Wie lebt es sich als Mensch ohne Nationalität? Die "37°"-Reportage "Staatenlos - Kein Pass, keine Rechte" begleitet zwei Betroffene in ihrem herausfordernden Alltag.
Sie wurden in Deutschland geboren oder sind schon lange hier - doch sie haben keine eindeutige nationale Identität: Wie Menschen ohne Staatsbürgerschaft hierzulande leben, zeigt nun eine "37°"-Reportage im Zweiten. Der Film unter dem Titel "Staatenlos - Kein Pass, keine Rechte" begleitet zwei Betroffene durch einen Alltag, der für die meisten undenkbar wäre.
Staatenlose bleiben oft unsichtbar, werden übersehen, führen abgeschiedene Leben. Dabei sind Millionen auf der ganzen Welt betroffen, wie der Film von Maike Conway illustriert. Allein in Deutschland leben fast 30.000 Personen als anerkannte Staatenlose, hinzukommen noch einmal 95.000, deren Nationalität nicht geklärt ist. Die Reportage, so heißt es in der ZDF-Ankündigung, mache "das unsichtbare Schicksal von Menschen ohne Staatsangehörigkeit sichtbar". So wie die Schicksale von Moussa und Christiania, die mit der Kamera begleitet wurden.
Im Einsatz für staatenlose Menschen
Moussa, der 2015 ohne gültige Papiere aus Libyen nach Deutschland kam, war in seiner Heimat nie offiziell registriert. Als Sohn einer Tuareg-Familie besaß er keine Staatsbürgerschaft. In Dresden baute er sich ein neues Leben auf, absolvierte Praktika und Gasthörerschaften und arbeitete schließlich in einer Kunstgießerei. Jahrelang musste er dafür kämpfen, hierzulande als staatenlos anerkannt zu werden. Heute engagiert er sich in Bildungsprojekten und berichtet an Schulen als "Zeuge der Flucht" von seinem schwierigen Weg über das Mittelmeer.
Christiana Bukalo wurde zwar 1994 in München geboren - ist aber ebenfalls staatenlos, weil ihre Eltern in den 90er-Jahren ohne gültige Dokumente aus Westafrika geflohen waren. 2021 gründete sie die Initiative "Statefree.world", die Betroffene vernetzt und sich öffentlich für staatenlose Menschen einsetzt. Denn diese haben, so wie Christiana selbst, kaum Rechte. Sie dürfen nicht wählen und können kaum am Arbeitsleben und Alltag teilnehmen.
Anhand der Protagonisten, die beide gegen rechtliche Unsichtbarkeit und für gesellschaftliche Teilhabe kämpfen, sucht der Film Antworten auf heikle Fragen: Wie wird man staatenlos? Kann man trotz aller bürokratischen und sonstigen Hürden ein normales Leben führen? Und was bedeutet es überhaupt, einen Pass zu haben - oder eben nicht?
37°: Staatenlos - Kein Pass, keine Rechte - Di. 09.09. - ZDF: 22.15 Uhr