Ukraine reklamiert eingefrorene russische Vermögen für sich
Über russische Vermögenswerte, die im Ausland eingefroren sind, sprach Selenskyj in Kiew auch mit dem EU-Außenbeauftragten Josep Borrell. «Wir brauchen wirklich eine einheitliche und starke Entscheidung», sagte Selenskyj. «Eine Entscheidung, die beweist, dass wir gemeinsam das Völkerrecht achten und keine Rücksicht auf den terroristischen Staat nehmen.» Nach früheren Angaben Selenskyjs geht es um eine Summe von geschätzt 300 Milliarden US-Dollar (278 Milliarden Euro).
In der EU gibt es Pläne, der Ukraine in einem ersten Schritt die Erträge eingefrorener Guthaben der russischen Zentralbank zukommen zu lassen. Auch dies würde bereits einige Milliarden Euro im Jahr bedeuten. Als rechtlich schwieriger gilt eine Enteignung russischer Vermögenswerte. Auch die Gruppe sieben großer demokratischer Industrienationen (G7) will russisches Geld für die Ukraine nutzen. Die USA und Großbritannien gehen bei diesen Plänen voran.
Hilfspaket für Ukraine scheitert im US-Senat
Die Demokraten von US-Präsident Joe Biden scheiterten im Senat mit einem milliardenschweren Hilfspaket für die Ukraine. Wie erwartet bekam ein Gesetzesentwurf, der auch Hilfen für Israel und schärfere Regelungen in der Einwanderungspolitik enthält, bei einer Abstimmung in der Parlamentskammer nicht die notwendige Mehrheit. Die Republikaner blockierten den Entwurf. Der frühere US-Präsident Donald Trump, der für die Republikaner erneut ins Weiße Haus einziehen will, hatte zuvor Stimmung gegen die Einigung gemacht.
Die Freigabe neuer US-Hilfen für die Ukraine wird vom innenpolitischen Streit zwischen Demokraten und Republikanern im Parlament blockiert. Am Sonntag hatten Senatoren einen Vorschlag für ein Hilfspaket von 118 Milliarden US-Dollar vorgelegt. Es enthielt Militärhilfen für die Ukraine und Israel ebenso wie Mittel für einen besseren Schutz der Südgrenze der USA gegen illegale Migration. Am Montag teilte die republikanische Führung im Repräsentantenhaus aber mit, sie halte jede Prüfung des Entwurfs für Zeitverschwendung. Auch der US-Senat solle ihn ablehnen.
In Italien wurde hingegen der Weg für weitere umfangreiche Militärhilfen an die Ukraine freigemacht. In der Parlamentskammer in Rom stimmten 218 Abgeordnete für einen Erlass, der es der Rechtsregierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni grundsätzlich erlaubt, der Regierung in Kiew weitere militärische Güter und Ausrüstung für den Krieg gegen Russland zu überlassen. 42 stimmten dagegen.
IAEA-Chef Grossi erkundet Lage im AKW Saporischschja
Der Chef der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA), Rafael Grossi, besuchte derweil erneut das von russischen Truppen besetzte Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine. Es war sein vierter Besuch in der größten Atomanlage Europas seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022. Grossi äußerte sich nicht zu seinen Befunden. Es sei um den Schutz der Anlage, die nukleare Sicherheit, den Zustand der Reaktoren und der Kühlanlage sowie um die Qualifikation der Bedienmannschaft und andere Aspekte gegangen. «Solange dieser Konflikt nicht endet, ohne dass es einen Atomunfall mit radiologischen Konsequenzen gibt, können wir nicht sagen, dass unser Job getan ist», sagte er.
Russische Truppen halten das AKW mit sechs 1000-Megawatt-Reaktoren seit Anfang März 2022 besetzt. Die Weltöffentlichkeit ist alarmiert, weil die Anlage immer wieder beschossen wurde. Die russische und die ukrainische Seite machten sich dafür gegenseitig verantwortlich. Seit September 2022 sind ständig Beobachter der IAEA in dem abgeschalteten Werk, haben aber nach eigenen Angaben nicht überall Zugang.