Die Krisen der letzten Jahre haben die meisten Menschen schwer getroffen - nicht aber die Reichsten der Welt. Ein aktueller Bericht von Oxfam zeigt, wie gefährlich diese Entwicklung für die Menschheit sein kann.
Die Krisen und Kriege der vergangenen Jahre haben die Schere zwischen Arm und Reich auf der Welt noch weiter auseinandergetrieben. Das geht aus einem Bericht hervor, den die Entwicklungsorganisation Oxfam am Montag (15. Januar 2024) vor dem Start des Weltwirtschaftsforums in Davos veröffentlichte.
Demnach haben die fünf reichsten Menschen der Welt - allesamt Männer - ihr Vermögen seit 2020 mehr als verdoppelt. Laut dem Magazin Forbes sind die reichsten der Reichen folgende Personen (Stand Januar 2024):
- Elon Musk
Inhaber von Tesla, SpaceX, X (ehemals Twitter) und weiteren Unternehmen; geschätztes Vermögen von 210 Milliarden Euro
- Bernard Arnault
Inhaber des Konzerns LVMH, zu dem Marken wie Louis Vitton, Dior und Sephora gehören; geschätztes Vermögen von 166 Milliarden Euro
- Jeff Bezos
Gründer von Amazon; geschätztes Vermögen von 161 Milliarden Euro
- Larry Ellison
Mitbegründer und Vorsitzender des Software-Konzerns Oracle; geschätztes Vermögen von 123 Milliarden Euro
- Mark Zuckerberg
Gründer von Facebook und Geschäftsführer des dazugehörigen Konzerns Meta; geschätztes Vermögen von 121 Milliarden Euro
Die Liste unterscheidet sich bereits jetzt deutlich vom Milliardär-Ranking 2023, das im Oktober entstand. So konnte Musk vom zweiten Platz aufsteigen und ist inzwischen um rund 50 Milliarden Dollar reicher. Zuckerberg konnte sein Vermögen sogar mehr als verdoppeln und stieg von Platz 16 wieder in die Top 5. Gleichzeitig wurden fast fünf Milliarden Menschen, die ärmsten 60 Prozent, noch ärmer.
Dem Oxfam-Bericht liegen Daten aus verschiedenen Quellen zugrunde. So führte Oxfam etwa Forbes-Schätzungen zum Vermögen von Milliardären mit Schätzungen der Bank Credit Suisse zum weltweiten Vermögen zusammen. Bei ihrer Auswertung kommt die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation zu dem Schluss, dass die Welt bei der aktuellen Wachstumsrate schon in zehn Jahren ihren ersten Dollar-Billionär haben könnte. Die globale Armut dagegen wäre auch in 230 Jahren noch nicht vollständig überwunden.
Bernie Sanders zu Oxfam-Bericht: Milliardäre werden reicher, Arme leben in Verzweiflung
"Milliardäre werden reicher, die Arbeiterklasse hat zu kämpfen und die Armen leben in Verzweiflung. Das ist der unglückliche Zustand der Weltwirtschaft", schreibt US-Senator Bernie Sanders im Vorwort des Berichts. Niemals zuvor habe es eine solche Ungleichheit bei Einkommen und Vermögen gegeben. Auch die Gier, Arroganz und Verantwortungslosigkeit seien beispiellos.
Die fünf reichsten Männer haben den Oxfam-Daten zufolge seit 2020 einen Gewinn von durchschnittlich 14 Millionen US-Dollar pro Stunde gemacht. Ihr Vermögen stieg von 405 Milliarden Dollar im Jahr 2020 auf zuletzt 869 Milliarden Dollar. Das Vermögen aller Milliardäre insgesamt wuchs dreimal so schnell wie die Inflationsrate.
Zugleich hätten 4,77 Milliarden Menschen, die ärmsten 60 Prozent der Menschheit, seit 2020 zusammen 20 Milliarden Dollar Vermögen verloren. Bei 791 Millionen Arbeitern hielten die Löhne laut Oxfam nicht mit der Inflationsrate mit. Jeder von ihnen habe in zwei Jahren im Schnitt fast einen Monatslohn eingebüßt.