Nach dem Angriff in Katar fordert Israels Premier Netanjahu von Doha die Ausweisung der Hamas-Führung. Katar reagiert mit scharfen Worten. Derweil spricht Netanjahu von «Strandgrundstücken» in Gaza.
Israel erhöht ungeachtet internationaler Kritik an seinem offenbar fehlgeschlagenen Luftangriff in Katar auf die Führungsspitze der islamistischen Terrororganisation Hamas den Druck. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu rief Katar nach Angaben seines Büros auf, die Hamas-Anführer auszuweisen und warnte: «Ich sage Katar und all den Ländern, die Terroristen Unterschlupf gewähren, entweder weist ihr sie aus oder zieht sie zur Rechenschaft. Denn wenn ihr es nicht tut, dann werden wir es tun.» Katars Außenministerium wies seine «rücksichtslosen Äußerungen» scharf zurück.
Katar verurteile «die ausdrücklichen Drohungen mit künftigen Verletzungen der staatlichen Souveränität», heißt es in einer auf X veröffentlichten Erklärung des Außenministeriums. Netanjahus Worte seien ein «beschämender Versuch», Israels Angriff in der katarischen Hauptstadt vom Dienstag zu rechtfertigen.
Israels Luftwaffe hatte versucht, die Führungsspitze der Hamas in Doha anzugreifen. Ein Ziel war Berichten zufolge Chalil Al-Haja, der höchste Hamas-Führer im Ausland, der auch die Hamas-Delegation bei den indirekten Verhandlungen mit Israel über eine Waffenruhe leitet. Nach Hamas-Angaben schlug die Attacke jedoch fehl, es sei kein Mitglied der Delegation getötet worden. Sechs Menschen seien aber ums Leben gekommen, darunter Al-Hajas Sohn und sein Büroleiter. Der Angriff war international verurteilt worden.
Katars Premier: Netanjahu zerstört Hoffnung für Geiseln
Nach Einschätzung des katarischen Ministerpräsidenten Mohammed bin Abdulrahman Al Thani könnte der Angriff negative Folgen für die Geiseln im Gazastreifen haben. «Ich denke, das, was Netanjahu gestern getan hat, hat jede Hoffnung für diese Geiseln zunichtegemacht», sagte er am Mittwoch in einem Interview des US-Fernsehsenders CNN. Katar vermittelt zusammen mit Ägypten und den USA im Gaza-Krieg zwischen Israel und der Hamas.
Ex-Militärsprecher: Israel fährt umfassende Druckkampagne
In Gaza befinden sich noch 48 Geiseln, davon sind 20 nach israelischen Informationen noch am Leben. Angehörige hatten nach dem Angriff große Sorge über deren Schicksal geäußert. Al Thani hatte kurz nach Israels Angriff angedeutet, dass Katar an seiner Rolle als Vermittler festhalten könnte. Am Tag darauf sagte er laut CNN, man werde «alles neu bewerten», was Katars Engagement in künftigen Waffenruheverhandlungen betreffe. Man sei im «sehr detaillierten Gespräch» mit der US-Regierung darüber, wie es weitergehen soll.
«Das ultimative Ziel ist es, die Hamas dazu zu bringen, unseren Bedingungen zuzustimmen, und was Israel derzeit tut, ist eine umfassende Druckkampagne», zitierte das «Wall Street Journal» Jonathan Conricus, ehemaliger Sprecher des israelischen Militärs, der an der Denkfabrik Foundation for the Defense of Democracies in Washington tätig ist. Der israelische Sender Channel 12 hatte ranghohe Verteidigungsbeamte zitiert, wonach der Angriff Hamas-Funktionären gegolten habe, die Kompromisse bei den Gesprächen über ein Gaza-Abkommen abgelehnt hätten und ein Hindernis für ein Abkommen seien.
Bericht: Trump führte hitziges Telefonat mit Netanjahu
US-Präsident Donald Trump führte nach Informationen des «Wall Street Journal» nach dem Angriff ein hitziges Telefonat mit Netanjahu. Darin habe Trump seine «tiefe Frustration» darüber zum Ausdruck gebracht, von Israels Angriff überrascht worden zu sein. Die Entscheidung, politische Hamas-Anführer in Doha anzugreifen, sei nicht weise gewesen, habe Trump zu Netanjahu gesagt, hieß es unter Berufung auf ranghohe US-Beamte.