Ein Jahr nach Mallorca-Alptraum: "Kegelbrüder" brechen Schweigen

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Nach Keipen-Brand am Ballermann: Kegelbrüder geben Erklärung ab
Eine Rauchwolke steigt beim Brand im Restaurant "Why Not" in der Nähe des Ballermanns auf. Vor einem Jahr sorgte der Keipen-Brand auf Mallorca für großes Aufsehen ...
Nach Keipen-Brand am Ballermann: "Kegelbrüder" geben Erklärung ab
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Ballermann-Brand: Alle acht Kegelbrüder wieder frei
Außenansicht vom Gefängnis in Palma de Mallorca, in dem die acht Kegelbrüder aus dem Münsteraner Kegelclub unter dem Vorwurf der Brandstiftung in Untersuchungshaft saßen.
Ballermann-Brand: Alle acht Kegelbrüder wieder frei
John-Patrick Morarescu (dpa)
Das Restaurant "Why Not" in der Nähe des Ballermanns steht in Flammen.
Feuer in einem Restaurant auf Mallorca
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Restaurant-Brand auf Mallorca: Deutschen Urlaubern droht längere Haftstrafe - Anwohner entsetzt
Die Feuerwehr löscht einen Brand im Restaurant "Why Not" in der Nähe des Ballermanns. Die Polizei hat auf Mallorca 13 deutsche Urlauber festgenommen, weil sie den Brand ausgelöst haben ...
Restaurant-Brand auf Mallorca: Deutschen Urlaubern droht längere Haftstrafe - Anwohner entsetzt
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Knapp ein Jahr nach dem verheerenden Brand einer Bar auf Mallorca geben die Anwälte der beschuldigten Kegelbrüder eine Erklärung ab.

Update vom 17.05.2023, 20.10 Uhr: Kegelbrüder veröffentlichen gemeinsame Stellungnahme

Die auf Mallorca der Brandstiftung beschuldigten Urlauber aus Deutschland haben ein Jahr nach dem Zwischenfall ihr Schweigen gebrochen. Über ihre Anwälte veröffentlichten die 13 sogenannten Kegelbrüder am Mittwoch (17. Mai 2023) eine gemeinsame Stellungnahme, in der sie versichern: "Wir haben von Anfang an mit den spanischen Behörden kooperiert und werden dies auch weiterhin tun." Das Ermittlungsverfahren ist noch nicht abgeschlossen. Ob es auf der spanischen Urlaubsinsel zu einem Prozess kommt, ist noch ungewiss.

Den Deutschen wird vorgeworfen, am 20. Mai vorigen Jahres kurz nach ihrer Ankunft einen Brand in der Nähe des Ballermanns an der Playa de Palma ausgelöst zu haben. Sie sollen vom Balkon ihrer Hotelzimmer brennende Zigaretten und Alkohol auf das Schilfdach der Terrasse der darunterliegenden Gaststätte "Why not Mallorca" geworfen haben. Die von Deutschen betriebene Bar wurde zerstört. Ein Bordell, eine Privatwohnung und Teile des angrenzenden Hotels wurden beschädigt. Die Touristen bestreiten, für den Brand verantwortlich zu sein.

Die Gruppe bestand aus 13 Urlaubern. Einer von ihnen war bereits am Tag nach dem Brand ohne Auflagen auf freien Fuß gesetzt worden. Vier weitere hatten das Gefängnis nach rund zweieinhalb Wochen auf Kaution verlassen dürfen. Die restlichen acht saßen rund zwei Monate in Untersuchungshaft, bevor sie in die Heimat zurückfliegen durften.

Die vorwiegend jungen Männer versichern nun, sie hätten "nach wie vor Vertrauen in die spanische Justiz". Sie blieben daher "optimistisch" und hofften "auf einen guten Ausgang nach vollständiger Würdigung aller relevanten entlastenden Gesichtspunkte". "Vieles erscheint uns noch aufklärungsbedürftig", betonen sie aber.

Update vom 16.07.2022: Nach fast zwei Monaten U-Haft: Alle Kegelbrüder wieder frei

Große Erleichterung bei Kegelbrüdern auf Mallorca: Erst spät in der Nacht waren die letzten der acht Deutschen, denen auf Mallorca Brandstiftung vorgeworfen wird, aus dem Inselgefängnis freigekommen. Fast zwei Monate hatten sie dort ausharren müssen. Nur wenige Stunden später saßen sie schon in einer Linienmaschine Richtung Heimat, wie der deutsche Konsul Wolfgang Engstler der Deutschen Presse-Agentur (dpa) bestätigte. "Bild" berichtete, auf dem Flughafen Münster/Osnabrück seien sie von Angehörigen und Freunden überglücklich in Empfang genommen worden.

Die Hobbykegler aus dem Münsterland hatten am späten Freitagabend (15. Juni) nacheinander das Gefängnis verlassen dürfen. Vor der Haftanstalt warteten Verwandte, Freunde und Anwälte mehr als sieben Stunden und nahmen sie erleichtert in die Arme. Die wenigen Stunden bis zum Rückflug nach Deutschland am frühen Samstagmorgen verbrachten die Deutschen im evangelischen Gemeindehaus in Palma, wie die "Mallorca Zeitung" berichtete. Das Pastorenehepaar Martje Mechels und Holmfried Braun hatte sich zusammen mit der Gemeindesekretärin Catalina Vallespir und Konsul Engstler während der langen Wochen im Gefängnis um die Deutschen gekümmert.

Eine Richterin hatte zuvor auf Antrag der Verteidigung die Freilassung auf Kaution in Höhe von je 12 000 Euro gewährt. Alle Überweisungen trafen pünktlich vor dem Wochenende ein, so dass den Deutschen eine weitere, zweitägige Verlängerung hinter Gittern erspart blieb. Als weiterhin Beschuldigte müssen die Deutschen allerdings zukünftigen Ersuchen der mallorquinischen Justizbehörden Folge leisten und zum Beispiel auch den Wechsel des gewöhnlichen Wohnsitzes umgehend melden, wie die Justiz der spanischen Urlaubsinsel der dpa auf Anfrage mitteilte.

Den Medienvertretern, die in der unwirtlichen Gegend Palmas vor dem Gefängnis bis zum Schluss ausgeharrt hatten, sagten die Deutschen, die fast alle unter 30 sind, kein Wort. Vor der Freilassung hatte ein Anwalt des Verteidigungsteams aber gesagt, dass die "Jungs" alle sehr "aufgeregt" und "glücklich" seien. "Sie kommen erhobenen Hauptes raus", hatte er angekündigt.

Den Deutschen wird vorgeworfen, am 20. Mai 2022 kurz nach ihrer Ankunft auf der Insel einen Brand in der Nähe des Ballermanns an der Playa de Palma ausgelöst zu haben. Sie sollen vom Balkon ihrer Hotel-Zimmer brennende Kippen und Alkohol auf das Schilfdach der Terrasse einer darunterliegenden Gaststätte geworfen haben. Das Dach fing Feuer. Zwei Gaststätten, eine Wohnung und Teile des Restaurants wurden beschädigt. Mehrere Menschen erlitten leichte Verletzungen.

Die Touristen bestreiten seit dem ersten Tag, das Feuer gelegt zu haben. Der Ermittlungsrichter sah sie trotzdem als dringend tatverdächtig an und hatte ihnen bisher eine Freilassung auf Kaution verweigert - auch, weil er Fluchtgefahr sah. Doch der Mann konnte am Freitag nicht über den neuen Antrag der Verteidigung entscheiden. Der mallorquinischen Justiz zufolge stand er nicht zur Verfügung.

Laut Insel-Medien ist er im Urlaub. Er wurde von einer Richterin ersetzt, die dem Antrag stattgab. Inselkenner Ciro Krauthausen, der sich als langjähriger Chefredakteur der "Mallorca Zeitung" bestens auskennt, deutet einen gekonnten Schachzug der Anwälte an: Sie "wussten die Abwesenheit des Ermittlungsrichters zu nutzen".

Eine wichtige Rolle spielte bei der überraschenden Wende die spanische Anwältin Maria Barbancho Saborit, die erst kürzlich zur Verstärkung des deutsch-spanischen Verteidigungsteams verpflichtet worden war. In den vergangen Tagen hatte sie unter anderem ein Foto als entlastendes Beweismittel herangeschafft, auf dem ein rauchender Unbekannter auf dem Balkon des Nachbarzimmers der Gruppe zu sehen ist, der als Täter ebenfalls in Frage käme.

Dieses Foto habe mit dazu beigetragen, dass die Staatsanwaltschaft in Palma am vergangenen Dienstag sich erstmals für die Freilassung der von deutschen Medien als "Kegelbrüder" getauften jungen Männer ausgesprochen habe, erklärte Barbancho Saborit. Die 31-Jährige war während des Studiums drei Jahre in Heidelberg und spricht fließend Deutsch. Die Deutschen dürfen sich glücklich schätzen, denn Ermittlungen und U-Haft-Zeiten können in Spanien unter Umständen mehrere Jahre dauern.

Der Gruppe bestand ursprünglich aus 13 Urlaubern. Einer von ihnen war bereits am Tag nach dem Brand ohne Auflagen auf freien Fuß gesetzt worden. Er hatte nachweisen können, dass er zum Zeitpunkt des Ausbruchs des Feuers unter der Dusche war. Vier weitere Verdächtige hatten das Gefängnis in Palma nach Kautionszahlungen von jeweils 12 000 Euro nach rund zweieinhalb Wochen ebenfalls unter Auflagen verlassen dürfen. Dem Vernehmen nach durften sie Mallorca verlassen.

Ganz aus dem Schneider sind die zwölf Kegelbrüder jedoch nicht. Die Ermittlungen gehen weiter. Wenn die Deutschen angeklagt und der fahrlässigen Brandstiftung für schuldig befunden werden, können sie zu einem Freiheitsentzug zwischen einem und drei Jahren verurteilt werden, wie Anwälte auf dpa-Anfrage erklärten. Bei vorsätzlicher Brandstiftung seien Haftstrafen von bis zu sechs Jahren vorgesehen. Bei Vorsatz und der Gefährdung von Menschenleben könne das Urteil auch deutlich schärfer ausfallen.

Update vom 13.07.2022: Kommen die Kegelbrüder womöglich frei? 

"Sie haben wieder Grund zur Hoffnung", erklärt die Anwältin der Kegelbrüder, Maria Barbancho (31), gegenüber der "Bild". Nachdem erst ein Ankläger für jeden der Beschuldigten 12.000 Euro Kaution beantragt hatte, ist nun ein Foto aufgetaucht, das möglicherweise für die Freilassung der Kegelbrüder sorgen könnte, welche seit sieben Wochen nach dem Brand der "Why not Mallorca"-Bar noch immer in U-Haft sitzen. Das Foto zeigt eine weitere Person, die in den Brand verwickelt sein könnte. Aufgrund dessen hat die Verteidigung die Freilassung der Beschuldigten beantragt.

Auf dem Foto zu sehen: Zwei der 13 Beschuldigten sitzen auf dem Balkon des "Whala! Beach"-Hotels, von welchem sie mit einer weggeschnippten Zigarette das Dach der angrenzenden Bar angezündet haben sollen. Im Hintergrund ist allerdings eine unbekannte Person erkennbar, die auf einem weiteren Balkon steht, ein Muskelshirt trägt und lässig am Balkongeländer lehnt, so die "Bild". 

Das Kuriose: Laut Informationen der Bildzeitung wurde das Foto am 20. Mai um 14.49 Uhr vom Zimmer 1204 an Freunde der Kegelbrüder nach Deutschland verschickt. Die 13 Urlauber hatten die Zimmer 1204 und 1205 bezogen. Gegen 15.20 Uhr brannte die Bar. Nach Angaben der Guardia Civil war das an die Bar angrenzende Zimmer 1202 ab 14.28 Uhr unbewohnt. Doch das Foto zeigt, dass sich zu diesem Zeitpunkt jemand dort aufhielt.

Eine Auswertung der Zimmerkarten ergab, dass jemand um 15.47 Uhr das Zimmer mit dem Balkon betreten hatte. Doch die Systemzeit des Hotels soll eine Stunde von der reale Zeit abweichen, weshalb der Fremde um 14.47 Uhr ins Zimmer gekommen sein müsste - und er das Feuer verursacht haben könnte. 

Maria Barbanacho erklärte gegenüber der Bild, dass die Staatsanwältin sich für eine Freilassung der acht Kegelbrüder ausgesprochen hat: "Damit steigen unsere Chancen." Noch am Mittwoch oder am Donnerstag soll darüber entschieden werden, ob die Freilassung vom zuständigen Richter bewilligt wird.

Update vom 10.07.2022: Gutachten belastet verdächtige Kegelbrüder schwer 

Für die acht Mitglieder eines Kegelclubs aus Münster, die im Verdacht stehen, einen schweren Brand auf Mallorca ausgelöst zu haben, wird es eng: Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, liegt ein Gutachten der spanischen Polizei vor, das sie schwer belastet. Das neue Gutachten stützt die Theorie, dass eine vom Balkon geworfene Zigarette der Auslöser des Feuers gewesen sein könnte. 

In dem Gutachten heißt es laut "Bild", der Brand sei "wahrscheinlich produziert durch den Wurf eines brennbaren, zuvor entzündeten Elements, wie es eine Zigarette oder Ähnliches sein kann". Eine andere Theorie, nämlich, dass defekte Steckdosen Brandursache waren, schließt der Bericht aus. Die Krümmung und Oxidation der Dachkonstruktion würden darauf hinweisen, dass eine "externe Entzündungsquelle" schuld sei an dem Feuer, das auf dem Schilfdach ausgebrochen war. 

Was der Bericht nicht erklärt ist, ob der Brand vorsätzlich oder nur fahrlässig verursacht wurde. Auch auf den oder die Täter gibt der Bericht keine eindeutigeren Hinweise. "Die individuelle Verantwortung jedes einzelnen der Beschuldigten kann nicht bestimmt werden, da keine Indizien gefunden wurden, die einem von ihnen zuzurechnen wären", heißt es laut "Bild" in dem Gutachten weiter. 

An dem Gutachten gibt es jedoch auch Zweifel: So sagte Professor Roland Goertz (52), Direktor des Feuerwehrwissenschaftlichen Instituts FSI an der Uni Wuppertal gegenüber der Bildzeitung: „Nach dem Bericht ist die Spurenlage sehr dünn und man weiß nicht, was die Zündquelle ist. Die Ermittler vermuten eine beigesteuerte Quelle wie eine weggeworfene Zigarette oder etwas Ähnliches.“ Er halte die These für "gewagt" und könne nicht verstehen, wie man einen Zusammenhang zwischen einer "unklaren Zündquelle" und den Verdächtigen herstelle, so der Experte. 

Die acht Kegelbrüder bleiben unterdessen in Haft, auch wenn nicht bewiesen werden kann, wer genau die Zigarette geworfen haben soll. Um sie zu einer Aussage zu bewegen, bleiben alle in Haft. Dies ist eine Methode, die in Spanien gegen Mafia-Clans angewendet wird, wenn alle schweigen. Durch das Strafkonzept "dolo eventual" soll bewirkt werden, dass am Ende irgendeiner der acht aussagt. Alle acht werden mindestens der Verschleierung bschuldigt und bleiben daher im Gefängnis. Ein spanischer Justizexperte drückte es so gegenüber der Bildzeitung aus: „Wer seine Unschuld nicht bezeugt, der akzeptiert damit seine Schuld oder Mitschuld.“

3. Juni 2022: Acht Verdächtige bleiben in Untersuchungshaft

Vier der Verdächtigen sollen gegen Zahlung einer Kaution von jeweils 12.000 Euro frei kommen, wie die Zeitung schrieb. Ein fünfter komme ohne Kaution frei. Gegen alle 13 Beschuldigten habe der Richter aber eine Solidarhaftung in Höhe von 500.000 Euro für eingetretene Schäden angenommen. Diese Haftung kann wirksam werden, wenn es zu einer Verurteilung aller 13 als Mittäter käme.

Die Deutschen, die laut Medien fast alle zwischen 24 und 29 Jahre alt sind, werden beschuldigt, bei einer Party auf zwei Balkonen ihrer Hotel-Zimmer brennende Zigarettenkippen auf das Terrassendach einer Gaststätte geworfen und auch Alkohol darauf gegossen zu haben. Das Dach aus Schilfrohr fing Feuer und beschädigte die Gaststätten und die Wohnung. Zwei Menschen, ein Mann und ein Mädchen, seien leicht verletzt worden.

Die Deutschen waren gleich nach dem Brand festgenommen worden. Nachbarn sagten, sie hätten alles genau gesehen. "Die Touristen schauten sich das Ganze von ihrem Balkon aus an. Sie fingen an, das Feuer mit ihren Handys zu filmen, grölten und lachten", wurde ein Mann von der Mallorca Zeitung zitiert. Ein anderer sagte dem Blatt: "Sie haben stundenlang in übereinanderliegenden Zimmern im 2. und 3. Stock des Hotels gefeiert. Die Musik war voll aufgedreht, sie haben Bier von einem Balkon auf den anderen und auch auf die Straße geschüttet." Auch Zigaretten hätten sie hinuntergeworfen. "Schnell stand das gesamte Dach in Flammen", hieß es. Es sei "wie eine Bombe" gewesen.

Meldung vom 25. Mai 2022: Neue Details nach mutmaßlicher Brandstiftung

Nach der Festnahme von 13 deutschen Urlaubern auf Mallorca wegen mutmaßlicher Brandstiftung, sind neue Details bekannt geworden. Wie die Mallorca Zeitung berichtet, soll es sich bei den Festgenommenen um Mitglieder eines Münsterer Kegelclubs handeln. Zwar wollte die mallorquinische Polizei diese Angabe zunächst nicht bestätigten, nach "vorläufigen" Informationen der Stadt Münster sollen aber zumindest einige von ihnen Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr sein.

Die Deutschen werden beschuldigt, am Freitag (20. Mai 2022) bei einer Party auf dem Balkon ihres Hotels in Ballermann-Nähe Zigarettenstummel auf das Terrassendach einer Gaststätte geworfen und auch Alkohol darauf gegossen zu haben. Das Dach aus Schilfrohr fing Feuer, nach Medienberichten beschädigten die Flammen das Lokal und auch noch ein weiteres sowie eine Wohnung und das Hotel. Zwei Menschen seien leicht verletzt worden, es entstand nach Angaben der Wirtin ein Schaden von etwa 150.000 Euro.

Professor Roland Goertz (52), Direktor des Feuerwehrwissenschaftlichen Instituts FSI der Uni Wuppertal, sagte in einem Interview mit der Bild, dass es ihm zum momentanen Zeitpunkt zweifelhaft scheint, dass nur die Zigarettenstummel die Brandursache sein sollen. "Schilfrohr ist direkt nicht gut entzündbar, da es Kieselsäure enthält. Trotzdem ist so ein Material mit großer Oberfläche leichter entzündbar als eine Stoff-Markise. Eine genaue Brandursache kann aber nur vor Ort ermittelt werden", bezog der Experte Stellung.

Goertz gibt ebenfalls zu bedenken, dass es seit 2011 in der EU nur noch Zigaretten gebe, die mit einem speziellen Papier umhüllt seien. Damit erlösche die Glut schneller. Allerdings bestünde auch die Möglichkeit, dass die Tatverdächtigen ihre Kippen selbst gedreht haben - dann sei diese Sicherheitsmaßnahme nicht gewährleistet. "Sicher ausschließen kann man Zigaretten als Zündquelle nicht."

Restaurant-Brand auf Mallorca: Urlauber sollen Feuer gefilmt haben

Gegenüber der Mallorca Zeitung äußerte sich nun eine Bekannte der Beschuldigten. Sie sagte, die Männer seien eigentlich Nichtraucher und gab ebenfalls an, dass einige von ihnen sogar Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr seien.

Die Angaben der Bekannten passen allerdings nicht so richtig zu dem Bild, das ein mallorquinischer Nachbar des Lokals von den Ereignissen am Freitagabend zeichnet. Er gibt an, die Männer hätten stundenlang in übereinanderliegenden Hotelzimmern gefeiert, laut Musik gehört und Alkohol von den Balkonen gekippt. Das Feuer hätten die Deutschen außerdem mit ihren Handys gefilmt und dabei gelacht und gegrölt. Erst als sie das Ausmaß der Flammen erkannt hätten, seien sie von den Balkonen weg gestürzt.

Am späten Samstagabend (21. Mai 2022) berichteten die Zeitung Diario de Mallorca und andere Regionalmedien unter Berufung auf die örtliche Justiz, dass die Männer vorerst hinter Gittern bleiben werden. Der zuständige Ermittlungsrichter in Palma habe für die Touristen Untersuchungshaft ohne Anrecht auf Kaution angeordnet. Ein Justizsprecher bestätigte am Sonntag (22. Mai 2022) auf Anfrage diese Informationen. Nach Einschätzung von zwei befragten Anwälten können die Verdächtigen zu einem Freiheitsentzug zwischen einem und drei Jahren verurteilt werden, wenn sie angeklagt und der fahrlässigen Brandstiftung für schuldig befunden werden. Bei Vorsatz und der Gefährdung von Menschenleben könne das Urteil auch deutlich schärfer ausfallen, hieß es.

Verdächtigen aus Deutschland droht längere Haftstrafe

Die noch am Freitagabend (20. Mai 2022) festgenommenen Deutschen sollen am Samstag bei ihrem Verhör durch den Richter von ihrem Recht Gebrauch gemacht haben, nicht auszusagen. Der Richter gehe von "gemeinsamer Verantwortung" aus, schrieb "Diario de Mallorca". Die Polizeieinheit "Guardia Civil" habe bereits Aufnahmen von Sicherheitskameras ausgewertet, auf denen die bisherigen Mutmaßungen und Beschuldigungen bestätigt würden, schrieb das Blatt am Montag. Ein Polizeisprecher wollte auf Anfrage nichts verraten, sagte aber, er könne auch "nichts dementieren".

Für Empörung sorgen die Aussagen von Nachbarn, die versichern, alles genau gesehen zu haben. "Die Touristen schauten sich das Ganze von ihrem Balkon aus an. Sie fingen an, das Feuer mit ihren Handys zu filmen, grölten und lachten", wurde ein Mann von der "Mallorca Zeitung" zitiert. Ein anderer sagte dem Blatt: "Sie haben stundenlang in übereinanderliegenden Zimmern im 2. und 3. Stock des Hotels gefeiert. Die Musik war voll aufgedreht, sie haben Bier von einem Balkon auf den anderen und auch auf die Straße geschüttet." Auch Zigaretten hätten sie hinuntergeworfen. "Schnell stand das gesamte Dach in Flammen", hieß es. Es sei "wie eine Bombe" gewesen.

Es herrscht viel Unverständnis. "Was geht in den Köpfen dieser jungen Leute vor?", fragte eine der Betroffenen, die deutsche Wirtin Alice. "So betrunken können die gar nicht gewesen sein, die haben ja noch versucht abzuhauen", erzählte die Kölnerin, die ihr Lokal "Why not Mallorca?" erst im Juni 2021 eröffnet hatte, vor Journalisten. Der komplette Außenbereich sei nun verwüstet.

Derzeit wird am Ballermann wieder so wild wie vor der Corona-Pandemie gefeiert. Es gelten praktisch keine Einschränkungen mehr auf der Insel. In den vergangenen Wochen kam es vermehrt zu Schlägereien und Diebstählen in der deutschen Urlauberhochburg.