Syrer konfrontiert CDU-Mann mit seinen Ängsten - die barsche Antwort macht ihn "kurz sprachlos"
Autor: teleschau - Friederike Hilz
, Donnerstag, 07. August 2025
Einst floh Sulaiman Tadmory aus Syrien. Jetzt ist der Bürgerkrieg vorbei, gleichzeitig werden anti-migrantische Stimmen in der deutschen Politik immer lauter. Der deutsch-syrische Journalist fragt sich in einer neuen ARD-Reportage: "Ist es Zeit zu gehen?"
Sulaiman Tadmory floh vor zehn Jahren vor dem syrischen Bürgerkrieg nach Deutschland. Er musste dort mit ansehen, wie ein Freund direkt neben ihm von einer Granate getötet wurde, er hungerte und wurde vertrieben. Heute arbeitet er als Journalist beim NDR. Auch Tadmorys Mutter lebt mittlerweile in Deutschland.
Seit dem Sturz Assads und dem Ende des Bürgerkriegs fragt er sich: "Was heißt das für uns Syrer hier in Deutschland?" In der ARD-Dokumentation "Panorama: Zeit zu gehen? Deutschland, Syrien und Ich" spricht Tadmory mit Landsleuten, die genau wie er vor dem Krieg flohen. Herrscht wirklich Frieden in ihrem Heimatland? Ist es Zeit, zurückzukehren?
Laut einer Umfrage des Instituts für Arbeitsmarktforschung aus dem Dezember 2024 wollen 66 Prozent der geflohenen Syrerinnen und Syrer dauerhaft in Deutschland bleiben, während 25 Prozent sich noch unsicher sind. Sechs Prozent wollen das Land wieder verlassen. Geht es nach Bundeskanzler Friedrich Merz und anderen politischen Stimmen, sind das längst nicht genug.
"Besuchen: Ja, Dortbleiben: Nein", sagt Studentin Leen über ihr Heimatland. Sie floh mit ihrer Familie nach Deutschland, als sie zwölf Jahre alt war. Sie kenne Syrien nicht genug, um dorthin zurückzukehren. Zwar sei die Entwicklung in der Politik "nicht die beste", findet Leen, "aber ich kenne dieses Land gerade besser als mein eigenes Land".
Joe Chialo reagiert verständnislos: "Was soll ich dazu jetzt sagen?"
"Nicht die beste" politische Entwicklung - damit meint die Studentin den Aufstieg der AfD. Plötzlich werden Forderungen wie "Remigration" nicht mehr in klandestinen Kreisen diskutiert, sondern in aller Öffentlichkeit eingebracht. Die Zustimmungsrate für die AfD macht dem NDR-Reporter Angst. Er spürt, "wie sich die Stimmung gegen uns alle wendet".
Tadmory fragt Politikerinnen und Politiker der CDU/CSU am Abend der Bundestagswahl am 23. Februar ganz direkt: Soll er, der den deutschen Pass hat, arbeitet und integriert ist, gehen? Thorsten Frei (CDU) verweist lediglich auf den wegfallenden Fluchtgrund und das Fachkräfteeinwanderungsgesetz. Dorothee Bär (CSU) spricht davon, dass straffällige Flüchtlinge in ihre Heimat zurückkehren sollen. Eine Antwort auf seine Frage bekommt der Journalist nicht.
Von CDU-Bundesvorstandsmitglied Joe Chialo will Tadmory wissen, ob er verstehen könne, dass ihm die politische Entwicklung Angst mache. Der Politiker reagiert schroff und abweisend: "Angst ist ein individuelles Gefühl, was soll ich dazu jetzt sagen? Ich habe keine Angst." Tadmory macht diese Antwort "kurz sprachlos".