Druckartikel: Söder auf Ägypten-Reise - Kamel bringt Bayerns Ministerpräsident aus dem Konzept

Söder auf Ägypten-Reise - Kamel bringt Bayerns Ministerpräsident aus dem Konzept


Autor: Alexander Milesevic, Agentur dpa

Kairo, Donnerstag, 03. Oktober 2024

Perfekte Bilder mit Pyramiden und Kamelen liefert Bayerns Ministerpräsident mit dem ersten Sonnenstrahl. Auch wenn Söder sich für die Wirtschaft einsetzen will, überlagert die Reise ein anderes Thema.
Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern, besichtigt die Pyramiden von Gizeh. Söder unternimmt eine dreitägige Reise nach Ägypten.


Update vom 03.10.2024:  Diese besondere Feier soll es auf Söders Ägypten-Reise geben

Aufsteigen will Markus Söder nicht. Weder auf Valentino noch auf Casanova oder Micky Maus. Als der bayerische Ministerpräsident den Sonnenaufgang zum Tag der Deutschen Einheit unweit der Pyramiden von Gizeh begrüßt, sind die drei Kamele nicht weit. "Nein, ich will nur daneben stehen", sagt der CSU-Chef zum Führer der offenkundig nur für seinen Besuch bestellten Wüstenschiffe. Abgesehen von Söder und seiner Delegation ist das imposante Weltwunder zu dieser frühen Stunde menschenleer.

Die Ruhe und Klarheit der Pyramiden würde auch der Politik guttun, sagt Söder zu der Szenerie, die noch vor dem Treffen mit Ägyptens Premierminister Mustafa Madbuli und Außenminister Badr Abdelatty genau die Bilder liefert, die bei keiner Reise nach Ägypten fehlen dürfen. Auch wenn es nicht zum Kamelritt kommt, schafft es Valentino, den Medienprofi aus dem Konzept zu bringen: Als das Tier bei seiner Pressekonferenz einen Journalisten ableckt, kann er nur noch lachen.

Doch die faszinierenden Pyramiden, die Sphinx und die Kamele sind nicht der einzige Grund für Söders Besuch im sommerlich heißen Nordafrika. Wie seine Amtsvorgänger betrachtet er die Reise als Kombination aus bayerischer Außenpolitik und Türöffner für die bayerische Wirtschaft. Und diese ist hier bereits aktiv, allen voran Siemens, das maßgeblich an einem milliardenschweren Infrastrukturprojekt für den Schienenverkehr durch die Wüste beteiligt ist.

Gigantische Bauvorhaben bis hin zur Olympiabewerbung für 2036 und 2040

Ägypten offeriert sich Bayern als vielversprechender Partner, insbesondere da das Land politisch - zumindest im regionalen Vergleich - als stabil gilt und möglicherweise bald grünen Wasserstoff dank Solar- und Windkraft liefern könnte. Söder hofft zudem auf die Gewinnung dringend benötigter Fachkräfte. Im Gegenzug erhoffen sich die Ägypter Investitionen für die zahlreichen gigantischen Bauvorhaben.

So wird etwa rund eine Stunde westlich von Kairo die neue Stadt «Neu Kairo» aus dem Wüstenboden gestampft. Sechs Millionen Menschen sollen hier mal leben, 2036 oder 2040 (wie Bayern) will das Land Gastgeber der Olympischen Spiele werden. Als Nachbarland von Israel hat Ägypten ungeachtet aller Wirtschaftsinteressen in der gegenwärtigen Konfliktlage im Nahen Osten eine Schlüsselrolle inne. 

"Wir stehen hinter Israel und wir unterstützen auch Israel in dieser schweren Zeit", bekräftigt Söder. Ein Friedensprozess sei natürlich wichtig, doch zunächst sei es ihm ein Anliegen, die Distanz gegenüber dem Iran und die Solidarität mit Israel hervorzuheben. Diese Haltung wolle er auch während seiner offiziellen Gespräche vertreten. Nach dem Gespräch mit Madbuli und Abdelatty lobt Söder Ägyptens diplomatischen Einsatz und erklärt: "Alle Seiten müssen bemüht sein, eine Deeskalation zu erreichen."

Söder kritisiert Baerbock

Einen Seitenhieb zu Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) will sich der Ministerpräsident auf seiner Reise aber nicht verkneifen: «Ich finde es zum Teil auch relativ absurd, wenn in Europa oder auch in Deutschland Politiker eine Menge erklären und aufrufen zu irgendwas, wo der Einfluss praktisch gleich null ist», sagt er. Es sei «immer etwas albern», wenn sie erkläre, dieses oder jenes müsse passieren.

Nach der Tötung von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah durch die israelische Armee hatte Baerbock vor einer Destabilisierung des gesamten Libanon gewarnt - aus Söders Sicht wurden damit Zweifel an der deutschen Unterstützung für Israel laut, was er sehr bedauere.

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Söders außenpolitischer Ansatz unterscheidet sich, insbesondere bei diesem Thema, wie bereits vor knapp einem Jahr während seines Besuchs in Tel Aviv und Jerusalem deutlich wurde: Es dürfe kein Zweifel daran bestehen, dass Deutschland hinter Israel stehe. Natürlich könne bei guten bilateralen Beziehungen auch auf Probleme eingegangen werden, jedoch stets ohne belehrende Untertöne, die die CSU oft den Aussagen von Grünen-Politikern anhaftet, ganz gleich bei welchem Thema.

Feier zum Tag der Deutschen Einheit in Ägypten

Bei aller Kritik an Baerbock und trotz seines großen außenpolitischen Interesses, der Job des Außenministers kommt für den Außenpolitiker Söder eben nicht infrage. Schon vor Monaten sagte er, dass er kein Interesse an einem Posten im Bundeskabinett habe. Vielmehr passen Söders Vorwürfe zur seit Monaten andauernden Strategie gegen die Grünen für die Bundestagswahl 2025. Auch in der ägyptischen Wüste kann der Machtpolitiker Söder nicht über seinen Schatten springen.

Ein weiterer Agendapunkt seiner Ägypten-Reise ist für Söder der Besuch eines milliardenschweren Verkehrsprojekts in der Wüste sowie das Vereinbaren einer Kooperation zur Lieferung von grünem Wasserstoff. Siemens ist hier in die Entwicklung eines modernen Hochgeschwindigkeitsprojekts involviert, bei dem eine rund 2.000 Kilometer lange Bahnstrecke das Mittelmeer mit dem Roten Meer verbinden soll – ein "Suezkanal auf Schienen" sozusagen.

Bevor es für Söder wieder ins herbstlich kühle Bayern geht, plant der CSU-Chef auch noch ein soziales Projekt für Kinder der koptischen Kirche besuchen und hat zur Feier zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober in die Deutsche Botschaft geladen – hier soll bei einer Art Oktoberfest unter Palmen auch ein Fass bayerisches Bier angezapft werden.

Für Markus Söder wird es bereits die sechste Auslandsreise innerhalb weniger Monate. Vor seiner vergangenen Reise nach China besuchte Bayerns Ministerpräsident Serbien, nachdem er in Schweden zur "Dancing Queen" wurde und zuvor Israel besucht hatte.

Ursprungsmeldung vom 01.10.2024: Söder reist nach Ägypten - das hat Siemens damit zu tun

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder verbringt den Tag der Deutschen Einheit dieses Jahr unter Afrikas Sonne. Am kommenden Mittwoch (2. Oktober 2024) bricht der CSU-Vorsitzende zu einer dreitägigen Reise nach Ägypten auf.

"Wir reisen auf Einladung des ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi nach Kairo. Der Besuch passt in unsere Afrika- und Nahost-Strategie", sagte Söder der Deutschen Presse-Agentur in München. "Ägypten ist das Tor zu Afrika und auch aus Sicherheitsaspekten ein wichtiger Partner in der Region." Er sei nach Franz Josef Strauß und Edmund Stoiber der dritte bayerische Ministerpräsident, der Ägypten einen Besuch abstatte, sagte Söder. "Politischer Höhepunkt ist das Treffen mit Premierminister Mustafa Madbuli." Das Gespräch ist für Donnerstag geplant.

Auch wenn bei dem Gespräch mit Madbuli das Thema Migration angesprochen werden soll, stehen andere Anliegen im Vordergrund: "Wir wollen im Rahmen der bayerischen Afrikastrategie die wirtschaftliche Zusammenarbeit ausbauen. Dazu unterstützen wir bayerische Firmen wie beispielsweise Siemens", sagte Söder.  Während seines Aufenthalts in Ägypten wird er daher mit seiner Delegation unter anderem das größte Bahnprojekt des Landes, "den Suezkanal auf Schienen", besuchen. Das bayerische Unternehmen Siemens spielt eine entscheidende Rolle bei dem Bau.

Söder-Besuch bei größtem Bahnprojekt des Landes - Siemens spielt entscheidende Rolle

Der Industriekonzern Siemens erhielt 2022 einen milliardenschweren Auftrag aus Ägypten erhalten, unter anderem für Hochgeschwindigkeitszüge. Wie das Unternehmen mitteilte, habe man gemeinsam mit zwei Partnern habe man den Vertrag für den Bau des weltweit sechstgrößten Hochgeschwindigkeitssystems unterzeichnet. Dabei entfällt allein auf Siemens ein Auftragswert von 8,1 Milliarden Euro. Diese Summe schließt auch 2,7 Milliarden Euro für die erste Strecke ein, die bereits zuvor vereinbart wurde.

Den Angaben von Siemens zufolge ist dies der größte Auftrag in der 177-jährigen Firmengeschichte. Laut der Mitteilung ist der Bau eines 2000 Kilometer langen Hochgeschwindigkeitsnetzes vorgesehen. Siemens Mobility werde 41 Hochgeschwindigkeitszüge, 94 Regionalzüge und 41 Güterlokomotiven liefern. Der Vertrag umfasst zudem Bahninfrastruktur, acht Betriebs- und Güterbahnhöfe sowie einen 15-jährigen Wartungsvertrag.

Ein weiterer thematischer Schwerpunkt von Söders Reise ist Wasserstoff. "Wir wollen neue Zulieferer für grünen Wasserstoff erschließen und werden mit Ägypten eine Kooperation im Bereich Wasserstoff vereinbaren", sagte Söder. Bayern brauche als "wirtschaftliches Leistungsherz" aus Richtung Norden und Süden einen verlässlichen Zugang zu Wasserstoff als Zukunftstechnologie.

Besuche in Gizeh und bei den Kopten geplant

Wer Söder kennt, weiß, dass er während seiner Reise nach Ägypten nicht an einem fototauglichen Abstecher zu den Pyramiden vorbeikommen wird. "Ägypten ist ein spannendes Land, schon aufgrund seiner großen Geschichte", sagt er.

Bevor Söder am Freitag wieder nach Bayern zurückkehrt, plant er auch noch ein soziales Projekt für Kinder der koptischen Kirche zu besuchen und zu unterstützen. "Wir wollen uns auch für die Christen im Land einsetzen."

Für Söder ist es nicht die erste Reise in das nordafrikanische Land – privat war er bereits zweimal dort. Dennoch wird auch für ihn eine Premiere dabei sein: Am 3. Oktober wird Bayern gemeinsam mit der deutschen Botschaft in Kairo eine Feier zum Tag der Deutschen Einheit veranstalten – eine Art Oktoberfest unter Palmen. Söder: "Dort wollen wir zeigen, warum Bayern das schönste Land in Deutschland und im Ausland höchst anerkannt ist."

Ägypten ist wichtiger Handelspartner für Bayern

Ägypten ist in Nordafrika ein bedeutender Handelspartner für Bayern. Im Jahr 2023 betrug das Außenhandelsvolumen 618 Millionen Euro – dabei entfielen der Großteil (482 Millionen Euro) auf Exporte aus Bayern nach Ägypten.

Die wichtigsten Exportgüter Ägyptens waren bisher Gemüse und Obst (12 Prozent), Erdöl (11 Prozent) und Gas (7 Prozent). Das Land hat jedoch gute Voraussetzungen für Sonnen- und Windenergie. Auch in der Produktion von "grünem Wasserstoff" gibt es Entwicklungspotenzial – hierfür sucht das Land Investoren.

Für Markus Söder wird es bereits die sechste Auslandsreise innerhalb weniger Monate. Vor seiner vergangenen Reise nach China besuchte Bayerns Ministerpräsident Serbien, nachdem er in Schweden zur "Dancing Queen" wurde und zuvor Israel besucht hatte.

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