Todesdrohungen, Einzelhaft und Thunfisch aus der Dose: Wie Sarkozy seine Tage im Hochsicherheitsbereich verbringt und warum er trotzdem auf baldige Freiheit hoffen darf.
Bleibt Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy nach seiner Verurteilung zu fünf Jahren Gefängnis wegen der Libyen-Affäre weiter in Haft, oder kommt er bis zum Berufungsprozess im nächsten Jahr raus? Darüber entscheidet heute ein Gericht in Paris. Wie sind die Aussichten für den Ex-Präsidenten - und wie verlief seine Zeit hinter Gittern bisher?
Wieso sitzt Sarkozy in Haft?
In der Affäre um mutmaßliche illegale Finanzhilfen aus Libyen für den Präsidentschaftswahlkampf 2007 hatte ein Pariser Gericht Sarkozy wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung zu fünf Jahren Haft verurteilt. Das Gericht ging davon aus, dass Sarkozy und enge Vertraute versucht hatten, sich Gelder des damaligen libyschen Machthabers Muammar Gaddafi zu verschaffen. Ein Zeuge hatte 2016 von Koffern mit insgesamt fünf Millionen Euro gesprochen, die er ins Pariser Innenministerium gebracht hätte, das damals von Sarkozy geführt wurde. Das Gericht erließ einen Haftbefehl und ordnete an, die Strafe vorläufig zu vollstrecken. Sarkozy ging in Berufung, er bestreitet die Vorwürfe.
Wieso könnte er jetzt wieder aus dem Gefängnis kommen?
Weil Sarkozy das Urteil anficht, gilt er nicht als verurteilter Straftäter, sondern lediglich als Verdächtiger. In Haft musste er wegen des Haftbefehls mit vorläufiger Vollstreckung trotzdem. Mit Haftantritt konnten seine Anwälte dann aber einen Antrag stellen, dass Sarkozy vorerst wieder aus dem Gefängnis kommt.
Wie stehen denn die Chancen des Altpräsidenten?
Fachleute halten es für sehr wahrscheinlich, dass Sarkozy seine Zelle bald wird verlassen können. Das liegt daran, dass für den Haftbefehl mit vorläufiger Vollstreckung und die Entlassung aus der Haft unterschiedliche Rechtsgrundlagen gelten. Das Gericht hatte seine Entscheidung mit der Schwere der Taten und der Störung der öffentlichen Ordnung begründet.
Die Schwere der Tat ist kein Grund, einen Menschen in Gewahrsam zu behalten. Stattdessen geht es bei dieser Frage um das Fluchtrisiko, die Gefahr, dass Verdächtige sich untereinander absprechen, ihre Taten erneut begehen, Beweise vernichten, Zeugen oder Opfer unter Druck setzen oder nicht vor Gericht erscheinen. Da die Ermittlungen gegen Sarkozy abgeschlossen sind und der frühere Staatschef stets vor Gericht erschienen ist, stehen seine Chancen nicht schlecht, das Gefängnis La Santé bald zu verlassen.
Steht Sarkozy dann weiter unter Aufsicht?
Vermutlich. Medien spekulieren, dass er unter Justizaufsicht stünde. Demnach könnte er eine Fußfessel bekommen und sein Haus nur zu bestimmten Zeiten verlassen dürfen. Auch andere Auflagen könnten gelten, etwa, dass er sich regelmäßig bei den Behörden melden muss.
Wie wird Sarkozys Sicherheit hinter Gittern gewährleistet?
Der 70-Jährige ist in einem isolierten und besonders geschützten Bereich des Gefängnisses untergebracht, was jeden Kontakt mit anderen Häftlingen verhindert. In einer Nachbarzelle sind zwei bewaffnete Polizisten zu seinem Schutz positioniert.