Kirk als «Märtyrer»
Erneut geht der Republikaner auf die «radikale Linke» ein, deren Rhetorik er bereits kurz nach dem Attentat für ebendieses verantwortlich gemacht hatte. Kirk, sagt Trump jetzt, sei ein «Märtyrer für die amerikanische Freiheit», der von einem «radikalisierten, kaltblütigen Monster auf abscheuliche Weise ermordet» worden sei.
Es ist auch diese Art der Rhetorik, die Beobachter zu der Einschätzung bringt, das Attentat werde zu einem Hebel für seine Regierung, um Meinungsfreiheit, die Presse und letztlich unliebsame Opposition einzuschränken.
In diesem Zusammenhang erklärt Trump dann auch, in welcher Frage er mit Kirk nicht übereingestimmt habe: Wie mit politisch Andersdenkenden umzugehen sei. Kirk habe seine Gegner nicht gehasst, sondern das Beste für sie gewollt, sagt der mächtigste Mann der Welt. Er fügt unverblümt hinzu: «Da war ich anderer Meinung als Charlie. Ich hasse meine Gegner und wünsche ihnen nicht das Beste.»
Erika Kirk vergibt dem Mörder, andere nicht
Dann wendet sich Trump an Erika Kirk, die erst Momente zuvor dem mutmaßlichen Mörder ihres Ehemannes unter Tränen vergeben und zu Liebe statt Hass aufgerufen hat. «Es tut mir leid, Erika», sagt Trump nun. Vielleicht könne sie ihn ja davon überzeugen, dass seine Haltung falsch sei. Er könne seine Gegner aber nun mal einfach nicht leiden.
Immer wieder schwingt es mit bei den religiös stark aufgeladenen Ansprachen: Gut gegen Böse. Das Gute sind wir. Und dann gibt es da noch «die Anderen». Wie mit diesen Anderen verfahren werden soll, da haben verschiedene Redner verschiedene Ansichten. So hört man von manchen Rednern mäßigende Töne, die zur Einheit aufrufen. Aber es gibt auch Kampfansagen.
«Wir werden über die Mächte des Unrechts und des Bösen siegen», sagt etwa Trumps Vize-Stabschef Stephen Miller. Er erklärt, die Tränen über Kirks Tod hätten sich in ein «Feuer» verwandelt, das die «Feinde» nicht verstehen könnten. Er spricht von einer «Armee», die entstanden sei.
Die Rednerliste reicht vom US-Präsidenten bis zu Aktivisten aus dem ultrarechten Spektrum, die dafür bekannt sind, in rechtsextremen Kreisen gängige Verschwörungserzählungen zu verbreiten.
Am Ende kann sich jeder Besucher aussuchen, was er von der Trauerfeier mitnimmt. Ein Fox-News-Reporter fragt einen Besucher, was er davon hält, dass Erika Kirk dem Täter vergeben habe. «Wie Trump meinte: Ich hätte das wahrscheinlich nicht geschafft», antwortet der Mann. «Aber hey, sie ist eine echte Christin - leider mehr als ich.»