Wie lebt man weiter, wenn der Albtraum nie zu enden scheint? In der Reportage "37°: Vergewaltigt: Leben mit dem Trauma" erzählen Mara und Ann-Kristin von den schlimmsten Erfahrungen ihres Lebens - und wie sie versuchen, trotzdem ihren Weg zu gehen.
                           
          
           
   
          Ein Mann mit Vollbart kommt Ann-Kristin auf einem Spazierweg entgegen. Ihr Herz schlägt schneller, sie atmet flach und fängt an zu schwitzen. "Das hat mich leider in dem Moment total getriggert und in die Situation der Vergewaltigung zurückgeworfen", erklärt sie der Kamera mit zittriger Stimme. Seit ein langjähriger Freund sie 2013 vergewaltigte, ist ihr Leben ein anderes.
       
"Ich habe in der Nacht echt gedacht, dass ich sterben muss", erinnert sie sich. Bis heute hat Ann-Kristin mit Angst und Panikattacken zu kämpfen. Der Täter wurde zwar verurteilt, setzte sich jedoch ins Ausland ab und wird bis heute international gesucht. "Ich bin ein anderer Mensch", sagt sie in der ZDF-Reportage "37°: Vergewaltigt: Leben mit dem Trauma".
"Es ist eine Erfahrung, die ich nicht löschen kann", erklärt Mara. Die heute 26-Jährige wurde mit 18 während ihrer Zeit bei der Bundeswehr zweimal vergewaltigt. Vor allem Männer und Menschen in Uniform machen ihr seither Angst.
"Dunkelfeld"-Studie: Nur jede zehnte Vergewaltigung taucht in der Kriminalstatistik auf
  Statistisch gesehen werden pro Tag 33 Vergewaltigungen in Deutschland verübt. Doch laut der "Dunkelfeld"-Studie des Bundeskriminalamts wird nur etwa jede zehnte Tat in der polizeilichen Kriminalstatistik erfasst. Manche Opfer geben an, die Tat vergessen zu wollen, oder glauben nicht daran, dass die Polizei ihren Fall aufklären kann. Im Jahr 2024 wurden in Deutschland 13.320 Fälle von Vergewaltigung, sexueller Nötigung und sexuellem Übergriff im besonders schweren Fall erfasst. Zum sechsten Mal in Folge stieg die Zahl im Vergleich zum vorherigen Jahr.
Die meisten Vergewaltigungen passieren, wie bei Ann-Kristin, im nahen sozialen Umfeld. Doch auch Mara ist kein Einzelfall. Laut dem jährlichen Bericht der Wehrbeauftragten wurden 2024 in 376 Fällen Ermittlungen "wegen des Verdachts auf Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung" eingeleitet. Auch hier wird von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen.
Mara wurde zweimal vergewaltigt: "Das war der Moment, in dem ich erstarrt bin"
  "Ich weiß, dass ich am nächsten Morgen ganz doll Angst hatte, rauszugehen", erinnert sich Mara. Am Vorabend waren ihr zwei Kollegen in ihre Stube gefolgt, abschließen konnte sie diese nicht. Sie habe versucht, die Männer wegzuschicken und die Tür zuzuschieben, doch sie habe keine Chance gehabt. "Ich konnte mich körperlich nicht wehren, sondern sie sind einfach reingekommen und dann ist es zu einem ersten Übergriff gekommen."
Mara meldete den Vorfall nicht und versuchte, die Erfahrung zu verdrängen. Doch drei Monate später passierte es noch einmal. Zwei Kollegen, einer von ihnen war auch Täter beim ersten Übergriff, folgten ihr abends nach Hause, drückten sie an die Haustür. "Der eine hat mich festgehalten und der andere hat mich einfach ausgezogen und angefangen. Und das war der Moment, in dem ich erstarrt bin."