EU stimmt für Wiederzulassung hochgefährlicher Pestizide: "kann vermutlich Krebs erzeugen"

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EU und Grüne Minister stimmen für Zulassung "hochgefährlicher" Pestizide: "kann Krebs erzeugen"
Einige Wirkstoffe können "das Kind im Mutterleib" oder "den Säugling durch die Muttermilch" schädigen.
EU und Grüne Minister stimmen für Zulassung "hochgefährlicher" Pestizide: "kann Krebs erzeugen"
rostichep/Erich Westendarp/Pixabay

Das Münchner Umweltinstitut geht mit einem aktuellen Beschluss der Europäischen Union hart ins Gericht: 14 Pestizide, die hochgefährlich für die Gesundheit sind und sogar zu Krebs führen können, gelten weiterhin als zugelassen. Zudem schockiert die Tatsache, dass die abstimmenden Vetreter*innen grünen Ministerien unterstehen.

Die EU-Mitgliedstaaten sprachen sich mehrheitlich dafür aus, dass die Zulassung von 14 Pestizid-Wirkstoffen verlängert wird. Diese sind so gefährlich, dass sie der Meinung des Umweltinstituts München zufolge durch weniger giftige Stoffe ersetzt werden müssten. Das Umweltinstitut bezeichnet die Entscheidung am Freitag (22. Juli) als unverantwortlich und kritisiert, dass die deutschen Vertreter*innen des Umwelt- und des Landwirtschaftsministeriums dieser Verlängerung zugestimmt haben. Beide Ministerien werden von Grünen geführt.

In der Europäischen Union sind derzeit mehr als 50 verschiedene Pestizid-Wirkstoffe zugelassen, die als besonders problematisch für Gesundheit und Umwelt eingestuft sind. Laut dem Substitutionsprinzip der EU müssen solche Pestizide durch weniger schädliche Alternativen ersetzt werden. Tatsächlich hätten zumindest 14 dieser Wirkstoffe bald vom Markt verschwinden müssen, denn ihre Genehmigung endet noch in diesem Jahr.

Grünen-Politiker stimmen für krebserregende Pestizide in der deutschen Landwirtschaft

Vergangene Woche haben die EU-Mitgliedstaaten im dafür zuständigen Ausschuss für Pflanzen, Tiere, Lebens- und Futtermittel (PAFF) jedoch mehrheitlich beschlossen, die Zulassung dieser Pestizid-Wirkstoffe zu verlängern. Darunter sind Wirkstoffe, deren Gefahreneinstufung von "kann das Kind im Mutterleib schädigen" (8-hydroxyquinoline) über "kann Säuglinge über die Muttermilch schädigen" (Etofenprox) bis hin zu "kann vermutlich Krebs erzeugen" (Chlorotoluron) reicht.

Aus dem Abstimmungsergebnis geht hervor, dass auch die deutsche Bundesregierung, die durch Vertreter*innen aus dem Umwelt- und dem Landwirtschaftsministerium (beides Grüne) an der Entscheidung beteiligt war, für die Zulassungsverlängerung gestimmt hat.

Dazu Christine Vogt, Referentin für Landwirtschaft am Umweltinstitut: "Dass diese gefährlichen Pestizide noch ausgebracht werden dürfen, ist an sich schon hochproblematisch. Dass ihre Zulassung nun auch noch verlängert wurde, ist schlicht unverantwortlich. Außerdem widerspricht dies ganz klar den Zielen der europäischen Farm-to-Fork-Strategie, mit der die Gefahren reduziert werden sollen, die von Pestiziden ausgehen."

Gleich mehrere hochgiftige Stoffe in Pestizid-Mischungen

Die Wirkstoffe sind also für ein weiteres Jahr EU-weit zugelassen. Zehn der Wirkstoffe kommen derzeit auch in Pestizid-Mischungen zum Einsatz, die in Deutschland ausgebracht werden dürfen. Im Extremfall enthalten diese Mischungen bis zu drei verschiedene Substitutionskandidaten gleichzeitig: so das Mittel Trinity, das als Herbizid im Getreideanbau eingesetzt wird. Darin sind die Wirkstoffe Chlortoluron, Diflufenican und Pendimethalin enthalten. Auch das Mittel Landor CT enthält drei verschiedene Substitutionskandidten: Tebuconazol, Difenoconazol und Fludioxonil. Das Mittel wird als Fungizid ebenfalls im Getreideanbau verwendet.