Matteo Zuppi
Als Vorsitzender der italienischen Bischofskonferenz ist der 69-Jährige eine der zentralen Figuren im Vatikan. Der Bischof aus Bologna gilt als bestens vernetzt und sehr einflussreich. Zudem war er offizieller Vermittler des Vatikans im Krieg zwischen Russland und der Ukraine - ohne große Erfolge.
Mehr als einmal war sein diplomatisches Geschick gefragt, wenn Franziskus wieder einmal für Schlagzeilen sorgte, etwa mit Äußerungen zum Krieg in der Ukraine. Zuppi ist auch eng mit der Comunità Sant'Egidio verbunden, was ihm zusätzlich Stimmen bringen könnte. Er gilt als Reformer, der mit all seiner Erfahrung aber auch ausgleichend wirken kann.
Peter Erdö
Der Primas von Ungarn, Erzbischof von Esztergom-Budapest gilt unter den als "papabile" gehandelten Kardinälen als konservativer Kirchenmann. Sein Name wurde auch 2013 als Nachfolger von Benedikt XVI. gehandelt, zu dem er eine gute Beziehung hatte. Der 72-Jährige ist insbesondere für seine traditionelle Haltung in vielen Kirchenfragen bekannt. Franziskus' Reformbemühungen verfolgte er kritisch.
Dies könnte dem Ungarn Stimmen aus dem konservativen Lager einbringen - aber andere davon abhalten, ihn zu wählen. Erdö spricht mehrere Sprachen und gilt eher als Intellektueller denn als ein Mann vom Volk. Manche sprechen ihm auch das Charisma ab, ein guter Papst zu sein.
Erdö wurde im Jahr 2000 Weihbischof in Székesfehérvár, 2002 ernannte Papst Johannes Paul II. ihn zum Erzbischof von Esztergom-Budapest, 2003 nahm er ihn ins Kardinalskollegium auf. Er stammt aus einer sehr gläubigen Familie. Erdö erklärte einmal, er habe von seiner Familie gelernt, dass der Glaube das Wichtigste im Leben sei. Seine Eltern konnten unter dem kommunistischen Regime in Ungarn ihre Berufe als Jurist und Lehrerin nicht ausüben.
Luis Antonio Tagle
Der frühere Erzbischof von Manila lebt nun schon seit einigen Jahren in Rom. Der 67 Jahre alte Geistliche aus der katholischen Vorzeigenation in Asien, den Philippinen, wurde 2019 von Franziskus Kardinalpräfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker. Inzwischen ist er Pro-Präfekt des daraus hervorgegangenen Dikasteriums für die Evangelisierung - einer der wichtigsten Posten der Kurie. Als Dikasterien werden die Zentralbehörden der vatikanischen Kurie bezeichnet, sie sind vergleichbar mit Ministerien.
Tagle wird immer wieder als aussichtsreichster Kandidat genannt, falls die Wahl im Konklave erstmals auf einen Asiaten fallen sollte. Er hat auch chinesische Wurzeln. Sein Name war auch schon 2013 im Gespräch. Wie Papst Franziskus setzt er sich für eine Kirche ein, die an der Seite der Armen steht. Und ebenso wie der Argentinier ist er strikt gegen Abtreibung und Empfängnisverhütung. 2022 setzte ihn Franziskus allerdings von einem wichtigen Posten ab, der Leitung des Wohltätigkeits-Dachverbands Caritas Internationalis.
Fridolin Ambongo Besungu
Bereits seit geraumer Zeit wird spekuliert, dass bald einmal ein Papst aus Afrika kommen könnte: ein "schwarzer Papst" also. Am häufigsten hört man inzwischen den Namen des Erzbischofs von Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo: Fridolin Ambongo Besungu.
Der 65-Jährige gilt im Vergleich zu Kardinalskollegen aus Europa und Nordamerika als recht konservativ. Er gehört außerdem zu den wichtigsten Kirchenvertretern Afrikas. Die Öffnung für die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren sah er - wie viele Katholiken in Afrika - sehr kritisch. Mit 65 wäre er für einen Papst recht jung. Zudem hat er keine große Erfahrung in Rom.
Charles Maung Bo
Der 76-Jährige kommt ebenfalls aus Asien - er ist der erste Kardinal aus Myanmar, dem ehemaligen Birma. Seine Wahl wäre ein besonderes Zeichen: Sein Heimatland versinkt seit Jahren in Bürgerkrieg und Gewalt. Zudem wurde Myanmar gerade auch noch von einem schlimmen Erdbeben getroffen. Mehr Mitgefühl als mit seiner Wahl könnte die katholische Kirche gerade nicht zeigen.
Mit Mitte 70 hätte Bo ein ziemlich perfektes Alter für die Wahl zum Papst. Zudem steht er für die große Gruppe der Kirchenmänner aus fernen Ländern, die Franziskus zu Kardinälen machte. Wie der verstorbene Pontifex setzt er sich dafür ein, dass sich die Kirche besonders um ärmere Menschen kümmert - und auch mehr um die Umwelt. Er gilt als gemäßigt konservativ.
Raymond Burke
Der 76 Jahre alte Kardinalpriester aus den USA, ehemaliger Erzbischof von St. Louis, galt als einer der härtesten Gegner des verstorbenen Papstes. Der konservative Hardliner kritisierte selbst vorsichtige Reformversuche wie Segnungen für homosexuelle Paare. Größere Änderungen wie Abschaffung des Zölibats oder Frauen als Priester sind für ihn schon gar nicht zu machen.
Nachdem er Franziskus auch öffentlich kritisiert hatte, strich ihm der Vatikan das Gehalt. Auch auf seine 400-Quadratmeter-Wohnung in Rom musste er verzichten. Der Posten als Kardinalpatron des Malteserordens war ihm zuvor schon entzogen worden. Burke gilt als jemand, den das Weiße Haus gern als Papst sehen würde. Allerdings werden seine Chancen als eher gering beurteilt.
Jean-Marc Aveline
Der Erzbischof von Marseille kam an Weihnachten 1958 in Algerien zur Welt, das damals noch zu Frankreich gehörte. Aufgewachsen ist er in den Vororten von Marseille. Heute ist er Erzbischof der großen Hafenstadt im Süden des Landes. Aveline gilt als volksnah - einer der Charakterzüge, die er mit dem verstorbenen Papst teilt. Auch sonst gilt der Südfranzose als jemand, den in Auftreten und Politik viel mit dem Argentinier Jorge Mario Bergoglio einte. Manche nennen ihn gar einen "Super-Bergoglianer".
Aveline stünde also dafür, dass das Vermächtnis des toten Pontifex fortgesetzt würde. Das spricht aus Sicht mancher gegen ihn. Dass nacheinander zwei ähnliche Päpste gewählt werden, ist in der katholischen Kirchengeschichte eher selten. Aber wenn es doch so käme, hätte der Franzose gewiss schon einen Namen parat: Franziskus II.
Jean-Claude Hollerich
Der Erzbischof von Luxemburg ist einer der einflussreichsten Männer im Vatikan. Der Jesuit sitzt in mehreren wichtigen Dekasterien, den Ministerien des Kirchenstaats. Zudem leitet der 66-Jährige, mehrsprachig wie viele in seiner Heimat, die Kommission der Bischofskonferenzen aller EU-Staaten. Studiert hat er in Deutschland.
Bei der jüngsten Weltsynode war der Vertraute des gestorbenen Papstes Franziskus als "Generalrelator" - eine Art Vermittler, wenn es Meinungsverschiedenheiten gab - eine der zentralen Gestalten. Gegen ihn spricht, dass er wie Franziskus aus dem Jesuitenorden kommt. Zwei Jesuiten nacheinander, das wäre ungewöhnlich.