Druckartikel: "Eskalationsgefahr ist riesig": Linken-Chef warnt bei Lanz vor Handlungen gegen Russland

"Eskalationsgefahr ist riesig": Linken-Chef warnt bei Lanz vor Handlungen gegen Russland


Autor: teleschau - Natascha Wittmann

Deutschland, Freitag, 12. Sept. 2025

Trotz russischer Drohnen über Polen warnte Jan van Aken bei "Markus Lanz" vor einem Nato-Gegenschlag. Gleichwohl sei Nichtstun "auch ein riesiges Problem". Ein undenkbares Szenario für den Linken-Chef sind derweil deutsche Bodentruppen in der Ukraine.


Russland hat im Krieg gegen die Ukraine eine weitere Grenze überschritten: Wie der polnische Regierungschef Donald Tusk bestätigte, wurden russische Drohnen über polnischem Staatsgebiet abgeschossen. Damit drangen erstmals russische Flugkörper in Territorium der Nato ein. Während Tusk eine "Provokation großen Ausmaßes" seitens Putin ausmachte, reagierte US-Präsident Donald Trump überraschend wortkarg auf die jüngsten Vorkommnisse. Auch ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen gab am Donnerstagabend bei "Markus Lanz" zu, dass Trump "keinerlei Anstalten gemacht" habe, "mal eine rote Linie zu ziehen" oder "eine klare Ansage zu machen".

Deshalb verdeutlichte der US-Experte: "Das zeigt ein Stück weit das, was viele Kritiker ja auch sagen (...): Die Europäer müssen begreifen, dass Donald Trump nicht wirklich ein verlässlicher Partner innerhalb der NATO ist, auf den man sich im Zweifel, im Angriffsfall nicht hundert Prozent verlassen kann." Der Korrespondent ergänzte, dass es Trump "am Ende (...) ums Geschäftemachen" gehe.

Für den US-Präsidenten seien "die unmittelbaren wirtschaftlichen Interessen" im Zweifelsfall "wichtiger als vielleicht das strategische Interesse, Europa zu schützen. Und das führt dazu, dass er nicht bereit ist, Druck auszuüben auf Wladimir Putin". Eine Aussage, die Journalistin Sabine Adler bestürzte, denn: "Das Signal ist verheerend." Auch Markus Lanz sprach von "einer sehr gefährlichen Situation" und merkte an: "Man hat das Gefühl, so richtig hinter der NATO steht er nicht." Linken-Chef Jan van Aken zeigte sich davon wenig überrascht: "Trump zeigt seit Monaten, dass er mehr Team Putin ist." Putin wisse daher laut van Aken, dass er in Trump "mehr einen Kollegen" habe als "einen Gegner".

Jan van Aken befürchtet: "Wenn man gar nichts macht, dann kommt der nächste Angriff"

Trotz der prekären Lage warnte der Linken-Politiker jedoch vor einer zu harten Reaktion seitens der Nato: "Wenn die Nato jetzt mit gleichen Mittel zurückschlägt, dann haben wir innerhalb von wenigen Tagen ein Aufschaukeln, das keiner mehr kontrollieren kann." Jan van Aken warnte weiter: "Die Eskalationsgefahr ist riesig." Nichtstun sei jedoch "auch ein riesiges Problem", wie der Politiker zugab: "Wenn man jetzt gar nichts macht, dann kommt der nächste Angriff, der ein Stück weiter geht."

Das wiederum veranlasste Markus Lanz dazu, die Debatte um deutsche Bodentruppen in der Ukraine anzusprechen. Während Sabine Adler klarstellte, dass die Debatte "dringend" geführt werden müsse, vertrat Jan van Aken eine andere Meinung. Er sprach sich entschieden gegen den Einsatz deutscher Bodentruppen aus und sagte: "Die ganze Debatte um Sicherheitsgarantien hat für mich eine völlig falsche Richtung bekommen." Der Linken-Chef fügte energisch hinzu, dass es für ihn "völlig undenkbar" sei, dass Soldaten der Nato-Staaten sich noch vor einem Waffenstillstand in der Ukraine "in den heißen Krieg reinbegeben".

Dies würde laut van Aken "eine Eskalationsgefahr" bedeuten, "die hat keiner mehr im Griff". Stattdessen plädierte der Linken-Chef für eine dreistufige Vorgehensweise: "Erst die Verhandlung, dann den Waffenstillstand und dann eine Sicherheitsgarantie!" Der Politiker fügte energisch hinzu: "Wir brauchen endlich Putin am Verhandlungstisch - und wenn es nur mit China geht, dann geht es eben nur mit China. Warum macht man das nicht endlich mal?"

"Kein nachhaltiges Einwandungerungsland": Experte rechnet mit deutschem Asylsystem ab

Ähnlich emotional schaltete sich Jan van Aken auch in die Debatte ein, als es um die deutsche Migrationspolitik ging. Während Migrationsforscher Ruud Koopmans mehrmals die Dysfunktionalität des Asylsystems bemängelte, platzte es aus dem Linken-Chef heraus: "Was mir richtig aufstößt, ist, dass Sie da so pauschalisierend drübergehen!" Er kritisierte, dass Geflüchtete nach ihrer Ankunft in Deutschland häufig nicht im Arbeitsmarkt Fuß fassen können: "Das ist doch völlig absurd!"

Ruud Koopmans hielt jedoch prompt dagegen und sagte: "Nahezu jeder Syrer in Deutschland darf arbeiten - und das wissen Sie aus!" Auch Markus Lanz reagierte skeptisch auf die Aussagen von van Aken und erklärte, dass es seitens der Geflüchteten auch "eine Bringschuld" gebe. Der Ausdruck schien dem Linken-Chef jedoch zu missfallen: "Sie tun gerade so, als ob die Syrer, die hierherkommen, nicht arbeiten wollen. Das ist überhaupt nicht so. (...) Die sind hungrig darauf, hier zu arbeiten!"

Migrationsforscher Ruud Koopmans wollte auch dies nicht unkommentiert lassen. Er sagte: "Es sind in den letzten Jahrzehnten immer mehr Menschen hierhergekommen, die sich nicht gut in den Arbeitsmarkt integrieren und die nicht beitragen an den Sozialkassen - und die vor allem etwas kosten und dadurch natürlich auch die Nachhaltigkeit des Sozialstaates (...) schwieriger machen." Koopmans weiter: "Es ist nicht in Ordnung in einer Einwanderungsgesellschaft, wenn mehr als die Hälfte der Bürgergeldempfänger einen Migrationshintergrund haben. Das ist kein nachhaltiges Einwanderungsland! (...) Das ist die Dysfunktionalität des Systems, das wir haben."