Jimmy Lai gilt als Symbol der Demokratie-Bewegung Hongkongs. Prominente wie Donald Trump wollten sich für seine Freilassung starkmachen. Nach einem Gerichtsurteil droht Lai nun die Höchststrafe.
Hongkongs prodemokratischer Verleger Jimmy Lai ist im Verfahren um Verstöße gegen das nationale Sicherheitsgesetz schuldig gesprochen worden. Die Richter sahen die Schuld des 78-Jährigen in allen drei Anklagepunkten als erwiesen an. Er musste sich in zwei Punkten gegen Verschwörung zur Zusammenarbeit mit ausländischen Kräften und in einem Punkt gegen Veröffentlichung aufrührerischer Publikationen verantworten. Kritiker sprachen von erfundenen Vorwürfen und forderten von anderen Ländern eine Reaktion. Jimmy Lai gilt als Symbol der Demokratiebewegung in der chinesischen Sonderverwaltungszone.
Das Strafmaß gegen Lai wird zu einem späteren Zeitpunkt verkündet. Laut Berichten setzte das Gericht eine Anhörung zur Milderung der Strafe für den 12. Januar an. Dem Medienmogul droht lebenslange Haft. Der Gründer der prodemokratischen Zeitung «Apple Daily» hatte sich in allen Anklagepunkten nicht schuldig bekannt. Auch drei Unternehmen wurden verurteilt, wie aus dem 856 Seiten langen Urteil hervorging.
Wie das Gericht die Entscheidung begründet
Die Richter sehen es als erwiesen an, dass Jimmy Lai über Jahre hinweg gezielt an Verschwörungen gegen die Regierung in Peking und die Führung in Hongkong beteiligt war. Nach ihrer Auffassung verfolgte er das Ziel, auf den «Sturz der Kommunistischen Partei Chinas» hinzuwirken. Lai habe dabei nicht nur politische Meinungen geäußert, sondern als «Mastermind», also als maßgebliche treibende Kraft, gehandelt und die Plattformen der Zeitung «Apple Daily» bewusst genutzt, um diese Absichten umzusetzen.
Das Gericht verwies auch auf Lais enge Kontakte in die USA. Aus WhatsApp-Nachrichten gehe hervor, dass sein Vertrauter Mark Simon in Washington intensiv daran gearbeitet habe, Treffen mit hochrangigen US-Politikern zu arrangieren. Genannt wurden Begegnungen im Weißen Haus sowie Treffen mit dem damaligen US-Vizepräsidenten Mike Pence und Ex-Außenminister Mike Pompeo. Diese Aktivitäten werteten die Richter als Teil einer Verschwörung, ausländische Staaten zu Sanktionen und anderen «feindlichen Handlungen» gegen China und Hongkong zu bewegen.
Ein Prozess in Überlänge
Lai sitzt bereits seit knapp fünf Jahren im Gefängnis und wurde in der Zwischenzeit in anderen Fällen zu Haftstrafen verurteilt. Im Dezember 2023 begann schließlich der Prozess wegen Verstößen gegen das nationale Sicherheitsgesetz, der am 28. August nach mehr als 150 Verhandlungstagen zu Ende ging - angesetzt waren ursprünglich 80 Tage.
Im November 2024 hatte sich Lai erstmals selbst vor Gericht geäußert. Seine Aussage erstreckte sich über 52 Verhandlungstage. Seine Zeitung «Apple Daily» habe die Grundwerte Rechtsstaatlichkeit, Freiheit, Streben nach Demokratie sowie Religions-, Rede und Versammlungsfreiheit hochgehalten, sagte er. Er habe stets jede Form von Gewalt abgelehnt, erklärte Lai. «Apple Daily» war 2021 zwangsweise eingestellt worden, nachdem die Behörden wegen Verstößen gegen das Sicherheitsgesetz ermittelt hatten.
Zuletzt sorgten sich seine Unterstützer besonders um Lais Gesundheit. Der 78-Jährige leidet an Diabetes und kämpft mit Herzproblemen. Nach Angaben seiner Unterstützer, verlor er zudem stark an Gewicht. «Jimmy Lai muss freigelassen werden, bevor sein Leiden zu einem Todesurteil wird», erklärten sie auf der Online-Plattform X.