Merz telefoniert mit Trump
Kanzler Merz telefonierte erstmals mit Trump über den US-Friedensplan. Das Telefonat sei «vertrauensvoll und verbindlich» gewesen und es seien «nächste Schritte» der Abstimmung auf Ebene der Berater verabredet worden, sagte Regierungssprecher Stefan Kornelius anschließend. Merz ist den Angaben zufolge der erste europäische Nato-Verbündete der USA, der mit dem Präsidenten über den Plan gesprochen hat. Die Europäer waren von dem Vorstoß Trumps überrascht worden. Sie arbeiten nach Angaben aus deutschen Regierungskreisen nun an einem eigenen Vermittlungspapier, das noch in Abstimmung sei.
Merz und andere führende Staats- und Regierungschefs aus Europa werden an diesem Samstag auch am Rande des G20-Gipfels im südafrikanischen Johannesburg zu Krisengesprächen zusammenkommen. Das kündigten EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Ratspräsident António Costa nach einem Gespräch mit Selenskyj an.
Kontaktlinie soll Ausgangspunkt für Verständigung sein
Merz, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der britische Premierminister Keir Starmer waren sich zuvor bei einem Telefonat mit Selenskyj einig gewesen, «dass jede Vereinbarung, die die europäischen Staaten, die Europäische Union oder die Nato betrifft, einer Zustimmung der europäischen Partner beziehungsweise eines Konsenses der Alliierten bedarf», wie es in einer schriftlichen Erklärung hieß.
Merz, Macron und Starmer wollten weiterhin das Ziel verfolgen, «vitale europäische und ukrainische Interessen» langfristig zu wahren. Dazu gehöre unter anderem, dass die sogenannte Kontaktlinie zwischen den Truppen beider Seiten Ausgangspunkt einer Verständigung sein müsse. Zudem müssten die ukrainischen Streitkräfte imstande bleiben, die Souveränität der Ukraine wirkungsvoll zu verteidigen.
Die ukrainische Botschafterin in den USA, Olha Stefanischyna, schloss Grenzverschiebungen kategorisch aus. «Die territoriale Integrität der Ukraine und eine Änderung der ukrainischen Grenzen sind keine Themen, die zur Diskussion stehen sollten», sagte die Diplomatin in Washington. Kiew vertrete weiter die Position, den russisch-ukrainischen Krieg an der aktuellen Frontlinie zu stoppen. «Es mag detailliertere Gespräche darüber geben, wo genau diese Linie verläuft, aber das ist derzeit Teil dieses Dialogs», sagte Stefanischyna.
USA, Russland und China bei G20 nicht prominent vertreten
An dem Treffen am Rande des G20-Gipfels werden nach Angaben von EU-Beamten neben Merz und den EU-Spitzen die Staats- und Regierungschefs von Frankreich, Italien und Großbritannien erwartet. Zudem sind Irland, Finnland, die Niederlande, Spanien und Norwegen eingeladen, die in diesem Jahr als Gastländer bei der G20-Gruppe führender Industrie- und Schwellenländer dabei sind. Die Diskussion zum Ukraine-Krieg dürfte das Treffen überschatten.
Mit den USA, China und Russland sind die drei mächtigsten Staaten der G20-Gruppe jedoch nicht auf Chefebene vertreten: Der chinesische Präsident Xi Jinping schickt die Nummer zwei im Staat, Ministerpräsident Li Qiang. Putin stufte die Präsenz in Johannesburg noch deutlich weiter herunter und lässt sich vom stellvertretenden Leiter der Präsidialverwaltung, Maxim Oreschkin, vertreten. Die US-Regierung unter Trump boykottiert den Gipfel komplett.