G7-Staaten wollen längere Feuerpause
Vor dem Auslaufen der Feuerpause sprach sich die Gruppe sieben wirtschaftsstarker Demokratien (G7) in der Nacht für eine Verlängerung des Abkommens aus und forderte die Freilassung aller Geiseln. «Wenn es längere Pausen gibt, die über diese zwei Tage hinausgehen, dann wissen Sie, dass wir dafür sind, und wir werden weiter daran arbeiten», sagte Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der Vereinigten Staaten, John Kirby. Die US-Regierung wolle, dass alle Geiseln freikommen. Dasselbe forderten die G7-Außenminister der USA, Deutschlands, Frankreichs, Italiens, Japans, Großbritanniens und Kanadas.
Washington hoffe, dass weitere Geiseln mit US-Staatsbürgerschaft freikommen, sagte Kirby. Bisher ist ein vier Jahre altes US-amerikanisches Mädchen, das die Ermordung seiner Eltern beim Hamas-Massaker miterlebte, unter den Freigelassenen gewesen. Die Regierung geht davon aus, dass noch zwei weitere Frauen mit US-Staatsbürgerschaft festgehaltenen werden. Weitere sieben mit einem US-Pass gelten als vermisst - es ist nicht klar, ob sie unter den Geiseln sind.
Steinmeier bittet Katar um weitere Vermittlung für Geisel-Freilassung
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Führung Katars um weitere Bemühungen zur Freilassung der deutschen Geiseln aus der Hand der Terrororganisation Hamas gebeten. «Ich bin sicher nach diesem Gespräch, dass Katar alles unternehmen wird, um auch zur Freilassung der deutschen Geiseln beizutragen», sagte Steinmeier in Katar nach einem Treffen mit Emir Tamim bin Hamad Al Thani. «Aber wir müssen verstehen, in einer solch schwierigen Verhandlungssituation kann es dazu auch keine Garantien geben.»
Steinmeier betonte, er habe in seinen Gesprächen gebeten, die Bemühungen zur Befreiung von Geiseln insgesamt fortzusetzen, insbesondere auch mit Blick auf die deutschen Staatsangehörigen unter den Verschleppten. «Ich hoffe, dass wir dazu in den nächsten Tagen Nachrichten, gute Nachrichten erwarten können», sagte er.
Netanjahu beharrt auf militärischer Zerstörung der Hamas
Netanjahu bekräftigte trotz laufender Feuerpause das Ziel der militärischen Zerstörung der Hamas. Wie lange die Feuerpause dauern könne, sagte er nicht. «Wir haben vereinbart, dass die Frauen und Kinder und die ausländischen Geiseln zuerst freigelassen werden. Nachdem das geschehen ist, werden wir die Kämpfe fortsetzen», sagte Netanjahu dem Sender Welt TV in einem am Dienstag veröffentlichten Interview, das auf Englisch geführt und von Welt TV ins Deutsche übersetzt wurde.
Die Hamas habe die schlimmsten Morde verübt und werde das wieder tun, sagte der konservative Regierungschef. «Wir haben überhaupt keine Wahl, als die Hamas zu vernichten», sagte er. Dabei werde Israel weiter alles dafür tun, Zivilisten im Gazastreifen möglichst zu schonen. Allerdings sind dort nach Hamas-Angaben schon fast 15.000 Menschen getötet und rund 36.000 Menschen verletzt worden. Weitere 7000 Bewohner des Küstenstreifens gelten als vermisst.
Erdogan: Netanjahu geht als «Schlächter von Gaza» in Geschichte ein
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu persönlich zum Verantwortlichen für die Toten im Gazastreifen erklärt. «Netanjahu, der eine der größten Gräueltaten des letzten Jahrhunderts begangen hat, ist bereits als Schlächter von Gaza in die Geschichte eingegangen», sagte Erdogan in Ankara. Dieser «Schandfleck» hafte nicht nur an Netanjahu, sondern auch jenen, die ihn bedingungslos unterstützt hätten.
Hamas nahm israelische Jugendliche mit Hund als Geisel
Eine kleine Überraschung gab es beim Geisel-Austausch am Dienstag: Eine der Freigelassenen hatte während der 52 Tage in Gefangenschaft ihren Hund Bella bei sich. Netanjahus Büro veröffentlichte ein Foto der 17-Jährigen, wie sie zurück in Israel mit ihrer ebenfalls freigelassenen Mutter und ihrem Shih-Tzu-Hund Bella zu sehen ist. Die junge Frau war zusammen mit anderen Familienangehörigen in den Gazastreifen verschleppt worden und hatte den Hund bei sich behalten.
Mehr humanitäre Hilfe für den Gazastreifen
Wegen der katastrophalen Lage im Gazastreifen stockt das Auswärtige Amt seine humanitäre Hilfe um weitere 18 Millionen Euro auf. Die Zivilbevölkerung soll dadurch mit überlebenswichtigen Gütern wie Wasser, Nahrung, Medikamenten und Kleidung versorgt werden, wie ein Ministeriumssprecher in Berlin sagte.
Die humanitäre Hilfe für die palästinensischen Gebiete im laufenden Jahr steige damit auf insgesamt 179 Millionen Euro. Vor diesem Hintergrund begrüßte der Sprecher die Verlängerung der Waffenruhe. «Sie muss aus unserer Sicht so lange wie möglich anhalten, damit wir die dringend benötigte Hilfe zu den Menschen in Gaza bringen können.»
Bei den deutschen Staatsbürgern, die sich noch immer in den Palästinensergebieten befinden, geht das Auswärtige Amt weiter von einer Zahl im «niedrigen dreistelligen Bereich» aus. Den Angaben zufolge konnten bislang mehr als 400 deutsche Staatsangehörige ausreisen.