mit 20.000 Einwohnern gebe es noch Menschen, die mit Leichen in ihren Häusern lebten. 

Update vom 31.10.2024, 17 Uhr: Mindestens 158 Tote - "Unwetter sind noch nicht vorbei"

Die Zahl der Toten nach den verheerenden Unwettern in der spanischen Region Valencia ist auf mindestens 158 gestiegen. Allein in der am schwersten betroffenen Region Valencia im Osten des Landes wurden 155 Leichen geborgen, wie die Regionalregierung mitteilte. Weitere drei Opfer gab es in den Regionen Andalusien und Kastilien-La Mancha. Dutzende Menschen gelten nach wie vor als vermisst.

Der Wetterdienst Aemet gab außerdem eine Hochwasserwarnung für die gesamte Provinz Castellón aus, die sich ebenfalls in der von heftigen Regenfällen am Dienstag stark getroffenen Mittelmeerregion Valencia befindet. Sie war bisher von dem Wetterphänomen "Kalter Tropfen" verschont geblieben, das jetzt gen Nordosten weiterzieht.

"Die Unwetter sind noch nicht vorbei", warnte auch Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez bei einem Besuch in Valencia. Dort sicherte er den Menschen die Unterstützung der Zentralregierung in Madrid zu.

Auch die Regierung der Balearen rief die Bevölkerung vor allem auf den beliebten Urlaubsinseln Mallorca und Menorca zu größter Vorsicht in den kommenden Tagen auf. Dort galt die Warnstufe orange, die zweithöchste. In Spanien steht wegen des morgigen Feiertags ein langes Wochenende bevor, das gewöhnlich viele Spanier für Reisen nutzen. Doch Sánchez appellierte an die Menschen in den betroffenen Provinzen Valencia und Castellón: "Bleiben Sie zu Hause!" Es sei wichtig, auf die Warnungen der Behörden zu achten und deren Empfehlungen zu befolgen, sagte er weiter.

Update vom 31.10.2024, 11.29 Uhr: Schwieriges Aufräumen nach verheerenden Unwettern in Spanien

Nach den heftigen Unwettern in Spanien mit mindestens 95 Toten wird zunehmend die Dimension der Zerstörung sichtbar. In Sedaví, in der besonders betroffenen Mittelmeerregion Valencia, wo nach den Regenfällen nun wieder die Sonne schein, stapeln sich von Wasser mitgerissene Fahrzeuge und versperren Hauseingänge, wie das staatliche Fernsehen RTVE vor Ort berichtete. Viele Anwohner konnten überhaupt nicht auf die Straße.

"Man hat uns hier völlig vergessen", sagte ein Mann weinend vor laufender Kamera. "Niemand kommt, um die Autos wegzubewegen oder uns irgendetwas zu bringen. Man hat uns aufgegeben." Die Menschen bräuchten Nahrung, Kleidung und Schaufeln, um selbst die Erdmassen beseitigen zu können. Die Reporterin nahm diesen Appell auf und sagte, sie hoffe, dass alle zuständigen Behörden den Hilferuf gehört hätten.

Den Informationen des Senders zufolge patrouilliert zwar die Polizei ab und zu durch den Ort, um Plünderungen zu verhindern. Aber bislang sei die Feuerwehr nicht vor Ort gewesen. Auch aus Utiel in der Region Valencia zeigte das Fernsehen Bilder von verschlammten Straßen, zerstörten Gebäuden und umgestürzten Fahrzeugen. Viele Orte waren zudem weiterhin ohne Strom oder Telekommunikationsverbindungen.

Wetterdienst spricht von "historischem Unwetter"

Neue Zahlen zu den bisher geborgenen Toten gibt es zunächst nicht. Noch immer werden Dutzende Menschen vermisst. Die extrem starken Regenfälle hatten am Dienstag (29. Oktober 2024) Flüsse über die Ufer treten lassen und Straßen in Ströme verwandelt, insbesondere in den auch bei Touristen sehr beliebten Mittelmeerregionen Valencia, Murcia und Andalusien. Betroffen war zudem auch die weiter im Landesinnern gelegene Region Kastilien-La Mancha. Der Wetterdienst Aemet sprach von einem "historischen Unwetter", dem schlimmsten dieser Art in der Region Valencia, wo die meisten Todesopfer verzeichnet wurden.

Update vom 31.10.2024, 7.58 Uhr: Suche nach Vermissten geht weiter

Nach den schweren Unwettern in weiten Teilen Spaniens ist die Zahl der Todesopfer auf 95 angestiegen. Die Suche nach Opfern, Vermissten und von der Außenwelt abgeschnittenen Menschen wurde in der Nacht auf Donnerstag (30./31. Oktober 2024) fortgesetzt. "Wegen der Dunkelheit müssen allerdings viele Aktivitäten bis Tagesanbruch unterbrochen werden", sagte der Leiter der Notfallabteilung des spanischen Roten Kreuzes, Iñigo Vila, am Abend dem staatlichen Fernsehsender RTVE.

Zu den Toten zählen laut Berichten spanischer Medien auch mindestens vier Kinder und sechs ältere Menschen in einem Pflegeheim. Es besteht die Befürchtung, dass die Zahl der Opfer weiter ansteigen könnte. Eine offizielle Gesamtzahl der Vermissten lag nicht vor. Hilfe brauchten auch Tausende Menschen, die in Fahrzeugen, Häusern und Dörfern ausharrten.

Besonders prekär ist die Lage in der bei Touristen beliebten Region Valencia, wo 92 der insgesamt 95 bislang bestätigten Todesopfer geborgen wurden. Stark betroffen sind aber auch andere Regionen am Mittelmeer wie Andalusien und Murcia sowie Kastilien-La Mancha. Die Zentralregierung in Madrid verkündete eine dreitägige Staatstrauer ab Donnerstag. Betroffenen wurde zudem schnelle Hilfe für den Wiederaufbau zugesichert.

Autobahnen und Landstraßen blockiert

In der Nacht waren zahlreiche Autobahnen und Landstraßen weiterhin unbefahrbar. Auch der Zugverkehr war erheblich beeinträchtigt. Rund 115.000 Haushalte waren ohne Strom, zudem gab es weiter Probleme mit den Handyverbindungen.

Ein Sprecher der Polizeieinheit Guardia Civil schätzte am Abend, dass auf den Autobahnen A3 und A7 noch 1.200 Menschen in Autos, Bussen oder Lastwagen gefangen seien. Es gebe jedoch auch viele, die ihre Fahrzeuge nicht verlassen wollten, hieß es. Demnach steckten in Valencia 5.000 - teils von Fahrern und Passagieren verlassene - Fahrzeuge fest.

In Zügen, Wohngebäuden, Büros, Schulen und Einkaufszentren sind seit Dienstagabend viele Tausende Menschen eingeschlossen. Andere suchten auf Dächern von Autos oder Häusern Schutz. Sie wurden am Mittwoch von Tausenden Einsatzkräften des Militärs, des Zivilschutzes, der Feuerwehr und der Polizei, zum Teil unter Einsatz von Hubschraubern und Booten, in Sicherheit gebracht.

Was hat die Tragödie ausgelöst?

Bei extrem heftigem Regen - stellenweise fiel innerhalb eines Tages so viel Niederschlag wie normalerweise in einem Jahr - traten am Dienstag zunehmend Flüsse über die Ufer. Der Wetterdienst Aemet nannte es ein "historisches Unwetter", das schlimmste seiner Art in diesem Jahrhundert in der Region Valencia.

Zahlreiche Straßen verwandelten sich blitzschnell in reißende Ströme, Gebäude und Felder wurden unter Wasser gesetzt. Straßen, Häuser und kleinere Brücken brachen weg. Bäume, Container, Autos, Lastwagen und Menschen wurden vom Wasser wie Spielzeug mitgerissen. Fahrzeuge wurden zusammengeschoben und zu Schrottbergen aufgetürmt.

Überlebende berichteten von erschütternden Erlebnissen. Ein 57-jähriger Mann erzählte der Zeitung El País, er habe in Paiporta nahe der Provinzhauptstadt Valencia auf einem Bauwagen Zuflucht gesucht und von dort aus mehreren Menschen im Wasser helfen wollen. "Ich hielt sie an der Hand fest, aber die Strömung war so brutal und so schnell, dass wir getrennt wurden und sie von der Flut fortgerissen wurden."

Weiterhin Unwetterwarnungen in einigen Regionen

Obwohl das gesamte Ausmaß der Tragödie noch nicht bekannt ist und die Such- und Rettungsarbeiten noch einige Zeit andauern werden, hat in Spanien bereits eine Diskussion über potenzielle Schuldige begonnen. In den Medien und im Internet wurde diskutiert, ob die Behörden die Bürger früher oder besser hätten warnen müssen. Derartige Kritik gab es etwa von mehreren Rathaus-Chefs. Schließlich wisse man, dass das Wetterphänomen "Dana" oder des "kalte Tropfes" gefährlich sei. Es tritt im Herbst vor allem im Süden und Osten Spaniens auf, wenn sich die ersten atlantischen Tiefausläufer mit feuchtkalter Luft über das warme Mittelmeer schieben.

Die Regionalregierung und auch Experten wiesen die Vorwürfe zurück. Man könne solche "brutalen Folgen" nicht vorhersagen, da diese von verschiedenen Faktoren abhängig seien, sagte etwa der angesehene Meteorologe Francisco Martín León der Nachrichtenagentur Europa Press. Der Wetterdienst Aemet habe mit den Unwetterwarnungen der Stufen drei (Gelb), zwei (Orange) und eins (Rot) ausreichend und rechtzeitig informiert.

Am Donnerstag soll das Wetter besser werden. Unwetterwarnungen gelten noch für Teile von Andalusien und Extremadura im Westen und für Teile von Katalonien im Nordosten des Landes. Die vorhergesagten Niederschlagsmengen halten sich in Grenzen. Die Katastrophe ist trotzdem noch längst nicht überstanden, wie die Behörden immer wieder warnen.

Update vom 30.10.2024, 17.28 Uhr: Überschwemmungen in Spanien - Valencia besonders hart getroffen

Nach den heftigen Unwettern in weiten Teilen Spaniens steigt die Zahl der Toten weite, alleine in der Mittelmeerregion Valencia gibt es mindestens 70 Tote. Zwei weitere Leichen wurden in der benachbarten Region Kastilien-La Mancha geborgen. Es wird derweil befürchtet, dass die Zahl der Opfer weiter ansteigen wird. Nach zahlreichen Vermissten wird intensiv gesucht.

Allein in Paiporta könnte es Dutzende Tote geben, erklärte Bürgermeisterin Maribel Albalat gegenüber Medien. Der Wetterdienst Aemet in Valencia sprach in einer ersten Bilanz von einem "historischen Unwetter". Es habe sich um den schlimmsten "Kalten Tropfen" (gota fría) dieses Jahrhunderts in der Region Valencia gehandelt, schrieb Aemet auf X.

Besonders schlimm ist die Lage in der auch bei Urlaubern sehr beliebten Region Valencia. Aber auch andere Mittelmeer-Anrainer-Regionen wie Andalusien und Murcia sind schwer betroffen. Die starken Regenfälle setzten unzählige Straßen, Gebäude und Felder unter Wasser. Straßen und kleinere Brücken brachen weg, Bäume, Autos und auch große Lastwagen wurden von den Wassermassen wie Spielzeug mitgerissen. Neben heftigem Regen gab es Hagel und starke Windböen. Aus der andalusischen Küstenortschaft El Ejido unweit von Almería berichteten Einwohner von Hagelkörnern "so groß wie Golfbälle".

Zahlreiche Menschen eingeschlossen

In einigen Gebieten waren Bewohner in ihren Häusern eingeschlossen und nutzten soziale Medien, um Notrufe abzusetzen, wie die Zeitung El País berichtete. Valencias Regierungschef Carlos Mazón hatte die Einwohner dazu aufgefordert, sich in höher gelegene Gebiete zu begeben. Auch in der Stadt Albacete, gelegen in der benachbarten Region Kastilien-La Mancha, werden laut Medienberichten mindestens sechs Menschen vermisst.

Autobahnen und Landstraßen wurden gesperrt. Auch Flug- und Bahn-Verkehr wurden erheblich beeinträchtigt. Am Dienstag war ein Hochgeschwindigkeitszug auf dem Weg von Málaga nach Madrid wegen eines Steinsturzes entgleist. Verletzte gab es dabei nicht.

Viele Menschen riefen auch beim TV-Sender RTVE und anderen Medien an, weil sie Freunde und Verwandte nicht kontaktieren konnten.

Menschen suchen Schutz auf Hausdächern

"Ich suche meinen 40 Jahre alten Sohn Enrique, der gestern mit seinem Van beruflich unterwegs war und von dem ich seitdem nichts mehr höre", sagte ein Rentner in RTVE den Tränen nahe.

Die Menschen suchten auf Dächern von Autos und Häusern Schutz, die völlig vom Wasser umgeben waren, wie auf unzähligen Videos in Medien und im Netz zu sehen ist. Bei den Such- und Rettungsarbeiten sind neben Feuerwehrleuten und Angehörigen des Zivilschutzes allein in Valencia über 1.000 Kräfte der Militärischen Nothilfeeinheit UME im Einsatz.

Eine RTVE-Reporterin sprach auf einer überschwemmten Straße, in der zerstörte Fahrzeuge teils übereinander gestapelt lagen, von "kriegsähnlichen Szenen". "Das ist wie die Hölle", sagte eine Anwohnerin. Ein eben geborgener Rentner sagte weinend vor laufenden Kameras: "Das war schrecklich, danke, danke an meine Schutzengel, die mich gerettet haben."

Europäische Union bietet Hilfe an

Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez sprach den Betroffenen Mut zu und versprach schnelle Hilfe. "Wir werden alle zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen. Wir werden euch nicht im Stich lassen." Er fügte an: "Ganz Spanien weint mit euch." Die Europäische Union bot bereits Hilfe an. "Wir haben unser Copernicus-Satellitensystem aktiviert, um bei der Koordinierung der Rettungsteams zu helfen. Und wir haben bereits angeboten, unseren Katastrophenschutz zu aktivieren", sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Brüssel.

Allgemein ist wegen des Klimawandels Starkregen an den meisten Orten der Welt häufiger und intensiver geworden. Der Grund: Je wärmer es wird, desto mehr Feuchtigkeit kann die Atmosphäre aufnehmen – das führt zu höheren Niederschlagsmengen. Bei Überschwemmungen spielen aber auch andere menschliche Faktoren eine Rolle.

Experten im In- und Ausland wiesen auch auf den vom Menschen verursachten Klimawandel hin. "Die Bilder aus Spanien sind erschreckend und zeigen in aller Klarheit: Der Klimawandel ist längst da und eine Gefahr für die Menschheit", sagte Klimaforscher Niklas Höhne, der Mitbegründer des NewClimate Institute. Verheerende Regenfälle würden durch die höheren Temperaturen immer stärker und wahrscheinlicher, warnte der Deutsche. Mit konsequenten Maßnahmen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes könne man aber noch die schlimmsten Folgen eindämmen und viele weitere Katastrophen zu verhindern.

Ursprungsmeldung vom 30.10.2024, 10.36 Uhr:

Bei Überschwemmungen nach heftigem Regen sind in weiten Teilen Spaniens mehrere Dutzend Menschen gestorben. Alleine in der Mittelmeerregion Valencia belaufe sich die Zahl auf 51 Tote, berichtete die spanische Nachrichtenagentur Europa Press unter Berufung auf die Regionalregierung. Zahlreiche Menschen werden laut der Zeitung El País weiterhin vermisst.

Rettungskräfte sind weiterhin an vielen Orten im Einsatz. Besonders kritisch ist die Situation in den bei Urlaubern populären Regionen Andalusien, Murcia und Valencia. Dort wurden vielerorts Straßen, Häuser und Felder überschwemmt und Fahrzeuge sowie Bäume von den Wassermassen mitgerissen. In einigen Gebieten waren Bewohner in ihren Häusern eingeschlossen und nutzten soziale Medien, um Notrufe abzusetzen, wie die Zeitung El País berichtete.

Valencias Regierungschef Carlos Mazón hatte die Einwohner dazu aufgefordert, sich in höher gelegene Gebiete zu begeben. Auch in der Stadt Albacete, gelegen in der benachbarten Region Kastilien-La Mancha, werden laut Medienberichten mindestens sechs Menschen vermisst.

Unwetterwarnung bleibt bestehen

Das Regengebiet, über das schon seit Tagen viel berichtet worden war, soll am Mittwoch (30. Oktober 2024) gen Nordosten weiterziehen.  Eine Unwetterwarnung bleibt für große Teile des Landes aber bestehen. Angaben des Wetterdienstes Aemet zufolge soll sich die Lage in ganz Spanien erst am Donnerstag wieder komplett beruhigen.

Neben heftigen Regenfällen wurde auch von Hagel und starken Windböen berichtet. In El Ejido, einem Küstenort in Andalusien nahe Almería, traten in der Nacht zum Dienstag besonders heftige Hagelschauer auf, die Felder und Hunderte Fahrzeuge schwer beschädigten. "Die Hagelkörner waren so groß wie Golfbälle", sagte die Landwirtin Mercedes González (46) der Zeitung El País. "Es schien wie der Weltuntergang."

Vielerorts im Süden und im Osten Spaniens mussten Autobahnen und Landstraßen gesperrt werden. Auch der Flug- und der Bahnverkehr wurde beeinträchtigt. An zahlreichen Schulen und Universitäten fiel der Unterricht aus. 

Beeinträchtigungen auch im Bahn- und Flugverkehr

Ein AVE-Hochgeschwindigkeitszug, der von Málaga nach Madrid unterwegs war, geriet aufgrund eines Steinrutsches nahe der Gemeinde Álora kurz nach Fahrtbeginn mit 291 Passagieren an Bord aus den Gleisen. Dabei habe es aber keine Verletzten gegeben, teilte die spanische Bahngesellschaft Renfe mit.

Über Mallorca und die anderen Baleareninseln zog das Unwetter mit Starkregen bereits am Montag hinweg. Dort hat sich die Lage inzwischen wieder beruhigt, obwohl für einige Gebiete, darunter auch auf Mallorca, noch die Unwetterwarnstufe Gelb galt.

Allgemein ist wegen des Klimawandels Starkregen an den meisten Orten der Welt häufiger und intensiver geworden. Der Grund: Je wärmer es wird, desto mehr Feuchtigkeit kann die Atmosphäre aufnehmen – das führt zu höheren Niederschlagsmengen. Bei Überschwemmungen spielen aber auch andere menschliche Faktoren eine Rolle.

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Vorschaubild: © Rober Solsona/EUROPA PRESS/dpa