Washington: "Grillt" Trump auch Merz? So wurde der Kanzler empfangen
Autor: Alexander Milesevic, Agentur dpa
Washington, Donnerstag, 05. Juni 2025
Treffen mit US-Präsident Trump im Oval Office sind unberechenbar. Das bekamen zuletzt mehrere ausländische Gäste zu spüren. Wird der neue Kanzler einer von ihnen?
Bundeskanzler Friedrich Merz hat sich bei einem Treffen mit US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus um eine gute Beziehung zu dem bedeutenden Partner bemüht. "Wir haben so viele Gemeinsamkeiten in unserer Geschichte. Wir haben den Amerikanern viel zu verdanken, das werden wir nie vergessen", sagte Merz bei einer Begegnung mit Trump im Oval Office in Washington D. C. und ging auch auf dessen deutsche Herkunft ein. Trump schmeichelte seinem Gast, bezeichnete ihn als "respektierten" und "guten Mann" und versprach: "Wir werden eine großartige Beziehung zu Ihrem Land haben."
Trump gab sich bei der Begegnung betont freundlich, machte Merz Komplimente für sein gutes Englisch und vermied weitgehend mögliche kontroverse Themen. Bei den wichtigen Themen des Treffens - etwa Ukraine und Verteidigungsausgaben - schlug er versöhnliche Töne an.
Merz trifft sich mit Trump - Bewährungsprobe für Kanzler
Der Kanzler habe "eine tolle Wahl" gewonnen, sagte der Republikaner. Merz sei "schwierig", scherzte Trump, aber er sei ein hervorragender Vertreter Deutschlands. Der sonst verbal angriffslustige US-Präsident, der sich oft mit Provokationen oder abfälligen Kommentaren über sein Gegenüber hervortut, präsentierte sich besonders zahm.
Für den CDU-Politiker war der Besuch bei Trump zu Beginn seiner Kanzlerschaft auch eine Bewährungsprobe. Der US-Präsident hat anderen Gästen bei Treffen im Oval Office in den letzten Monaten stark zugesetzt. Für den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wurde das Zusammentreffen dort Ende Februar zu einer tiefen Demütigung vor der Weltöffentlichkeit, die bis heute nachwirkt. Auch den südafrikanischen Präsident Cyril Ramaphosa führte Trump bei einem Treffen in seinem Amtszimmer vor und versuchte, mit einem Video seinem Vorwurf eines "Genozids" an weißen Bauern Nachdruck zu verleihen.
Merz kam auch deshalb mit bescheidenen Erwartungen: einander erst einmal kennenlernen, ein Gespür dafür bekommen, wie das Gegenüber denkt, und im besten Fall eine Verbindung aufbauen zum mächtigsten Mann der Welt.
Merz macht Trump besonderes Gastgeschenk
Dazu brachte er auch ein Gastgeschenk mit: in Gold gerahmt und ziemlich groß: die Kopie einer historischen Geburtsurkunde von Trumps Großvater Friedrich, der 1869 in Kallstadt in der Pfalz geboren wurde. Merz präsentierte das Mitbringsel gleich zu Beginn. "Das ist wunderschön", entgegnete Trump. "Wir werden das aufhängen."
Trumps Großvater wuchs in Kallstadt auf, bevor er 1885 in die USA auswanderte. Er arbeitete dort unter anderem als Friseur, wurde 1892 amerikanischer Staatsbürger und nannte sich Frederick. Als er nach Kallstadt zurückkehren wollte, verweigerten ihm dies die deutschen Behörden. Er habe sich bei seiner Abreise 1885 nicht ordnungsgemäß abgemeldet, hieß es.