Beängstigende Entwicklung in Südafrika: Sind Kinder besonders stark von Omikron betroffen?
Autor: Redaktion
Südafrika, Donnerstag, 16. Dezember 2021
Das Omikron-Virus verbreitet sich zunehmend. Neueste Daten aus Südafrika zeigen eine beängstigende Entwicklung: Immer mehr infizierte Kinder einer bestimmten Altersgruppe landen im Krankenhaus. Ist die neue Virus-Variante für die Kleinsten gefährlicher als bisherige Varianten?
           
Ist sie infektiöser, umgeht sie den Impfschutz und verursacht sie schwerere Verläufe als die bisherigen Varianten? Auf all diese Fragen im Zusammenhang mit Omikron gibt es noch keine wissenschaftlich belegbaren Antworten. Dennoch deuten neue Berichte aus Südafrika darauf hin, dass Letzteres der Fall sein könnte. Denn angeblich soll die Anzahl der Kinder, die wegen Omikron im Krankenhaus behandelt werden müssen, dort rasant ansteigen.
"Es gibt eine Zunahme bei Krankenhauseinlieferungen von Kindern der Altersgruppe bis fünf Jahre", erläutert die Wissenschaftlerin Michelle Groome vom Nationalen Institut für übertragbare Krankheiten (NICD) nach Angaben von Focus Online. Das bestätigt auch das südafrikanische Gesundheitsministerium. So sollen im Großraum um die Hauptstadt Pretoria in den vergangenen zwei Wochen circa 100 Kinder in dieser Altersgruppe mit Covid-19 ins Krankenhaus gekommen sein. Nach der Altersgruppe der über 60-Jährigen stellten junge Kinder dort also nun die zweitgrößte Patienten-Gruppe dar.
Seit Beginn der Pandemie mussten verhältnismäßig wenig Kinder aufgrund von Corona ins Krankenhaus
Eine besorgniserregende Entwicklung. Denn das sind tatsächlich hohe Zahlen, wenn man bedenkt, dass Kinder eigentlich ein geringes Risiko haben, so schwer an Corona zu erkranken, dass sie ins Krankenhaus müssen. Laut Deutscher Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) sind seit Pandemiebeginn in Deutschland insgesamt nur 2169 Kinder stationär aufgenommen worden - 100 davon mussten auf die Intensivstation (aktueller Lagebericht bis 5.12.). Das sind über diesen langen Zeitraum seit Pandemiebeginn also verhältnismäßig wenig Kinder.
Der größte Teil davon (38 Prozent) waren Kinder unter einem Jahr. Da ihr Immunsystem noch nicht ausgereift ist, haben sie ein größeres Erkrankungsrisiko als ältere Kinder und somit auch ein höheres Risiko ins Krankenhaus zu kommen. Dementsprechend nimmt der Anteil der Fälle mit jedem weiteren Lebensjahr ab. So waren 9 Prozent der Fälle 1 Jahr alt, 5 Prozent waren 2 Jahre, 4 Prozent 3 Jahre, 3 Prozent 4 Jahre und 2 Prozent 5 Jahre.
Im Vergleich dazu scheint die Anzahl der hospitalisierten Kinder in Südafrika durch Omikron innerhalb kurzer Zeit also relativ hoch. Das beobachten auch Kindermediziner hierzulande mit Sorge. "Aus Südafrika wird in der Tat ein höherer Anteil an jungen Kindern mit positiven Sars-CoV-2-Test gemeldet als in den vorherigen Wellen", bestätigt auch Burkhard Rodeck, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) gegenüber Focus Online.
Ob diese Fälle tatsächlich auf die neue Virus-Variante zurückzuführen sind, ist nicht bewiesen
Es würde zwar berechtigterweise spekuliert, dass dies an Omikron liege – aber ohne, dass jeweils eine Genotypisierung des Virus vorläge, schränkt Rodeck ein. Das heißt: Ob diese Fälle tatsächlich auch auf Omikron zurückzuführen sind, ist nicht erwiesen. Auch wisse man nichts über den eigentlichen Grund der Krankenhausaufnahme: "Es wird nicht unterschieden zwischen Aufnahme wegen einer Covid-19-Erkrankung oder einem positivem Testergebnis im Rahmen einer stationären Aufnahme aus anderen Gründen", gibt der Mediziner zu bedenken. Es gäbe also noch keine zuverlässige Datenbasis und daher noch viel Interpretationsspielraum.
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Sollte sich aber Omikron tatsächlich als infektiöser herausstellen, müsse man auch mit einer höheren Infektionsrate bei Kinder rechnen. "Wenn Omikron infektiöser ist als die vorher bekannten Varianten, wird es auch in der Gesamtbevölkerung zunehmende Infektionen im jungen Kindesalter geben, gegebenenfalls aber auch ohne Erkrankung." Auch in der Gruppe der Kinder, die stationär aufgenommen werden, sei dann aber auch die Rate derer mit positivem Testergebnis höher, sagt Rodeck.